Prolog

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Ich stampfte entschlossen durch den Schnee, das in rotem Samtpapier eingepackte Buch fest umschlossen. Ich setzte mich auf einen kleinen Baumstumpf, las noch ein letztes mal dieses Buch. Es war kein gewöhnliches Buch, es war das Tagebuch meines verstorbenen Bruders. Meine Tränen tropften auf das beschriebene Papier, verwischten jedoch nichts. Als ich die an mich gerichtete Seite erreichte, konnte ich keinerlei klare Gedanken mehr fassen. " Liebe Cheryl, du wirst das alles sicherlich nicht verstehen. ", las ich laut vor. " Du wirst dies alles nicht nachvollziehen können, ich werde es dir erklären, ich verspreche es dir. " Doch dazu kam es nie. Ich schaffte es nicht, mich zu überwinden, weiter zu lesen. Ich klappte das Buch zu, strich hinüber und drückte es ganz fest an mich. " Bald sehen wir uns wieder, Jason ", murmelte ich so leise, dass kein zweiter es hätte verstehen können. Ich verstaute dieses Buch in meinem Rucksack, stand auf und stelle diesen auf den Platz, auf dem ich zuvor gesessen hatte. Ich bewegte mich weiter gerade aus, das Knacken unter meinen Füßen ignorierend. Ich hörte weit entfernte Stimmen, die meinen Namen riefen. Ich drehte mich nicht um und setze meinen Weg fort, bis ich ungefähr die Mitte des gefrorenen Flusses erreicht hatte. Ich schob den Schnee beiseite und sah nun, wie das Wasser unter meinen Füßen tobte. Ich hörte erneut meinen Namen, diesmal erklang die Stimme lauter und klarer, so als wäre sie ganz nah. Sie war voller Panik, voller Angst um mein Leben. Langsam drehte ich mich um und blickte ihm direkt in die Augen.
Cheryl! ", schrie er aus voller Lunge. " Es wird alles gut, komm da runter, bitte. Wir schaffen das, zusammen. " Ich schaute ihm weiterhin in die Augen, etliche Tränen liefen meine Wange hinab. Ich fühlte mich leer, es gab nichts, dass ich verlieren könnte. Ich hatte nichts, das mich halten könnte. Ich konnte nicht glauben, wieso Jason das angetan wurde. Ich fasste es nicht, dass er damit durchkam. Ich will nichts mehr, als mit Jason vereint sein. Und das wird nicht mehr lange dauern. Das Eis knackte, es brach Stück für Stück immer mehr. Ich hörte noch ein letztes mal, wie jemand meinen Namen rief, aber diesmal war es keine männliche Stimme. Ich konnte sie nicht zuordnen, ich erkannte auch keine zweite Person. Das Eis knackte noch ein letztes mal und ich verlor den Halt. Ich spürte eiskaltes Wasser an meinen Beinen, es fühlte sich an, wie tausend kleine Nadelstiche. Das letzte was ich sah, war, dass er auf mich zurannte. Es ging alles so schnell, nach Kürze verlor ich bereits mein Bewusstsein.

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Dies ist sehr kurz, da es nur ein kleiner Einblick ist. Ich hoffe sehr, dass ihr Gefallen an der Geschichte gefunden habt und sie weiterhin lesen werden.
Liebe Grüße und einen schönen Tag noch!♡

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