Sieben

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Der rothaarige Junge stand immer noch in der geöffneten Tür und sah mich unsicher an.
„Komm schon rein", ermunterte ich ihn. Er schloss die Tür und trat einen Schritt näher. Man sah ihm seine Unsicherheit immer noch an. Wahrscheinlich hatte ich ihn verschreckt, als ich vorhin gesagt hatte, er solle verschwinden. Jetzt, jedoch war ich froh Gesellschaft zu haben.
„Hey, ich beiße nicht, du kannst ruhig näher kommen", scherzte ich ein wenig. Er sah mich weiterhin misstrauisch an, dann lächelte er aber.
„Bist du sicher, dass du mir nicht mein Blut aussaugen wirst, weil du ein Vampir bist?", lachte er.
„Ja, klar. In diesem Punkt bin ich mir definitiv sicher."

„Was andere Sachen anbelangt, bin ich mir nicht so sicher", wurde ich wieder ernst.
„Wie meinst du das?", sein Lachen verstummte und er sah mich mit unergründlicher Miene an.
„Ehrlich gesagt will ich darüber jetzt nicht reden. Ich kenne ja noch nicht mal deinen Namen", wich ich seiner Frage aus.
„Oh, ja. Tut mir Leid, ich hatte das vollkommen vergessen", gab er zerknirscht zu.
„Das macht doch nichts. Dann kannst du ihn mir jetzt verraten. Wenn du möchtest, oder bist du ein Geheimspion, der seinen Namen nicht verraten darf?", alberte ich wieder rum.
„Pass auf was du sagst. Vielleicht bin ich wirklich ein Spion und versuche dich zu stalken", witzelte er.

„Spaß beiseite. Ich verrate dir jetzt meinen Namen. Also, ich heiße Will Adam Collins, und du?"
„Ähm..., deinen ganzen Namen wollte ich jetzt nicht wissen. Aber mein Name ist Isabel Marie Willow, wenn wir schon dabei sind uns unsere kompletten Namen zu nennen."
„Hübscher Name", sagte er grinsend.
„Danke?", es hörte sich eher wie eine Frage an, als eine Bedankung.
„Warum bist du eigentlich hier?", erkundigte ich mich.
„Ich wollte wissen, wie es dir geht, nachdem ich dir das Leben gerettet hatte. Naja, von Leben retten kann man nicht sprechen. Schließlich hab ich nur den Krankenwagen gerufen."
"Na, dann sollte ich wohl danke sagen, dass du mein Leben gerettet hast", lächelte ich ihn an. Er blickte mich verlegen an.
„Ich war das doch nicht, der dein Leben gerettet hat. Das waren schon die Ärzte, die das übernommen haben. Soweit ich weiß bin ich aber kein Arzt."
„Ach nein? Wenn du kein Arzt bist, was bist du dann?", fragte ich gespielt enttäuscht.
„Ich bin Künstler", verkündete er lächelnd.
„Wirklich? Das klingt ja toll. Was für eine Art Künstler bist du denn?", fragte ich neugierig.
„Ich male leidenschaftlich gerne," erzählte er mit leuchtenden Augen.

Er sah so süß aus, als er von seiner Leidenschaft erzählte. Ich mochte ihn jetzt schon, dabei kannte ich ihn kaum. Aber ich konnte seine Begeisterung für die Kunst förmlich spüren, und seine Begeisterung steckte mich an. Irgendwann brach er ab und sah mich an.
„Ich erzähle hier nur von mir, dabei würde ich gerne wissen wofür denn dein Herz schlägt."
„Ich...", setzte ich an. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Ich fand es so schön ihm dabei zuzuhören, wie er von der Kunst schwärmte, dass ich kurz vergaß, was ich denn überhaupt liebte zu tun.
„...liebe es zu tanzen. Das ist meine Leidenschaft. Wenn ich mich zum Takt der Musik bewege, dann fühle ich mich frei, so als ob ich fliegen könnte. Ich kann dann einfach alles loslassen und für ein paar Minuten liegen meine Sorgen fern. Dann konzentriere ich mich nur auf die Tanzschritte und die Musik. Alles andere ist mir in dem Augenblick komplett egal und liegt ganz weit weg. So, als ob es nicht zu mir gehörte", erzählte ich ihm begeistert.

Dann jedoch betrachtete ich mein eingegipstes Bein und mir wurde bewusst, dass ich in nächster Zeit wohl eher weniger tanzen würde.
„Naja, aber jetzt geht das wohl schlecht", sagte ich traurig und deutete auf mein Bein.
„Das wird schon wieder. In ein paar Monaten bist du wieder zusammengeflickt. Dann kannst du wieder so viel tanzen, wie du willst", versuchte er mich aufzumuntern.
„Ja schon, aber normalerweise tanze ich, wenn es mir schlecht geht und ich alles negative in meinem Leben vergessen möchte", ich sah ihn betrübt an.
„Und jetzt wäre so ein Moment."

Als er mir zuhörte, betrachtete ich sein Gesicht genau. Er kam mir so bekannt vor, doch ich wusste nicht woher und das nervte mich. Es nervte mich, dass ich mich an nichts mehr erinnern konnte. Will sah mich schon wieder so merkwürdig an.
„Warte einen Augenblick", unterbrach er mich.
„Ich kenne dich doch von irgendwo her." Er sah so aus als ob er überlegen würde. Wahrscheinlich dachte er darüber nach, woher er mich kannte. Dann sah Will mich wieder an. „Jetzt weiß ich es wieder!", rief er freudig. „Ich hab dich auf dem Abschlussball gesehen. Du warst das Mädchen, das in mich hinein gelaufen war. Du hast ein wunderschönes lila Kleid getragen." Jetzt leuchtete es mir auch ein. Ich kannte ihn also vom Abschlussball. Noch dabei war es eine peinliche Begegnung.
„Oh, eh, ja", stotterte ich. Das Kompliment über mein Kleid hatte mich total aus der Bahn geworfen und nun konnte ich nicht mehr klar denken.
„Es tut mir Leid, dass ich dich über 'nen Haufen gerannt habe."
„Ach macht doch nichts. Außerdem hast du dich schon als es passiert ist bei mir entschuldigt. Also ist alles gut", meinte er. „Sag mal, warum warst du überhaupt auf dem Ball?", wollte ich wissen. Er kratzte sich verlegen am Nacken.
„Nun, ich war mit meiner Ex auf dem Ball, da sie unbedingt wollte, dass ich mit ihr gehe. Jeder dort hat wahrscheinlich mitbekommen was passiert ist."
„Oh ja, definitiv", bestätigte ich.
„Eigentlich wollte ich nicht mitgehen, aber sie hat mich gezwungen. Denn ich hatte schon lange geplant mich von ihr zu trennen und ich wollte es an diesem Tag auch tun. Es war ihre eigene Schuld, dass es auf dem Ball passiert ist. Ich wollte eigentlich zu Hause mit ihr Schluss machen und nicht auf der Veranstaltung."

Ich hörte ihm aufmerksam zu. Nur verstand ich nicht, weshalb er mir das alles erzählte. Es ging mich ja nichts an, aber ich wollte ihn nicht unterbrechen. Er brauchte wohl einfach nur jemanden mit dem er reden konnte. Also ließ ich ihn reden.

KupferliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt