Drei - Krieg

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In meinem Magen spielt sich gerade ein großer Krieg ab. Krieg. 7 Jahre. Laut der Psychologin ist es 7 Jahre her. Wir befinden uns angeblich in der Nachkriegszeit. Krieg. Der kalte Krieg. Mein Körper fängt an zu zittern und mir wird kalt. Wie der Krieg es war. Wie der kalte Krieg es war. Mir wird schlecht. Ein Klopfen, nein, ein Hämmern. Die Tür springt auf und eine Schwester kommt rein. Sie trägt einen Blauen kittel. Blau, ich liebe diese Farbe. Sie strahlt Kühnheit aus. Kälte. Genau wie der Krieg. Aber es gibt zwischen der Farbe und dem Krieg einen unterschied: Den Krieg mag ich nicht. Er hat mir alles genommen was ich hatte. Oder haben wollte. Ich will meine Eltern. Meine Freunde. Mein Leben. Aber das wurde mir genommen. Wieso? Was habe ich im Leben getan? Was habe ich im Leben so schlimmes getan?! Die Schwester stellt ein Tablett vor meine Füße ab. Vor meine ausgestreckten Füße. Sie geht zur Tür, schließt sie, doch sie bleibt im Raum. Warum bleibt sie im Raum? Freundlich lächelt sie mich an. Warm. Ihr Lippenstift ist rot, wodurch ihr Lächeln fast heiß wirkt. Wie können Kälte & Wärme so nah beieinander trotzdem funktionieren?

"Du isst seit Tagen nicht richtig. Ich habe gefragt ob ich hier bleiben kann um dir dein Essen zu geben. Ich hoffe es ist für dich okay." Sagt sie und ihre Augen strahlen Freundlichkeit aus. Ich würde sie gerne fragen ob Sie sie geschickt haben oder ob sie es wirklich selbst wollte, doch ich bringe keinen Laut raus. Ich will nichts sagen denn Sie beobachten mich. Ich schaue sie nochmal an. Ich schaue nocheinmal ihr warmes Lächeln und ihren kalten Kittel an. In meinem Magen spielt sich nun ein noch größerer Krieg ab. Ich weiß nicht ob es der Hunger ist, oder einfach mein schlechtes Bauchgefühl. 

Sie setzt sich neben mich, und fängt an mich zu füttern. Ich sage nichts sondern kaue. Ein ungutes Gefühl beschleicht mich aber es ist bestimmt nur mein Bauchgefühl. Mein schlechtes Bauchgefühl. Sie lächelt immernoch und langsam macht es mir Angst. Die rote Farbe brennt sich in meine Netzhaut und der Krieg in meinem Bauch artet aus. Ich rutsche von ihr weg und schüttle meinen Kopf. Sie soll wissen dass ich sie nicht mehr sehen will. Sie soll wissen das ich sie als Gefahr sehe. Bedrohlich lächelt sie weiter und rutscht wieder an mich doch diesmal greife ich nach ihrem Oberarm und bohre meine langen Fingernägel durch ihren Kittel. Sie kreischt laut und springt auf, packt den Teller mit dem Besteck und verschwindet aus dem Raum. Bei dem Gedanken sie verletzt zu haben breitet sich ein Grinsen in meinem Gesicht aus. Es ist mein erstes Grinsen seit dieser langen Zeit.

Mein erstes Grinsen welches ehrlich ist.

Die Wände haben OhrenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt