Max und Flo

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Er kniete, den Blick auf einen imaginären Punkt am Boden fixiert. Er spürte mehr als dass er es wirklich wahrnahm, dass Max nahe an ihn herantrat. Dann fühlte er, wie die Hände seines Dom liebevoll, zärtlich durch sein Haar glitten. Ein wohliger Schauer durchlief ihn, startend bei der Kopfhaut, hinunter bis zum Rücken.
Sie beide stellten ihr Verhältnis selten öffentlich zur Schau. Das hatte nichts damit zu tun, dass sie sich dessen schämten oder dergleichen. Nein, das tat keiner von ihnen. Sie waren stolz auf das, was sie waren und versteckten es nicht. Nur, vieles empfanden sie einfach als intim, als Sache nur zwischen ihnen beiden, und so hielten sie sich vor den Augen anderer zurück.

Sicher, auch außerhalb ihrer vier Wände erwartete Max Gehorsam von seinem Sub. Keine Frage. Und Flo gab sich große Mühe, diesem Anspruch gerecht zu werden. Doch da sie ein eingespieltes Team waren und schon so lange in einer Sub-Dom Beziehung lebten, kam es selten vor, dass es für Max notwendig wurde, seinen Willen Flo gegenüber mit Nachdruck durchzusetzen. Es klappte einfach, und es war schon ewig her, dass er Flo hatte ernsthaft bestrafen müssen.

Darüber hinaus liebte Max seinen Flo genau so, wie er war. Flos Persönlichkeit war stark und ausgeprägt und Max hatte keinerlei Interesse daran, ihn zu verändern, ihn gar zu brechen. Es war, ganz im Gegenteil, für ihn das größte Geschenk, das Flo mit all seiner Stärke, seinem Selbstbewusstsein, seiner Besonderheit sich ihm freiwillig und gerne hingab und unterwarf.

Flo empfand es wiederum als Geschenk, dass Max ihn so liebevoll und doch konsequent führte. Er war Sub mit Leib und Seele, er ordnete sich seinem Dom unter mit einer solchen Natürlichkeit und Grazie, dass es Max manchmal schier das Herz zerriss vor Liebe.

Der Job, den Flo stemmte, war stressig. Videos, Dreharbeiten, Regie, Schnitt, Recherche und auch die Tatsache, dass er in seinen Videos kein Blatt vor den Mund nahm, kein noch so heikles Thema ausließ, wenn es ihm wichtig erschien und damit immer wieder in Wespennester stach, das alles sorgte dafür, dass er manchmal am Ende seiner Kräfte schien.
Bei alledem war er so kontrolliert. Nichts brachte ihn aus seiner Mitte.
Natürlich regte er sich auf über Dinge, die er Scheiße fand, und das mitunter auch lautstark. Aber dennoch. Er war beherrscht, er behielt die Kontrolle.
Und daher genoss er es um so mehr, wenn er diese Kontrolle komplett abgeben konnte.

Dieses Kissen, auf dem Flo jetzt kniete.
Es war nicht so, dass Max auf diese Art Begrüßung bestand. Natürlich freute er sich, wenn er einmal später als sein Sub nach Hause kam (was zugegebenermaßen nicht allzu oft geschah,) und dann von seinem nackten und knienden Sub empfangen wurde. Das war ein Anblick, den man einfach nur mit Freude und Genuss zur Kenntnis nehmen konnte.
Doch wenn Flo so selbstverständlich darauf seinen Platz einnahm, wenn sie beide gemeinsam nach Hause kamen, konnte das nur eins bedeuten.
Flo brauchte ein deutliches, tieferes Maß an Unterwerfung, als es normalerweise in ihrem gemeinsamen Leben stattfand. Brauchte diesen totalen Kontrollverlust.
Es würde also eines dieser Wochenenden werden ...
Max leckte sich über die Lippen.
Oh, er würde Flo geben, was der brauchte.
Und er würde es genießen.

