Deshalb hasse ich Busfahren

1.2K 39 20
                                    

Und wenn sie dachten, dass der Flug eine Katastrophe war, dann war das hier der Weltuntergang. Erneut hätten sie den Spielern niemals freie Wahl bei den Sitzplätzen lassen sollen.

Nach kurzer Zeit war eine Art Karaokeparty ausgebrochen, allerdings mit Fünf verschiedenen Bluetoothboxen.
Eine, die von Basti, Poldi und Co natürlich, spielte voll aufgedrehten Schlager, bei dem diese lauthals mitgröhlten.
Die, die Toni und Marc irgendwann ins Spiel gebracht hatten, weil... "Schlager?!", spielte, wer hätte es gedacht, spanische Mucke, bei der die beiden (nicht ganz so laut wie Lukas) mitsangen und die, die mit dieser Art von Musik sympathisierten, sangen einfach irgendwas, was sich so ähnlich anhörte.
Eine dritte befand sich irgendwo in der Mitte des Busses, in der Nähe von Boa, Mesut und Sami, auf welcher voll aufgedrehrer Gangsterrap lief. Die drei hatten sich ihre Sonnenbrillen (im Winter?) aufgesetzt und machten einen auf Obercool. Da sonst keiner Bock auf ihre Musik hatte wurden sie einfach als "die Gangerrap-Gang" abgestempelt und so gut wie möglich ignoriert.
Es hatten sich auch ein paar Langweilige gefunden, die anscheinend nur die Charts auf ihrem Handy hatten und diese originelle Art der Musik jetzt unbedingt im Bus verbreiten mussten.
Diese Streitereien um die Musik hielten an, bis es Jogi zu viel wurde und er gerade in Begriff war aufzustehen und ein weiteres Donnerwetter auf die Jungs regnen zu lassen, als plötzlich eine ganz andere Musik alle übertönte.

"Du
Du hast
Du hast mich"

Erschrocken starrten alle Spieler in den hinteren Teil des Busses.

"Du
Du hast
Du hast mich"

Es dauerte noch ein weiteres "Du hast mich" bis sich einer aus seiner Starre befreien konnte, in diesem Fall André, und die Initiative ergriff. Energisch boxte er sich durch die leicht dumm im Gang rumstehenden Spieler nach hinten durch, bis er bei der letzten Reihe ankam. Verdattert starrte er auf die vereinsamte Bluetoothbox, als ein weiteres, unfassbar lautes "Du/ Du hast/ Du hast mich " durch die Luft schnitt und ihn dazu bracht das Ding so schnell wie möglich auszuschalten.
Dann hielt er das blaue, rohrartige Ding in die Höhe und sah die Anderen fragend an. "Wem gehört die??"
Ahnungslos zuckten Einzelne mit den Schultern, andere guckten sich verwirrt im Bus um. Die anderen vier Boxen waren mittlerweile ausgeschaltet worden, sogar die von Lukas, aber nur nachdem Philipp gedroht hatte sie in seiner Wasserflasche zu ertränken.

"Gut!", ergriff Joachim wieder das Wort. "Ist ja auch egal wem die gehört, ich denke, sie hat sowohl ihren als auch unseren Standpunkt klar gemacht. Und jetzt schalten wir wenn überhaupt nur Radio an. Oder hört euren Scheiß mit Kopfhörern!"
Nachdem er vor allem seinen eigenen Standpunkt klargemacht hatte, ließ er sich wieder neben Kloppo fallen und sah seinen Co-Trainer mit zusammengezogenen Brauen an: "Weißt wem die Box gehörte?"
Der alte alte Dortmundtrainer zuckte mit den Schultern. "Alles was ich weiß ist, dass dieser jemand, dem sie gehört eine gute Idee und einen gewöhnungsbedürftigen Musikgeschmack hat..."

• • •

Nachdem Löw ihnen zum zweiten Mal die Leviten gelesen hatte war Ruhe in den Bus eingekehrt. Wie gewollt lief das Radio leise im Hintergrund, die Spieler beschäftigten sich meist mit sich selbst, schliefen oder aßen das Essen was am Flughafen gekauft wurde. Auf Miroslavs Hinweis, dass die Fahrt lang werden würde und sie sich vielleicht ihr Essen aufsparen sollten, hörte natürlich keiner. Demnach war das gesamte Essen nach zwei Stunden weg. Außer das von Max. Der hatte andere Probleme.

Dem Ex-Schalker schien das Elchfleisch-mit-Preiselbeerkompott-Zeug nicht besonders gut bekommen zu haben, jedenfalls beklagte er sich schon nach einer halben Stunde Fahrt bei Leon über Übelkeit. Und nach einer weiteren halben Stunde, in der Leon die Übelkeit seines Freundes nicht besonders ernst genommen und vor dessen Augen genüsslich sein Thunfischsandwich verspeist hatte, war der Größere doch froh, die Tüte, in welcher es sich befunden hatte, aufbewahrt zu haben.
Lange Rede kurzer Sinn - Max hatte sich mehrmals übergeben müssen und der Rest der Spieler hatte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und den mittlerweile grün angelaufenen Zwerg gebracht.

14 Tage Chaos und kein Ende in Sicht (DFB Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt