JJ starrte genervt auf den Geschirrspüler, während aus dem Nebenraum laute Schießgeräusche zu ihr hervordrangen, die allem Anschein nach von einer Spielkonsole kamen.
Allmählich hatte sie genug. Seit Tagen blieb die komplette Hausarbeit nachdem sie aus der B.A.U gekommen war ausschließlich an ihr hängen, ohne dass Will oder die Kinder auch nur den kleinen Finger rührten.
Frustriert schmiss sie schließlich das Geschirrtuch auf den Hocker im Küchenbereich und lief in das Nebenzimmer, indem sich der Rest ihrer Familie aufhielt.
Will saß mit halb geschlossenen Augen auf der Couch und war bereits am Einschlafen. Seine Dienstwaffe lag gesichert auf dem Tisch, während Henry und Mike vor der Playstation auf dem Teppich hockten und sich offenbar einen wilden Kampf lieferten.
Um sich Gehör zu verschaffen, baute sich JJ vor dem Fernseher auf, den sie schließlich ausschaltete, weil sie dennoch von den Kindern ignoriert wurde.
„Ey, Mom. Das ist unfair. Wir waren gerade im fünften Level."
„Das kannst du nicht machen", beschwerte sich nun auch Mikey, weshalb JJ mit vernichtendem Blick in die Runde sah. Mittlerweile wurde nun auch Will munter, der sich erschöpft über die Augen rieb.
Nach einem derart anstrengenden Arbeitstag hatte er eigentlich keine Lust auf Familienkrieg.
„Henry und Michael La Montagne! Es reicht. Ich bin hier nicht eure Putzfrau. Der Abwasch liegt seit gestern im Geschirrspüler. Die Wäsche im Trockner ist seit letzter Woche nicht mehr entleert wurden."
„Ja, und? Die laufen doch nicht weg."
„Bitte?"
Für einen Moment glaubte JJ sich verhört zu haben. Das hatte er nicht wirklich gesagt, oder?
Henry stöhnte entnervt und sah verständnislos auf seine Mutter.
„Wir haben Projekttage in der Schule. Das müssen wir voll nutzen. So viel Freizeit haben wir sonst nur in den Ferien."
„Jungs, das ist jetzt hier kein Spaß mehr. Das ist eure gottverdammte Pflicht, eure Aufgabe. Wenn ihr euren Aufgaben nicht nachkommt, dann tun wir das in Zukunft eben auch nicht mehr. Dann bekommst du unseren Wagen am Wochenende nicht und Mike kann nicht mehr bei seinen Freunden übernachten. So einfach."
Ihr aufgebrachter Blick fiel auf Will.
Sie taxierte ihn mit dem typischen „Wenn-du-nicht-sofort-eine-Ansage-machst-werde-ich-mich-vergessen Blick", was dem Polizisten offenbar nicht entgangen war.
„Hört auf eure Mutter, ab in die Küche", murmelte er schließlich, weshalb Henry frustriert den Controller in den Sessel schmiss und anschließend mit aufgebrachter Miene seinen nicht weniger freundlich schauenden Bruder hinter sich herzog, ehe er mit den Türen knallte.
JJ schüttelte nur wütend mit dem Kopf und wandte sich an ihren Mann.
„Wie wäre es zur Abwechslung damit, dass du auch mal etwas sagst? Ich bin hier ständig die Böse."
Sichtlich überrumpelt starrte Will auf seine Frau.
„Ich hab geschlafen, außerdem bist du die Mutter."
„Das ist doch jetzt nicht dein Ernst, oder? Es sind auch deine Kinder."
Will winkte nur müde ab. Eigentlich war ihm die Lust auf eine Grundsatzdiskussion über Erziehungsfragen mächtig vergangen.
„Lass gut sein, JJ. Ich denke, so kommen wir hier nicht weiter."
Aber sie baute sich vor ihm auf.
„Weißt du, was mich seit Monaten nervt? Das hier jeder nur macht was er will. Ich bin nicht der Blitzableiter für alle und auch nicht eure Hausfrau. Und wenn das so weiter geht, dann werde ich euch das mal spüren lassen. Mir reichts nämlich hin", verschwand sie mit einem ebenso lauten Türenknallen im Bad.
So sehr sie ihre Familie auch liebte, aber im Moment hatte sie ihr Umfeld mächtig satt.
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Noch am gleichen Abend saß Emily bei einem Glas Rotwein vor einem alten Fotoalbum, das Katie als Kind zeigte. Sie liebte ihre Tochter, aber immer mehr drängte sich in ihr die Frage auf, was in letzter Zeit bei ihnen falsch lief.
Vielleicht war sie zu oft unterwegs gewesen? Hatte ihre Tochter zu lange sich selbst überlassen?
Nachdenklich starrte Emily auf ein Foto, das sie mit Kathryn Arm in Arm und in die Kamera lächelnd am Strand zeigte.
Wann hatte sich der Moment ereignet, indem sie sich voneinander entfernten und angefangen hatten einander fremd zu werden? War der Prozess bereits abgeschlossen und was sollte das alles erst in den kommenden Jahren werden, wenn es jetzt schon solche Probleme gab? Wurde das Verhältnis zwischen ihr und Katie noch schlechter? Emily hatte Angst davor. Sie liebte ihre Tochter. Sie wollte Kathryn nicht verlieren, ihr aber gleichzeitig Flügel geben. Vater und Mutter in einem zu sein, schien sie sichtlich zu überfordern.
Sie wusste, dass Katie eigene Erfahrungen sammeln musste, um ihren Platz im Leben zu finden, aber trotzdem blieb die dauerhafte Angst, dass sie dabei derart vom Weg abkam, das sie nie wieder zurück finden würde.
Emily nahm den letzten Schluck aus ihrem Glas und klappte das Album zu. Es brachte nichts, in die Vergangenheit abzuschweifen und alten Zeiten nachzutrauern.
Sie musste nach vorn schauen.
Leise schlich sie durch das Appartement und öffnete die Tür zu Katies Zimmer.
Das Mädchen lag mit verweinten Augen in ihrem Bett und schlief tief.
Sorgenvoll trat Prentiss ein und nahm schließlich auf der Bettkante Platz, wo sie ihre Tochter minutenlang still betrachtete.
War sie früher genauso gewesen und hatte sich gegen alle Anweisungen hinweg gesetzt?
Behutsam fuhr sie Kathryn über die Stirn und gab ihr schließlich einen Gutenachtkuss auf die Wange, ehe sie seufzend und kaum hörbar den Raum verlies und sich schließlich müde auf die Couch fallen ließ.
Allein erziehend zu sein war härter als alles was sie je erlebt hatte.
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children (criminal minds)
FanfictionEmily, Derek und JJ sind Eltern von Teenagern. Doch die Pubertät macht selbst vor den hart gesottensten FBI Agenten nicht Halt. Was sie erleben und warum sie ihre Kinder trotz Höhen und Tiefen über alles lieben, erfahrt ihr hier...