Ich rannte zu ihr, packte sie kurz bevor sie fallen konnte, und zog sie über das Geländer zurück auf den Boden. Zum Glück war sie ziemlich leicht. Für meine Beine war das natürlich trotzdem nicht gut, was ich da machte. Aber egal, hauptsache ich konnte Alice retten. "Nein, lass mich! Ich kann das nicht mehr." Stieß sie aus. Sie wehrte sich, aber ich hielt sie fest. Nach einiger Zeit kam ihre Mutter und nahm sie mit. Aus irgendwelchen Gründen musste ich zu Fuß nach Hause gehen. Das war nicht schwer, dauerte aber in meinem Tempo ziemlich lang. "Wieso warst du so lange weg?" Fragte mich meine Mutter. "Wir haben halt lange geübt." Behauptete ich, und ging einfach schlafen.
Am nächsten Tag in der Schule kam Alice nicht. Sie hatte immer so fröhlich gewirkt, aber hatte innerlich genau das Gegenteil gefühlt. Die anderen guckten mich natürlich wieder komisch an, weil ich ohne Alice herumlief. Der Unterricht verlief gut, konnte mich aber nicht vom Geschehenen ablenken. Zuhause war ich auch irgendwie abwesend.
Alice:
Einerseits war ich froh darüber, dass Nick mich gerettet hatte, aber ich hätte es einfach beenden sollen an dem Tag. Mein schlechtes gewissen presste auf mich wie ein schweres Gewicht, und ich hätte fast nachgegeben. Doch jetzt passten natürlich alle auf, dass so etwas nicht wieder vorkam, und ich saß hier beim Therapeuten. Er versuchte mich Sachen zu fragen, und mir Vorschläge zu machen, aber ich hörte ihm nicht wirklich zu. Ich vermisste Nick, aber ich durfte erstmal nicht zur Schule, sondern sollte mich ganz auf meine Therapie konzentrieren. Ich wollte Nick auch eigentlich gar nicht unter die Augen treten, nach meiner Aktion. Jetzt wusste er, wie verletzlich ich war. Endlich war meine Stunde in der Therapie vorbei, und ich machte mich auf den Rückweg.
Nick: Ich schlenderte durch die Straßen, einfach um spazieren zu gehen, aber da sah ich jemanden mir entegegen kommen. "Alice?" Sie zog den Kopf ein und wollte an mir vorbei gehen. "Jetzt warte doch mal!" Rief ich ihr hinterher. Tatsächlich blieb sie nach ein paar Metern stehen. "Wie gehts dir?" "Schon besser." Antwortete sie. Ich hob ihr Kinn an, und sah ihr in die Augen. Man sah ihr die Depressionen an, denn jetzt hatte sie Augenringe und guckte mich an, als ob es sie gar nicht interessierte, wie sie auf andere Leute wirkte. "Ich möchte nicht, dass du stirbst." Flüsterte ich. "Ich wollte es auch nicht." Sie 'wollte' es nicht. Also jetzt möchte sie es, oder was? "Wann komnst du zur Schule zurück?" Schaltete ich wieder auf normale Konversation über. "Weiß ich nicht." Antwortete sie. "Mhm" brummte ich. "Und das ich in dich verknallt war... Das war nur ein Witz." Sie ging schnell wieder weg. Alles klar. Jetzt hatte ich mir auch noch Hoffnungen bei ihr gemacht. Leicht angepisst ging ich wieder nach Hause. Dorian und ich guckten uns zusammen einen Action-Film an. Das hatten wir schon lange nicht mehr getan, und es war schön mal wieder Zeit mit ihm zu verbringen. Ich übte langsam, ohne Krücken zu gehen, was aber noch ziemlich schwankend und depriemierend war. Meine Beine gewannen nur langsam an Kraft, aber immer hin kämpfte ich, und könnte bald wieder ohne Krücken laufen.
Alice kam nicht wieder zur Schule. Bei meinen Spaziergängen traf ich sie auch nie. Ein bisschen vermisste ich sie schon, weil mit ihr hatte ich mich nicht mehr so allein gefühlt. Jetzt war ich aber der komische Aussenseiter mit den Krücken. Ich trainierte viel, wo ich aber natürlich auch schlechte Phasen hatte. Ich hatte aber schon einen Trick entwickelt, in dem ich mich selbst vor dem Spiegel motivierte.Das klappte auch meistens gut. Alice hielt sich von mir fern, und ich begann mich damit abzufinden. Vielleicht sollte ich mein Leben einfach ohne sie weiterleben. Doch es kam anders...
Ich machte wieder einen meiner vielen Spaziergänge, und plötzlich lief mir Alice über den Weg. Sie war mit ein paar komischen Mädchen unterwegs, die sich alle heftig geschminkt hatten. Oh nein, ich wusste schon worauf das hinlaufen würde. Sie sollte nicht so etwas erleben. "Na Nick, wie gehts?" Sie streichelte meinen Arm. Verwundert zog ich die Augenbrauen hoch. "Äh, ganz gut." Antwortete ich. Scheiße, ich hätte auf sie aufpassen sollen. "Willst du heute mit auf eine Party?" Fragte sie. Oh Gott. Ich würde mitkommen, aber sie wieder mit nach Hause schleppen, egal wie sie sich wehrte, machte ich mir einen Plan. "Okay." Sagte ich. "Oh, das ist ja schön." Sie umarmte mich fest. Irgendwas musste sie doch getrunken haben! Nicht das es mir etwas ausmachte, wenn sie mich berührte, aber komisch war es schon.
Abends fuhr ich mit dem Auto von Dorian zu der Party, ich hatte zwar noch keinen Führerschein, aber ich konnte einigermaßen fahren. Ich stieg aus, mit meinen Krücken, und merkte sofort viele Blicke auf mir, und hörte alle Flüstern. Der Typ mit den Krücken mal wieder auf einer Party. Alice sah ich schon von weitem. "Lass uns nach Hause gehen Alice. Du gehörst hier nicht her." Sagte ich direkt. "Natürlich gehör ich hier her!" Sagte sie und zischte ab. Jetzt war ich angepisst. Sollte sie doch sonst was mit ihrem Leben machen. Sie lernte nicht mal aus meiner Geschichte. Ich fuhr wieder nach Hause. Doch schlafen konnte ich nicht. Nach längerer Zeit guckte ich mal wieder auf mein Handy. Es gab viele Posts über Jacks Tod, aber da entdeckte ich ein verstörendes Bild. Es war in einer Story von irgendeinem Jungen, die Alice betrunken und rumknutschend zeigte. Ich musste sie da jetzt rausholen.
So ging ich das zweite Mal an diesem Tag zu dieser Party. Diese war gerade in vollem Gange, und niemand beachtete mich, weil sie alle so betrunken waren. Ich guckte einfach in jedes Zimmer rein, auch wenn da manchmal verstörende Dinge zugange waren. Alice fand ich schon bald. Sie lag auf einem Bett. Oh Gott, was ist mit diesem armen Mädchen passiert. Drei Jungs standen um sie herum. "Hey!" Rief ich. Sie drehten mich zu ihr um. "Alice muss nach Hause, sonst rufe ich die Polizei." Erst überlegten die Jungs, doch dann ließen sie mich durch. Jetzt hatte ich ein Problem. Laufen konnte sie nicht mehr. Ich hiefte sie über meine Schulter, nahm ihre Anziehsachen, meine Krücken, und ging los. Sie war zwar leicht, trotzdem war es schwer. Ich kämpfte mich durch, und hob sie auf den Beifahrersitz. Einerseits war ich böse auf sie, andererseits tat sie mir leid. Sie hatte sich zu sehr beeinflussen lassen.So, das war das fünfte Kapitel☺ Hoffentlich hat es euch gefallen.
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Life changes!
Teen FictionNick war ein netter Streber, bis ein Schulwechsel sein ganzes Leben veränderte.