Er legte eine Hand unter Flos Kinn und drehte dessen Gesicht so, dass er ihm in die Augen sehen konnte. Flos wunderschöne braune Augen funkelten und baten, flehten regelrecht...
Er setzte ihm einen Kuss auf die Stirn und sagte:
„Zieh dich aus und geh duschen. Danach machst du uns ein leckeres Abendessen. Dabei darfst du T-Shirt und Jogginghose tragen, doch den Rest des Wochenendes wirst du nackt sein für mich. Ich möchte mich an deinem Anblick erfreuen, und ich möchte dich jederzeit zur Verfügung haben, Sub."
Flo schluckte. Dann sagte er leise:
„Ja, mein Herr."

Dass Max ihn nicht mit seinem Namen ansprach, sondern mit „Sub", war für ihn ein Zeichen, das sein Dom verstanden hatte, was er brauchte und es ihm geben würde.
Es war ein Zeichen für ihn, dass das Wochenende für ihn nicht nur einfach werden würde, allerdings konnte er davon ausgehen, dass er gestärkt und äußerst befriedigt daraus hervor gehen würde.
Es war ein Zeichen, dass er sich das Privileg, mit seinem Namen angesprochen zu werden, erst wieder verdienen musste.

Er wollte sich erheben, doch Max legte eine Hand auf seine Schulter und drückte leicht.
„Ah, ah – nichts da, mein Sub. Du bleibst wo du hingehörst, auf deinen Knien."
Oh Mann, das war etwas, was Flo gar nicht mochte. Um genau zu sein, es gehörte zu den Dingen, die er hasste.
„Aber ...", wollte er protestieren, doch Max blaue Augen funkelten ihn an. Dunkler als sonst.
Max' Hand auf seiner Schulter griff fester zu, bis es beinahe schmerzte.
„Ich denke, ich habe mich klar ausgedrückt", sagte der Dom.
„Ja, Herr", sagte Flo und senkte wieder den Kopf.
„Gut. Ich lasse es dir durchgehen. Zum letzten Mal an diesem Wochenende. Wenn du dich noch einmal dazu entscheidest, ungehorsam zu sein oder zu protestieren, wirst du die Konsequenzen tragen, Sub. Denn mir zu gehorchen, ist deine Aufgabe als mein Sub und dich dazu zu bringen, dass du ohne Widerworte gehorchst ist meine Aufgabe als Dom. Und glaub mir, mein lieber, ich werde diese Aufgabe keinesfalls vernachlässigen."
Flo stöhnte, denn Max' Griff schmerzte nun wirklich und als der Dom den Griff lockerte und das Blut dahin zurück schoss, schmerzte es noch einmal.

„Also los", sagte Max. Seine Stimme klang nun wieder weich und liebevoll und Flo spürte die Liebe, die sein Dom für ihn empfand.
Sie beide liebten sich von Herzen, und ohne diese Liebe würde all das hier nicht funktionieren, da das wichtigste dabei doch das Vertrauen war.
Flo spürte, wie sehr sein Kopf noch immer ratterte. Wie sehr er noch immer versuchte, die Kontrolle zu behalten. Wie wenig es ihm bisher gelungen war, loszulassen, dabei war es doch das, was er so sehr brauchte.
Er seufzte.
Max würde noch ein gutes Stück Arbeit vor sich haben.
Aber Max würde es schaffen. Max schaffte es schlussendlich immer.

Also machte er sich auf den Weg ins Badezimmer, auf Knien rutschend. Sein Gesicht war knallrot und seine Ohren glühten. Er mochte es nicht, das stimmt. Aber er mochte es, zu tun, was Max von ihm verlangte, und er mochte es, das Max seinen Willen durchsetzte.
Also war es am Ende doch nicht ganz so unangenehm.
Er straffte sich und spürte, dass das Draußen ein wenig begann, von ihm abzufallen.

Ja, Max würde es auch dieses Mal wieder schaffen.

Das VirusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt