Als ich aufwachte, fühlte ich mich wie gerädert. Diese Albträume raubten mir echt den letzten Nerv. Um mich abzulenken, duschte ich nur schnell und suchte mir dann einen geeigneten Raum zum Trainieren des Wasserbändigens. Ich wollte nicht ins Labor und möglicherweise Bruce oder Tony bei ihrer Arbeit stören. Sie schienen momentan an einem sehr wichtigen Projekt zu arbeiten. Ich übte etwa 2,5 Stunden, dann machte ich mir kurz Essen und ging wieder zurück. Ich wurde besser und besser. Am frühen Nachmittag erinnerte ich mich an Natashas Einladung und suchte sie auf, um sie um geeignete Kleidung und ein wenig Makeup zu bitten. Das Suchen nach einem passenden Kleid gestaltete sich als ein wenig schwierig, weil zum einen Natasha nicht viele Kleider im Tower hatte, warum auch, und zum anderen ich eine sehr schwierige Größe. Letztendlich fanden wir dann doch etwas für mich, ein rotes, knielanges Kleid aus Samt, und machten uns zusammen fertig. Weil wir immer noch ein-zwei Stunden Zeit hatten, setzten wir uns auf ihr Bett und redeten ein wenig. Ich demonstrierte ihr, was ich schon so im Bändigen gelernt hatte und sie erzählte mir, was sie mit ihrer freien Zeit im Tower machte. Irgendwann machten wir uns auf den Weg zur Party und Natasha verabschiedete sich fürs Erste von mir. Ich holte mir ein Glas Sekt, ging umher, beobachtete Leute und machte neue Bekanntschaften. Ich amüsierte mich tatsächlich. Schließlich waren nur noch die Avengers und einige wenige Personen, die ich nicht kannte, anwesend und ich machte mich auf in mein Zimmer, um sie in ihrer kleinen Runde nicht zu stören. Man hatte mich zwar sehr gut aufgenommen, jedoch wirkte mir das dann doch etwas zu vertraut, als dass ich dabei sein sollte. Natasha verstand das und so ließ sie mich gehen. In dem richtigen Stockwerk angekommen, zog ich das nach einigen Stunden doch etwas ungemütliche Kleid aus und duschte. Das hatte ich am Morgen zwar schon einmal gemacht, jedoch kam ich zwischen den Menschenmassen auf der Party ziemlich ins Schwitzen und so wollte ich nicht ins Bett gehen. Nachdem ich mich abgetrocknet und mir gemütliche Klamotten angezogen hatte, legte ich mich in Bett und schlief geschafft ein. Für eine Feier mit so vielen Menschen hatte ich einfach keine Kraft gehabt, vor Allem weil ich durch die Albträume so wenig und schlecht schlief. Deswegen wachte ich auch erst einige Stunden später durch laute Stimmen im Untergeschoss auf. Immer noch verschlafen ging ich runter und wurde prompt von einem ungewohnten Bild begrüßt. All jene, die nach der Party im kleinen Kreis auf der Couch zusammengesessen hatten, waren jetzt im Raum verteilt, Thor mit Tony in der Mitte. Die Stimmung schien angespannt. „Wow. Was zur Hölle ist denn hier los?", fragte ich erschrocken. Alle Anwesenden drehten sich zu mir um. Natasha eilte zu mir hin. „Gott sei dank geht es dir gut. Es geht dir doch gut, oder?" Sie suchte mich nach Verletzungen ab, bis ich ihre Hände beruhigend in meine nahm. „Ja, es geht mir gut. Warum, was ist los? Ist etwas passiert?", fragte ich erneut, nun besorgter. Thor schenkte Tony noch einen kurzen, wütenden Blick, bevor er sich zu mir umdrehte und sprach. „Unser Genie hier, Stark, hat einen Killerroboter gebaut!" Ich schaute zu besagtem Mann. Er schlug mit den Armen aus. „Hab ich nicht, verdammte Scheiße. Wir waren nicht mal nah dran. Hatten wir ein Interface?" Er schaute auffordernd zu Bruce, dieser zuckte mit den Schultern und nickte komisch. Steve wollte gerade etwas sagen, da sprang ich dazwischen. „Warte, also haben Bruce und Tony ZUSAMMEN einen Killerroboter gebaut?" Tony seufzte. Natasha trat hinter mich und erklärte endlich alles. Tony und Bruce hatten mit dem Zepter experimentiert und irgendwie irgendetwas aktiviert. Dieses irgendetwas, welches Ultron getauft wurde und scheinbar eine Art künstliche Intelligenz mit eigenem Willen war, hatte sie erst vor kurzer Zeit angegriffen, ihnen mit der Vernichtung gedroht und das Zepter gestohlen. Ultron schien sich ebenso im Internet abgesetzt zu haben. Der Plan war jetzt Ultron zu finden, zu zerstören und das Zepter zurückzuholen. Erneut. Es schien, da wartete Arbeit auf uns.
Die nächsten Tage waren nervenaufreibend. Wir warteten auf irgendein Zeichen, irgendwas das uns helfen könnte, Ultron zu finden. Jeder war angespannt und gereizt. Bis Steve und Maria, wie ich endlich erfahren hatte, etwas fanden. Steve reichte uns ein Tablet, auf welchem ein Bild von Strucker zu sehen war. Offensichtlich tot. An die Wand war mit Blut ‚FRIEDE' geschrieben. „Warum eine Nachricht senden, wenn du gerade erst eine Rede gehalten hast?", fragte Natasha und sah in die Runde. Steve antwortete: „Strucker wusste etwas, von dem Ultron wollte, dass wir es nicht wissen." Natasha tippte kurz auf dem Computer vor ihr herum und sagte dann: „Jep. Alles war wir über Strucker hatten, wurde gelöscht." „Nicht alles." In den folgenden Stunden halfen alle mit, jegliche Akten zu durchforsten, auf der Suche nach etwas Hilfreichem. Ich konnte nur zusehen. Als ich mithelfen wollte, hatte Steve es mir verboten, weil ich ja immer noch eine Hydraagentin sein könnte und in diesen Akten sehr vertrauliche Informationen standen. Natasha wollte erst protestieren, hat es dann aber gelassen. Sie wusste, dass er recht hatte. Auch wenn SIE mir vertraute, konnte sie sich immer noch täuschen. Dass sie so dachte, hatte mich zwar verletzt, aber auch ich verstand, dass die Avengers bloß vorsichtig sein mussten. Also saß ich bloß daneben und hielt das Team bei Laune oder brachte ihnen etwas zu essen. Irgendwann stieß Tony auf etwas. „Ich kenne diesen Typen. Hat früher an der afrikanischen Küste beim Schwarzhandel für Waffen gearbeitet." Steve schaute ihn missbilligend an. „Es gibt Kongresse, okay? Leute treffen und so. Ich habe ihm nichts verkauft! Er sprach davon, etwas Neues zu finden. Was zum Mitmischen. Es war sehr... er hatte dieses..." Tony hörte auf zu reden. „Das.", sagte Thor und zeigte auf etwas in der Akte. „Äh, das ist ein Tattoo, ich denke nicht, dass er es damals schon hatte.", meinte Tony. „Nein," sagte Thor, „das sind Tattoos." Er zeigte auf etwas anderes in der Akte. „Das ist ein Brandzeichen." Er deutete wieder auf ersteres. Bruce setzte sich an einen Computer. „Oh ja. Es ist ein Wort in einem afrikanischen Dialekt, bedeutet Dieb, bloß weit weniger freundlich ausgedrückt.", sagte er nach kurzem Recherchieren. „Was für ein Dialekt?", fragte Steve. „Uhm, Wakanada. Wa- Wa- Wakanda." Tony und Steve warfen sich verheißungsvolle Blicke zu. „Wenn ein solcher Typ Wakanda mit gewissen Rohstoffen verlassen hat-" „Ich dachte dein Vater hätte den letzten Rest davon.", unterbrach Steve Tony. Bruce stand auf. „Ich kann nicht ganz folgen. Was kommt aus Wakanda?" Tony schaute auf Steves Schild. „Das stärkste Metall der Welt."
Alle machten sich bereit zum Aufbruch an die afrikanische Küste. Weil Steve der Captain war, wandte ich mich an ihn. „Lass mich mitgehen.", forderte ich. Er schaute auf. „Nein. Warum sollte ich?" Ich seufzte. „Ich will helfen! Bitte!" Ein paar Sekunden lang schaute mich Steve bloß an, dann sah er weg. Er seufzte, so wie ich eben. „Und wie bitte? Lenkst du Ultron mit deinen Selbstheilungskräften ab?", fragte er sarkastisch. „Bitte Steve! Ich habe doch das Wasserbändigen." „Ja, und es ist furchtbar unausgereift. Du hattest gerade mal ein paar Tag zum üb-" ich unterbrach ihn. „Gut, dann bleibe ich meinetwegen im Flieger, aber lass mich mitkommen. Ich will mich einfach versichern, dass es... euch gut geht." Steve sah mich einmal prüfend an, dann nickte er ergeben. Schon kurze Zeit später waren wir auf dem Weg zur afrikanischen Küste. Nach ein paar Stunden landete Clint den Jet etwas abseits des Schiffes, in welchem sie Ultron vermuteten, und stiegen aus. Bruce und ich blieben in einer unangenehmen Stille zurück. Er hörte den anderen über ein Headset zu, ich hingegen spielte ein bisschen mit dem Wasser eines kleinen Fläschchens, welches ich seit der Entdeckung meiner Fähigkeit immer bei mir trug. Als es eine Weile still war, fragte ich Bruce: „Und? Wie läuft es?" Er wollte mir gerade antworten, da hörte er scheinbar wieder etwas aus dem Headset. „Leute, was ist da los? Hey? Ist das ein Code grün? Ist das ein Code grün?" Er schien nervös. Nach etwa einer halben Minute warten antwortete er mir endlich auf meine Frage. „Ich weiß nicht. Mir antwortet niemand mehr, ich weiß nicht was los ist." Ich wusste, dass ich nicht viel mehr tun konnte, als zu warten, also saß ich bloß da und machte mir Sorgen. Zwischendurch hörte Bruce noch was von den anderen, scheinbar waren sie in einen Kampf verwickelt. Plötzlich standen Wanda und Pietro an der Luke und sahen zu uns. Keiner sagte etwas, bis die Zwillinge ruckartig zu uns hineinliefen. Ich wollte meine Hände heben und mich mit meinem Wasser verteidigen, bevor ich mich jedoch bewegen konnte, stand Pietro auch schon vor mir und hielt mich an Ort und Stelle. „Komm mit uns.", flüsterte er und sah mich eindringlich an, mich immer noch festhaltend. „Nein.", flüsterte ich zurück. „Das könnte ich nicht. Ihr helft diesem Killerroboter.", warf ich ihm vor, in der Hoffnung er würde mir wiedersprechen, mir sagen, dass ich mich irrte. Aber das tat er nicht. Er spielte also tatsächlich nur für sich, so wie er es auch getan hatte, als ich in einer Zelle gesessen und seine Hilfe gebraucht hätte. Wanda beeinflusste Bruce' Gehirn und holte so den Hulk hervor, welcher sich gleich in die nächste Stadt auf machte. Ich wehrte mich gegen Pietros Griff, bis Wanda sich zu uns umdrehte, mir ein „Es tut mir leid" zuflüsterte und ihre Kräfte bei mir anwandte. Alles wurde schwarz.
Ich stand in unserem Wohnzimmer in Sokovia. Das Licht war durch die zugezogenen Vorhänge gedimmt. Zielstrebig ging ich auf das Sofa zu. „Hier, ich habe ein wenig Suppe auftreiben können.", hörte ich mich selbst leise zu einem Bündel aus Decken sprechen. Ich war verwirrt. Wie kam ich hier her? Was war passiert? Unter den ganzen Decken regte sich etwas und ein hellblonder Schopf guckte heraus. „Danke.", sprach eine Stimme, welche ich schon ein paar Jahre nicht mehr gehört hatte. Lew. Ich half ihm, sich langsam aufzusetzen. Er war blass und furchtbar dünn, was daran lag, dass er fast alles, was er zu sich nahm, später wieder ausspuckte. Ungewollt natürlich. Wir wussten nicht genau, was das für eine Krankheit war, welche unseren jüngsten Bruder heimgesucht hatte, weswegen wir auch nicht viel tun konnten. Ich stellte den Teller auf den kleinen Tisch vor dem Sofa, setzte mich neben Lew und half ihm sich aufzusetzen. Anschließend nahm ich wieder den Teller und führte einen Löffel Suppe zu Lews Mund. Ich fütterte ihn langsam, bis der Teller leer war. Dann half ich ihm wieder, sich hinzulegen, deckte ihn zu und ging in die Küche, um den Teller dort abzustellen. Ich lehnte mich an die Wand und ließ mich daran herabgleiten. Auf dem Boden angekommen bettete ich meinen Kopf in meine Hände und starrte vor mich hin. Dmitri kam durch die Tür und setzte sich neben mich. Kurz sah er mich nur wortlos an, dann legte er einen Arm um mich und drückte mich an sich. Uns allen ging Lews Zustand sehr nah. Wir verweilten jedoch nicht lange in dieser Position, weil aus dem Wohnzimmer Alexej panisch nach uns rief. Dort angekommen wurden wir mit einem schrecklichen Bild begrüßt. Lew hing halb von der Couch und hustete sich die Seele aus dem Leib. Ich lief so schnell ich konnte zu ihm, versuchte ihn aufzusetzen. Beim nächsten Huster hielt er sich den Ellbogen vor den Mund und als er ihn wieder wegnahm, war er voll mit Blut. Angsterfüllt sahen wir alle auf die rote Flüssigkeit. „Das- das wird schon wieder. Wir kriegen das wieder hin. Es wird alles- es wird alles wieder gut, okay?", wimmerte ich panisch und sah mich nach einer Lösung um. Selbstverständlich fand ich keine, also sah ich zurück zu Lew, welcher nur mehr und mehr Blut ausspuckte. Er wurde augenscheinlich immer müder und wir konnten bloß danebenstehen und zuschauen. Wir hätten panisch rumschreien und uns verrückt machen können, jedoch wussten wir, dass das nichts an der Situation geändert hätte, also konnten wir nur zusehen, wie unser Bruder litt. Während die Jungs jedoch nur dastanden, versuchte ich Lew abzulenken und ihm so ein Stück seiner Schmerzen zu nehmen. Ich kniete vor ihm und sprach leise auf ihn ein. Redete von allem, was mir in den Sinn kam. Von Lews Traum, mit Tieren zu arbeiten, von dem netten alten Herren aus der einen Straße, welche ich oft beim Einkaufen traf, von den lustig aussehenden Blumen vor dem Haus. Als Lew jedoch langsam nach hinten fiel und die Augen schloss, hörte ich abrupt auf, zu reden und starrte ihn bloß an. Langsam und mit zitternden Händen suchte ich an seinem Hals nach einem Puls. Nichts. Mit Tränen in den Augen sah ich hinter mich zu meinen anderen Brüdern, welchen mein Blick Antwort genug war. Ich sackte in mich zusammen und schlug meine Augen auf.-----
Huff, ich bin wieder da. Mit einem neuen Kapitel. Wie findet ihr es? Habt ihr Verbesserungsvorschläge? Ich habe übrigens den Namen der Story in "Ins kalte Wasser" umgeändert. Immer noch kein toller Titel, aber wenigstens nicht ganz so klischeehaft, wie der davor. Ich wünsche noch einen wundervollen Tag! (:
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Ins kalte Wasser
FanfictionLjudmila Anissimow hatte ein entspanntes, zufriedenstellendes Leben. Sie war 18 Jahre jung, hatte ein paar liebenswerte Freunde, eine tolerante Familie und ein gemütliches Zuhause. Jedoch sollte ihr all das von dem einen auf den anderen Tag genommen...