"Das glaube ich ja nicht", regte Raphael sich auf. "Das darf einfach nicht wahr sein. Wie alt bin ich denn?" Auffordernd sah er Leslie an und sie blickte fragend zu mir. "Keine Ahnung. Ähm...fünfzehn?" Raphael sah aus als höre er nicht recht. "Nein verdammt sechszehn. Ich bin sechszehn. Alt genug um keinen Babysitter mehr zu benötigen." Er warf Charlotte einen vernichtenden Blick zu, diese aber lächelte nur wohlig und arrogant. "Als ob der gestrige Tag nicht schon ausreichend seltsam war", maulte er und schloss kurz seine Augen um sich zu sammeln.
Ja, seltsam traf es ziemlich gut. Nachdem Charlotte wieder zum elapsieren abgeholt wurde, trat in unser Haus eine gewisse Ruhe ein. Aber als sie wieder kam, bekam das Adjektiv des Tages seine Bedeutung. Ich traf Gideon im Treppenhaus und er grüßte mich. Freundlich! Ohne irgendwelchen Albernheiten. Als ob das nicht schon genug sei, hatte er sogar angeboten, mir mit den Tüten in meiner Hand zu helfen, weil ich gestern meine Klamotten aussortiert hatte. Er war höflich! Unergründlich nett.
Bei Raphael war es ähnlich. Sein großer Bruder hatte sich um ihn gesorgt und auf der Schule angemeldet, in welcher er jetzt steht. Zusammen mit Leslie, seinem Babysitter alias Charlotte der Rubin und mir.
"Es tut mir wirklich schrecklich leid, dass dein Bruder anscheinend nicht das nötige Vertrauen zu dir hat um dich alleine rumlaufen zu lassen", begann Charlotte und ihre Stimme triefte nur so vor Spott. "Aber was will man von dir schon erwarten. Du bist einfach zu nichts außer irgendwelchem Unfug zu gebrauchen." Provozierend lächelte sie ihn an und trat einen Schritt auf ihn zu. "Würde er dich dir selbst überlassen würdest du die ganze Schule in Brand setzen. Du kannst dich glücklich über Gideon schätzen. Er will dich nicht in Schwierigkeiten bringen."
"Oh glaube mir, einzig mit dieser verdammten Schnappsidee bringt er mich schon in Schwierigkeiten." Wütend funkelte Raphael sie an.
"Und ich glaube du bist einfach nur zu dumm um das Gute in seinem Handeln entziffern zu können."
"Treib es nicht zu weit Charlotte", warnte ich sie und bewegte mich nun auch weiter auf die beiden zu.
"Was willst du tun Gwennylein? Willst du einen deiner starken und tollen Boyfriends holen um mir zu drohen oder willst du das übernehmen."
"Nein, nein. Das mache ich schon selber. Alles andere wäre doch viel zu viel Arbeit für mich", ging ich auf ihre Aussage ein. Sie bezog meine seltene Anwesenheit zuhause immer auf meinen, von ihr ernannten Ruf als Schulmatratze.
Leslie versuchte mich mit ihren Blicken von der Seite abzuhalten, damit das alles nicht eskalierte.
"Außerdem bin ich ja auch noch da", meinte Raphael stolz auf sich selber.
"Und du kannst mir auch so viel antun", spottete Charlotte. "Schon vergessen? Man schlägt keine Mädchen."
"Keine kleinen Mädchen. Das trifft auf dein Ego schon lange nicht mehr zu", brummte Leslie.
"Hast du es immer noch nicht verstanden Charlotte? Du musst dich nicht immer so aufspielen", versuchte ich es nun ruhiger. Seid sie vorgestern in der Zeit gesprungen ist, ist sie noch schlimmer geworden und am Sonntag ist ihr eingefallen einen weiteren Punkt auf ihrer To-do-Liste abzuhaken und hat unsere Freundschaft offiziell für beendet erklärt. Das diese zum Scheitern vorausgesehen war, war von vornherein klar.
"Stimmt! Das habe ich gar nicht mehr nötig."
Plötzlich sah ich ihren Arm zucken, doch ich hielt mich zurück. Und ehe ich mich versah, stand ich mit dem Rücken an der Wand während Charlotte vor mir steht und mich an dem Knoten der Krawatte (die zur Schuluniform gehörte) packte. Sofort kamen Leslie und Raphael auf uns zugeeilt und versuchten sie von mir zu schieben, da ich jetzt mal wieder unglaublich hilflos aussehen musste. "Und ich sage es dir nur einmal, Gwendolyn", sie spuckte meinen Namen nur so aus. Doch bevor sie weiter sprechen konnte kam Mrs Counter um die Ecke und starrte uns an. "Miss Hay, zwei Montroses und Sie sind?" fragte sie fassungslos.
Was sollte dass denn? Einmal Miss Hay, zweimal die Miss Montrose und das Neue aus ihrer Werbung. Zum mitnehmen, bitte.
Herzlichen Dank, Mrs Counter. Das nehme ich als Kompliment auf. "Ich heiße Shepherd", erwiderte ich genervt. Sie würde es wohl nie lernen.
Schneller als man gucken konnte ließ Charlotte von mir ab und raffte ihre Haltung.
"Raphael Bertelin. Ich bin aus Antibes, dass liegt im Schönen Frankreich, hier her gezogen. Heute ist mein erster Schultag hier. Eine tolle Uniform, wirklich! Ich könnte dem Designer um den Hals fallen", begrüßte Raphael sich und drehte sich zum Schluss wie ein kleines Mädchen in einem Prinzessinenkleid, im Kreis. Ich würde den Designer auch gerne treffen. Allerdungs um ihm an den Hals zu fallen. "Das freut mich. Willkommen. Und ich weiß wo Antibes liegt", entgegnete sie zornig und wandte sich dann mir zu. "Was war das eben. Sie wollen doch nicht schon an Ihrem ersten Tag eine Strafarbeit." Letzeres sagte sie zu Raphael.
Charlotte holte schon Luft um wahrscheinlich alles in meine Schuhe zu schieben als sie fortfuhr: "Nun, dann sehe ich mich gezwungen euch ein Referat vortragen zu lassen. In der nächsten Erdkundestunde bitte einen 10-minütigen Vortrag zur Ausdehnung des westlichen Gangesdeltas. Vielen Dank." Damit huschte sie an uns vorbei -Mrs Counter wie sie leibt und lebte. Wenn es einen Konflikt gab, musste dieser immer in einer Präsentation enden. Damit die Betroffenen mehr Zeit miteinander verbringen und sich anfreunden. Auf sowas kam nur auch nur sie.
Nach der Schule trafen wir uns dann bei Raphael. Charlotte musste leider nach Temple und konnte uns somit keine Gesellschaft leisten. Ist auch besser so, denn ohne ihre hitzigen Kommentare sind wir eindeutig schneller.
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" I don't know what I knew before. But now I know I want to win the war"
("I feel it all" von Feist)
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Hallo *vorsichtiges Winken*
Es gibt Neuigkeiten: I am still alive!!!
Es tut mir schrecklich leid, dass es so lange gedauert hat aber ich finde es im Moment zu langweilig, was Gwen erlebt und dementsprechend ist es auch langweilig es zu schreiben. Daher ist dieses Kapitel auch kürzer. In den nächsten zwei Wochen wird es auch noch nicht weitergehen. Nochmal Entschuldigung.
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Auf einmal war es anders (Rubinrot-FF)
FanfictionGwendolyn wusste von Anfang an, dass sie in der Zeit reisen kann. Sie wurde seit Beginn ihres Lebens privat dafür unterrichtet. Aber was ist wenn plötzlich ein Ereigniss geschieht dass ihr gesamtes Lebenswerk und ihre Pläne für die Zukunft nicht nur...