Begegnung

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BEGEGNUNG

,,Passen Sie doch auf!" mit schmerzverzerrtem Gesicht presste Aurora ihre rechte Hand an den Körper. Im gleichen Moment streckte sich ihr eine hilfreiche Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen.

„Verzeihen Sie bitte, ich habe Sie nicht gesehen," sagte der Mann, der sich über sie beugte.

„Ja, ja das sagen alle..," murmelte Aurora leicht gereizt und stand auf, ohne die ihr dargebotene Hand zu greifen. Sie richtete ihre Kleidung und sah dann den Mann an, der sie in diese missliche Lage gebracht hatte... und wäre beinahe erneut zu Boden gegangen.

Sie blickte in zwei bernsteinfarbene Augen, die sie freundlich anschauten und glaubte zu träumen.

„Ich habe mich unterhalten und Sie versehentlich dabei umgerannt, das tut mir wirklich sehr leid," entschuldigte sich der Mann erneut und hob ihre Handtasche auf. Verstohlen schauten die anderen Kunden des Musikladens herüber.

„Wa... wahr...," sie musste sich räuspern, denn ihre Stimme drohte zu versagen, „wahrscheinlich sind wir beide daran schuld," entgegnete Aurora heiser, ihre Hand noch immer mit der anderen haltend.
In ihrem Kopf drehte sich alles und das nicht nur wegen des Schmerzes.

„Ich bin wohl gerade in dem Moment, als Sie vorbei kamen rückwärts gelaufen, um die Gitarre genauer zu betrachten und dann fand ich mich auch schon am Boden wieder. Das kann passieren," sprach sie schnell weiter und strich sich verlegen eine kupferrote Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Haben Sie große Schmerzen? Soll ich einen Arzt rufen oder Sie ins Krankenhaus fahren?" bot ihr der besorgte Herr an.

„Nein, danke. Ich werde mich in ein Taxi setzen und hinfahren lassen," entgegnete Aurora versöhnlich und brachte sogar ein kleines Lächeln zustande.

„Gut, dann bringe ich Sie aber bis zum Wagen," sagte er.

„Das ist wirklich nicht nötig, es wird schon gehen, vielen Dank," widersprach sie freundlich.

„Ich bestehe darauf," ließ er nicht locker und schaute sie mit fast schon flehenden Augen an.

„Also gut," gab Aurora nach, da die Hand nun ziemlich schmerzte.

Gemeinsam verließen sie den Laden und als sie auf der Straße angekommen waren, winkte er sogleich ein Taxi heran, um ihr im nächsten Moment auch schon die Tür zu öffnen. Sie stieg ein.

„Entschuldigen Sie bitte noch einmal meine Unachtsamkeit, ich hoffe, dass es mit der Hand nicht so schlimm ist." entgegnete er ihr.

„Das hoffe ich auch....," antwortete sie mit verzweifeltem Blick  und er schloss vorsichtig die Wagentür.
Als das Taxi los fuhr schaute er ihm noch kurz hinterher, in der Erwartung, dass sie sich vielleicht umdrehte.

Doch seine Hoffnung wurde nicht erfüllt.

Auf der Fahrt ins Krankenhaus dachte Aurora über das gerade Erlebte nach, welches ihr immer noch wie ein Traum erschien.

Nach der Röntgenuntersuchung im Krankenhaus stellte sich heraus, dass ihr Handgelenk stark geprellt war. Unter Protest bekam sie für die nächste Zeit einen Stützverband angelegt.

Wieder in ihrer Wohnung angekommen warf Aurora die Tasche in die Ecke und ließ sich auf die Couch fallen und schlief seelenruhig ein.

Nicht weit von Aurora's Wohnung entfernt stand ein Mann am Fenster seiner Wohnung und blickte hinaus auf den dunklen Nachthimmel.

Karl nahm einen Schluck von seinem Bier und hing seinen Gedanken nach. Die Begegnung mit dieser jungen Frau war nur kurz gewesen, zu groß war der Schreck über das Missgeschick, doch das, was er von ihrer Erscheinung in Erinnerung hatte, hatte sich in sein Gedächtnis eingeprägt.

Er schätzte sie auf ungefähr Anfang zwanzig, die Kupferrotenhaare hatten in leichten Wellen auf ihren Schultern gelegen und ihre ebenmäßigen Gesichtszüge strahlten jugendliche Unbeschwertheit aus.

Doch das, was ihn am meisten fasziniert hatte, war der Klang ihrer Stimme. Ein wenig rau, mit einem berauschenden dunklen Timbre, welches beinahe schon erotisch anmutete. Kaum dass er daran dachte, überzog eine Gänsehaut seinen gesamten Körper.

Er riss sich von diesen Gedanken los.
Eine Frau wie sie war sicher verheiratet oder in einer festen Beziehung, zudem hatte er eh keine Zeit da er in einer Woche auf Tour ging, also brauchte er sich erst gar nicht diversen Träumereien hinzugeben.

Der Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es bereits nach Mitternacht war und er allmählich schlafen gehen sollte. Er fuhr sich durchs Haar, trank das Bier aus und ging dann ins Badezimmer, als er auf dem Weg in sein Zimmer war, hörte er die Wohnungstür aufgehen und sah seinen betrunkenen Mittbewohner Felix der vom Feiern wieder kam.

Schnell flüchtete er in sein Zimmer bevor Felix ihn zutextet er ging zu Bett und fiel in einen traumlosen Schlaf.

Ein rosa Elefant mit FlügelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt