6. Kapitel - A Necessity for Apologies

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6. Kapitel - A Necessity for Apologies

Aufklärung nennt man den Vorgang, bei dem ein Erwachsener mit Hilfe aller seiner Kenntnisse den Kindern ein Viertel von dem erzählt, was sie schon wissen.
Wolfgang Herbst

Zu sagen, dass Adelaide nicht amüsiert war über die Situation, die sie im Wohnzimmer vorfand, wäre untertrieben gewesen. Lincoln erstarrte und warf sich im nächsten Moment auf den Boden und versuchte schluchzend mit seinem Körper die Asche des Kamins aufzuwischen, die auf dem Teppich verstreut lag, doch Adelaide schickte ihn mit einem Kopfnicken aus dem Raum und beseitigte das Chaos mit einem Wink ihres Zauberstabs.

„Was habt ihr hier angestellt?", forderte sie und sah zu Dippsy, deren große Ohren um den Türpfosten lugten, „Dippsy, geh zu Lincoln und nimm ihm das Kaminbesteck ab, bevor er nur noch mehr Ruß im Haus verteilt." Ihr Blick richtete sich erneut auf mich und in ihren Augen stand die stumme Drohung, jetzt die Wahrheit zu sagen.

„Lincoln wollte sich sinnlos bestrafen und ich habe versucht, ihn davon abzuhalten. Dadurch ist die Asche auf den Teppich gekommen", murmelte ich. Als ich vom Boden aufstand, rieselte weiterer Dreck hinab und ich verzog das Gesicht. Adelaide hatte sich auf die Lehne des Sessels niedergelassen und musterte mich von oben bis unten.

Ich wand mich unter ihrem Blick, denn ich wusste, dass der Beweis für das, was vorhin geschehen war, mir noch in jeder Pore anzusehen war – war es das rote, schweißnasse Gesicht oder die Blätter, die sich in meinen Haaren verfangen hatten.

„Das ist nicht alles, habe ich recht?", fragte sie dann auch unbarmherzig und zielgenau. Ich blieb stumm, denn die Folgen meines unbedachten Verhaltens waren mir mit jedem Schritt klarer geworden, den ich weiter weg vom Geschehen gerannt war.

Meine Augen richteten sich auf meine Füße, die immer noch in den sandigen Schuhen steckten und über den Boden scharrten. Mein Kopf schwamm und meine Kehle schnürte sich zu. Die Wahrheit war unvermeidbar, doch ich verschluckte mich jedes Mal an ihr und brachte sie nicht über die Lippen, denn die Scham brannte tief und heiß in mir.

„Catherine, antworte mir!"

„Ich-" Meine Stimme versagte und endete in einem kläglichen Laut. Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Ich hatte meine Magie nicht im Griff gehabt und Blaire, Alex, Jack und Rebekah hatten die Folgen davon, zu spüren bekommen. Doch dies war nur geschehen, weil die Welten, in denen ich wandelte, heftiger kollidiert waren, als es sonst der Fall war.

Es war eine tickende Zeitbombe gewesen und das wusste Adelaide noch besser als ich. Sie würde verstehen, warum ich die Kontrolle verloren hatte. Sie musste es einfach verstehen.

„Blaire hat einige Dinge gesagt, die nicht sehr nett waren. Gemeine Dinge über Mum und Dad und Harry. Ich-. Ich war so wütend." Es war für einen Moment still, als Adelaide erfasste, was ich ihr erzählte. Ihre Stimme war ruhig als sie sprach, doch ich wusste, dass ihre Worte getränkt waren von unterdrückten Gefühlen.

„Was ist dann passiert?"

„Ich wollte ihnen nie wehtun. Das schwöre ich.", antwortete ich und vergrub meine Hände in meinem Schoß. Adelaide sog zischend die Luft ein und stand mit zwei schnellen Schritten neben mir.

„Was bei Merlin hast du getan?" Ich schluckte heftig gegen den Kloß in meiner Kehle an. Jedes Wort, was ich hervor presste, war eine Qual.

„Ich habe einfach nur plötzlich diese Wut gespürt und dann konnte ich gar nichts mehr sehen und plötzlich ging alles ganz schnell. Es hat laut geknackst und der  Baum, unter dem wir saßen, hat einige seiner schweren Äste abgeworfen und die anderen unter sich begraben." Zum Ende hin war meine Stimme immer leise geworden, ehe sie vollends verstummte. Adelaides Augen weiteten sich und ihre Hand klammerte sich schmerzvoll um meinen Arm.

Tu, was du musst. Komme, was mag.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt