Teil 13

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Die nächsten Tage strichen so dahin. Wincent und ich hatten sehr viel zu tun, schafften es deswegen nicht, uns jeden Tag und jede freie Minute zu sehen.
Mittlerweile war es drei Tage her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen hatte.
Meine Professor machte mir so Druck, dass ich drohte auseinander zu brechen.
Hier Entwürfe, dort Klausuren, dann sollte ich auch noch eine aufwendige Präsentation halten. Ich wusste nicht mehr wo mir der Kopf stand.
Wenn ich spätabends nach Hause kam, fiel ich vor Erschöpfung ins Bett, ohne dass ich schlafen konnte. Der Druck setzte mit enorm zu und das merkte ich auch. Morgens zwang ich mich aus dem Bett aufzustehen, in dem Wissen, dass ein super anstrengender Tag vor mir lag.
Und als wäre das alles nicht schon genug, hatte ich auch noch Stress mit Ella aus Amerika.
Manchmal staute sich das bei uns so lange an, dass aus einer kleinen nichtigen Streiterei oft ein riesen Drama wurde.
Wir waren beide enorme Dickköpfe, weswegen keiner von uns nachgeben wollte, weswegen es dazu führte, dass wir uns tagelang mehr oder weniger anschwiegen und nur das wichtigste erzählten.
Ich war ein äußerst sensibler Mensch - auch wenn ich nach außen auf andere oft kalt und gefühlslos wirkte. Solche kleinen Nichtigkeiten setzten mir enorm zu und ich wusste nicht damit umzugehen.
Ich lag im Bett und starrte an die Decke, dachte wieder einmal über alles nach. Mir wurde alles zu viel. Das Studium. Ella. Wincent.
Ich bekam Schuldgefühle, weil ich ihn so vernachlässigte, doch momentan bekam ich einfach nicht alles unter einen Hut. Leider litt unsere Beziehung extrem darunter. Ich wünschte es wäre anders, doch Wincent war momentan, der Letzte, an den ich dachte.
Er hatte ein paar Nachrichten geschrieben, doch ich hatte keine Kraft mehr mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Ich sehnte mich viel mehr nach Schlaf, den ich eh nicht bekommen würde. Viel zu viele Dinge schwirrten in meinem Kopf herum, bis ich irgendwann wieder an mir selber zweifelte.
Langsam aber sicher zerbrach ich an dem Druck und ich wusste nicht, ob ich für all das überhaupt geschaffen war. Vielleicht war ich einer dieser Menschen, die jeden Tag den gleichen langweiligen Bürojob erfüllten. Vielleicht war ich einer dieser Menschen, die für immer alleine blieben.

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