Da Jungkook jetzt tagsüber in der Schule ist, habe ich wieder mehr Zeit für mich selbst.
Meine sozialen Kontakte, welche ich vorher kaum pflegen konnte, fangen wieder an zu erblühen. Ich treffe mich öfters mit Freunden und lerne sogar ein nettes Mädchen in meinem Alter kennen.
Sie ist das Klischee eines beliebten koreanischen Teenangers.
Langes, glattes, schwarzes Haar. Schwarze Augen und einen Körper, von welchem die meisten nur träumen können.
Sie spielt Piano und interessiert sich für alles, für das sich der klassische Jugendliche halt so begeistern lässt.
Aber sie hat auch eine sanfte Seite. So gefühlvoll. Verständnisvoll und einfach perfekt.
Es dauert nicht lange, bis wir uns das erste Mal küssen. Wenig später landen wir im Bett.
Es ist eine schöne Zeit.
Allerdings dauert sie nicht lange an.
Es war einfach zu perfekt.
Zu schön, um wahr zu sein.
Zu klischeehaft.
Knapp ein glückliches Jahr später bin ich zu ihrer Wohnung unterwegs.
Ich habe sie nie zu mir nach Hause eingeladen. Ich hatte irgendwie im Gefühl, dass es nicht gut enden würde, sollte Jungkook sie kennen lernen.Natürlich habe ich ihr erzählt, dass ich einen Bruder habe, aber nichts Genaues.
Im Nachhinein betrachtet war es wahrscheinlich auch besser so.Es ist einiges an Weg zu ihrem Haus. Da es aber nicht zu regnen scheint, gehe ich zu Fuss. Ein Fehler. Etwa auf der Hälfte des Weges fängt es an zu schütten, als wäre die Sintflut losgebrochen. Innerhalb kürzester Zeit bin ich komplett durchnässt. Die Kälte frisst sich bis in meine Knochen hinein und erfüllt mich mit einer traurigen Leere. Schweigsam gehe ich den Rest des Weges. Wasser spritzt auf, als ich die letzten Meter renne. Der Gedanke an einen heissen Kaffee, und besonders an sie, lässt die Kälte zurückweichen.
In freudiger Erwartung drehe ich den Schlüssel, welchen sie mir mit der Begründung, dass ich kommen solle, wann ich möchte, anvertraut hat.
Ich schaue ins Wohnzimmer. Sie ist nicht hier. Geräusche dringen aus dem oberen Stockwerk. Als ich vor ihrer geschlossenen Zimmertür stehe und weitere Laute vernehmen kann, beschleicht mich eine Ahnung.
Vorsichtig öffne ich die Tür...
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Bruderherz
Horror✾Zugegeben, der Anblick eines Achtjährigen, in schneeweißem Nachthemd und leeren, schwarzen Augen, hätte den meisten Menschen wahrscheinlich einen Herzstillstand beschert. Ich persönlich habe mich aber daran gewöhnt. Das „Wesen", ist mein kleiner B...