Das verräterische Zeichen

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Bis vor einigen Wochen hieß ich noch Cassie Müller und lebte in Hamburg. Ich war nicht gerade ein typischer Fall vom „liebenswerten Mädchen von nebenan“, sondern eher das komplette Gegenteil.                                                                                                                                     Statt der wohlerzogenen und stets freundlich gestimmten, gab es eine freche und (meist) rebellische Jugendliche, welche gern ihre eigene Meinung vertrat.

Während die anderen shoppen waren (oder anderweitig das Klischee erfüllten), spielte ich Hockey im örtlichen Verein.

Wenn mir jemand noch vor ein paar Stunden gesagt hätte, dass dieses Hobby eines Tages mehr oder weniger der Grund für meine ganz persönliche Version von Auf der Flucht sein wird, hätte ich diesen für mehr als verrückt erklärt.

Letzten Endes gab es nicht sowas wie die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm oder sonst eine nennenswerte Vorwarnung.

Selbst beim Training verlief noch alles normal (abgesehen von einer Neuauflage des Tanzes a la Rumpelstilzchen des Trainers) und keineswegs Unheilverkündend.

Es kam alles wie aus heiterem Himmel…

***

 Ich war gerade auf dem Weg nach Hause, als ich eine Gestalt am Ende des Hockeyfeldes stehen sah. Verdutz blieb ich stehen und versuchte mir darauf einen Reim zu machen.

Keiner, der mir auch nur ansatzweise bekannt war, schaute bei unserem Training vorbei…geschweige denn, verirrte sich aufs Feld.

Ich schaute wieder in die Richtung, wo eben noch die Person gestanden hatte.

Aber dort war keiner mehr!

Verwirrt schaute ich noch einmal auf die Stelle.

Denn ich war mir zu 100% (oder meinetwegen auch noch mehr) sicher, dass noch zehn Sekunden zuvor jemand dort gestanden hat.

Wie konnte jemand so schnell verschwinden?!

Das Feld lag aber (bis auf meine Wenigkeit) mutterseelenallein vor.

Kein noch so kleines Anzeichen für eine weitere Präsenz war vorhanden oder gar zu vermuten.

Irritiert schüttelte ich den Kopf und wollte gerade weiter gehen, als sich meine Nackenhaare zu Berge sträubten. Langsam drehte ich mich um und zuckte vor Schreck zusammen.

Vor mir stand (daran konnte kein Zweifel bestehen) derjenige, welcher noch bis eben am anderen Ende des Feldes stand.

Ich konnte nicht anders, als den jungen Mann (garantiert nicht älter als 30) einfach nur stumpf anzustarren. „Hallo Cassandra“ sagte er mit einem leicht boshaft wirkenden Lächeln.

„Wer zum Teufel sind Sie?!“ erwiderte ich und fügte stumm hinzu: woher kennen Sie meinen richtigen Namen, während ich vorsichtig ein paar Schritte rückwärtsging.

Behutsam darauf bedach keine zu hastigen Schritte zu machen, um den Fremden keine unnötige Provokation zu liefern.

„Mein Name ist Niklaus, aber bitte nenn mich Klaus.“

Erschrocken wich ich nun noch mehr zurück. Denn bei seinen Worten verzog sich sein Gesicht für einen kurzen Moment, sodass er nicht mehr „menschlich“, sondern wie ein Raubtier wirkte (lustiger Vergleich im Endeffekt).

Alles in meinem Kopf schrie nur noch danach, schleunigst das Weite zu suchen und so schnell es geht so viele Meter zwischen mir und dem nun mehr als Angst einflößenden Mann zu bringen.

Lucifer's Angels - Nicht alles ist Schwarz und WeißWo Geschichten leben. Entdecke jetzt