Teil 1

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„She would not show that she was afraid. But being and feeling alone was too much to face", sang Shawn gerade wieder. Mein Handy klingelte.
„Hey", meldete ich mich bei meiner besten Freundin Lina. „Was ist los?", fragte sie nur aufgebracht.
„Was soll denn los sein?", tat ich überrascht, dabei war ich kein bisschen überrascht.
„Ich hab dich seit Tagen nicht gesehen. Du kommst zu keiner Party, du kommst nicht bei mir chillen, du antwortest nicht einmal mehr regelmäßig auf meine Antworten. Also sag schon, was ist los?" Sie klang wütend, doch ich wusste, dass sie sich einfach Sorgen machte.
Wie hatte ich glauben können, mich vor meiner besten Freundin verstecken zu können. Sie merkte es einfach immer, wenn etwas nicht stimmte.
„Keine Ahnung", murmelte ich nur, doch ich bekam nur ein ärgerliches: „Melanie Geyer!" zurück.
„Ich weiß es wirklich nicht", sagte ich wahrheitsgemäß. „Ich hab wieder viel zu viel Stress in der Uni und noch dazu hab ich momentan nicht so Lust auf Kontakt mit Menschen. Die einzige Person, die ich gerne um mich hätte ist seit Wochen nicht zuhause." Ich stöhnte frustriert auf. Wie frustriert ich klingen musste.
Ich vermisste Wincent wahnsinnig. Die ersten Wochen unseres Beziehungslebens waren so perfekt, dass ich mich schon beinahe dran gewöhnt hatte. Doch dann ging die Sommertour weiter und Wincent war wochenlang auf Reise durch ganz Deutschland.
Hin und wieder schlich ich mich in seine Wohnung wenn es gar nicht mehr ging, wo ich auch manchmal weinte, weil ich ihn so sehr vermisste.
So auch jetzt. Ich saß auf der Küchenbank, den Kopf über meine Unisachen gesteckt, während ich mit meiner besten Freundin Lina telefonierte. Sie hatte nicht nur Verständnis dafür, sondern schaffte es auch irgendwie, mich wieder aufzumuntern.
Nach einer Stunde legte ich auf und arbeitete ernsthaft weiter an meinen Entwürfen. Nachdem ich meine verhauenen Prüfungen im letzten Semester erfolgreich wiederholt hatte, befand ich mich mittlerweile im dritten Semester meines Modedesign Studiums. Glücklicherweise ging es in diesem Semester wieder etwas mehr um die Praxis, was mir eindeutig besser lag, als die Theorie.
Verzweifelt arbeitete ich an den Feinschliffen meiner Entwürfe, die ich bereits drei Wochen vor Abgabetermin einigermaßen fertig hatte. Doch weil ich mich nie zu hundert Prozent zufrieden gab, gab ich meine Arbeiten auch erst wie jeder andere auch in der letzten Woche ab.
Ich schickte Wincent Nachrichten mit Bildern von meinen Entwürfen und fragte ihn, wie er die fand. Allerdings würde ich ein paar Stündchen auf eine Antwort von ihm warten müssen, denn es war mittlerweile so spät, dass sein Konzert bestimmt schon angefangen hatte.

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