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Die Handlung schreitet voran. Irgendwann schaue ich kurz auf die Uhr.

Himmel! Ich lese jetzt schon seit über zwei Stunden.
Ach egal. Der Roman endet sehr tragisch, und ich bin ehrlich betroffen. Das Buch schliessend blicke ich hinüber zu meinem Bruder.

Er hat die Finger in die Bettdecke gekrallt und seinem Gesicht ist ein schmerzerfüllter Ausdruck zu entnehmen.

Vielleicht sollte ich ihn zu einem Traumanalytiker bringen.

Ich blicke auf das Buch. Vielleicht hat der Autor noch weitere Bücher geschrieben. Hoffungsvoll blättere ich zur letzten Seite. Nichts. Nur ein weisses Blatt.

Enttäuscht  gehe ich zur ersten Seite zurück …
und schnappe nach Luft.

Ein anderer Anfang.
„Alptraum“ lautet der Titel diesmal.

Erst jetzt fällt mir auf, wie unlogisch das alles ist.

Wie kann ein Buch seine Geschichten wechseln?
Seit wann habe ich einen Bruder?
Moment!
Was ist das am Fenster?

Schwarze Rauchschwaden quellen unter der Glastür hindurch.
Zwei leere Pupillen durchbrechen Scheinwerfergleich die Dunkelheit der Nacht. Ich merke, wie rote Flecken vor meinen Augen erscheinen. Das Buch gleitet mir aus der Hand und fällt zu Boden.   

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BruderherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt