Das unsinkbare Schiff

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Der kühle Wind blies mir in mein Gesicht, wie ich so da stand. In der Ferne hörte ich Möwen lachen, ja es kam mir sogar so vor als würden sie über mich lachen.  Sie waren ja frei, nur ich musste langsam dieses riesige Schiff betreten, das mir eher wie ein Gefängis vorkam, als wie ein Schiff. Meine Mutter, mein "geliebter" Verlobter Caledon und die gesamte Dienerschaft waren schon an Bord des größten Schiffes der Welt, der TITANIC. Diese sollte in 5 Minuten schon ablegen, doch ich verspürte keinen Zwang, sie zu betreten. Mit größter Abscheu machte ich mich dann doch auf den Weg, ich musste mich ja noch durch die Menschenmassen kämpfen - und dabei immer schick aussehen, wie es von einer feinen Dame meines Standes natürlich erwartet wurde. Als ich den Steg erreichte, der mich auf die TITANIC Bingen würde, wurde ich beiseitegeschubst. Ein junger Mann, mit dunkelblondem Haar, den ich nur noch von hinten erkennen konnte lief auf den Steg. "Mein Kumpel und ich sind Passagiere!" Rief er dabei ganz laut. Erst jetzt erkannte ich das noch jemande hinter ihm lief. "Was für ein Rüpel" dachte ich mir noch als ich wieder aufstehen wollte, da kam der Bursche wieder zurück. "Verzeihung Miss" sagte er kleinlaut und half mir auf. Er schaute mir tief in die Augen: " Mein Name ist J..." setzte er an, da rief sein Freund schon nach ihm: "Komm, wir müssen weiter!" Und er war verschwunden. So schnell ich mit meinen Schuhen konnte, rannte ich den Steg entlang und wurde als letzter Passagier eingelassen. "Willkommen auf der TITANIC".

Da war ich, auf dem womöglich luxuriösesten Platz der Erde. Schon der erste Raum war prunkvoll ausgestattet. Von der Decke baumelte ein riesenhafter Kronleuchter, der den Raum mit Licht füllte. Auf dem Boden war ein bunter, flauschiger Teppich und an den Wänden waren Bänke aus Eichenholz angebracht. Ich suchte nach Schildern die mir den Weg zu der ersten Klasse weisen konnten und damit auch zu unserer Suite, B-52, 54 und 56.
Schließlich wurde ich fündig und fand die gesuchten Schilder in einer angrenzenden Halle, wo auch gleich die Aufzüge waren. Als ich den mir gezeigten Weg entlang lief, stellte ich fest das bei der ersten Klasse genauso wenig mit dem Geld geknausert worden war, wie im ersten Raum. Der Boden war aus dunklem Holz darüber lag ein prachtvoller Teppich. "B-12, B-14, B-16..." murmelte ich gedankenverloren vor mich hin. "B-52!" rief ich. Ich klopfte und öffnete die Tür.
Die Suite war wunderschön. Der Raum war in etwa so groß wie ein Esszimmer, doch das reichte mir. Die Wände waren Weinrot und an der Wand hing ein Gemälde welches eine Tänzerin darstellte. Der Boden war aus dem selben Holz wie der Gang, und an der Wand war ein großes, einladendes Bett. Natürlich hing von der Decke ein Kronleuchter, kleiner als der erste aber er spendete ausreichend Licht. Und das beste war freilich der kleine Balkon, von dem man eine wunderschöne Aussicht auf den Schiffsbug so wie den Ozean hatte. Der Raum war ziemlich heimelig und ich konnte es langsam nachvollziehen, dass die TITANIC unsinkbares Schiff genannt wurde. Doch wo waren mein Verlobter und meine Mutter?

Ich machte mich auf, an Deck zu gehen um sie zu suchen. Als ich dort ankam bot sich mir ein Schauspiel, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte. Tausende Leute, die am Hafen standen winkten ihren Lieben auf dem Schiff um ihnen Lebewohl zu sagen. Die Geräuschkulisse war unglaublich, und ich wollte gerade gehen, da sah ich ihn. Den blonden jungen Mann von vorhin. Ich beschleunigte meine Schritte nun, da es mir unangenehm war ihn wiederzusehen, weil er schon gut gefallen hatte. Mit seinen meerblauen Augen und den blonden Haaren die ihm in die Stirn fielen. Ich schüttelte den Kopf um diese Gedanken schnell wieder zu verscheuchen als er mich plötzlich ansah und auf mich zu kam.

TITANIC | Rose und JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt