Kapitel 3

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Unter zischenden Lauten öffnete sich die Ladeklappe. Pauls Herz vollführte Sprünge vor Angst. Nicht genug, dass er seine vertraute Umgebung, sein Elternhaus und seine Freunden gezwungener Maßen verlassen musste, nun würde er höchstwahrscheinlich sogar die Erde verlassen. Was wollten sie nur mit ihm? Sollte er etwa als Versuchsobjekt als erster Mensch auf den Mars geschickt werden? Oder auf den Planeten Merkur? Aber warum er und seine Mitgefangenen? Warum sollten sie Unerfahrenen, sich auf eine solch schwierige Mission begeben müssen?

Mit vereinten Kräften schoben ihn die Männer in den Innenraum des riesigen Ungetüms, der sich als Luftschleuße herausstellte. Weiter ging es hinein in einen wohnlich ausgestatten Innenraum mit weißen Tepich und Sitzecken. An den metallenen Wänden hingen sogar ein paar bunte Bilder. Die Gemälde zeigten kein reelles Motiv. Sie schienen eher - abstrakt. In einer der zwei Sitzecken, welche in dem Raum zu sehen waren, stand ein weißes Bücherregal. In der anderen befand sich ein Objekt, dass einem futuristischen Fernseher glich. In der Mitte des Raumes führte freischwebende Wendeltreppe in eine zweite Etage. Insgesamt war der Raum jedoch eher kühl, schlicht und neutral gehalten.

Einer der Männer, der welcher braunes Haar und eine dunkle Sonnenbrille trug, zog einen dicken Schlüsselbund aus der Brusttasche seiner Lederjacke hervor und steckte einen Schlüssel in das Schloss einer der Türen, die vom Innenraum abführten, eine schwere Eisentür.

Langsam wurde Paul in den Raum geschoben. Und er erschrak nochmals, als er realisierte was dieser Raum darstellte, der von künstlich weißen Licht beleuchtet wurde.

Käfige, eine Menge massiver,eiserner Drahtgeflechte, die ihre Insassen am Entkommen hinderten. Jeder Einzelne mit einem großen Vorhängeschloss versehen und groß genug damit ein Mensch darin Platz fand. Er riss vor Schreck die Augen weit auf. Käfige? Was wollten sie mit Käfigen? Dann sah er die Jugendlichen, deren Regal zuerst weggeschoben worden war. Mit einem käseweißem Gesicht lehnten sie sitzend an der Käfigwand und schauten die Neuankömmlinge mit leeren Augen an.

Das Regal wackelte. Die Person über ihn versuchte sich mit allen Kräften gegen die Männer zu wehren, welche sie, nachdem sie ihre Fesseln gelöst hatten, von dem Regal in einen der Käfige umlagern wollten. Nach kurzer Zeit musste sie allerdings ihren Kampf aufgeben und das Vorhängeschloss wurde mit einem Klacken verschlossen. Nun erkannte Paul, dass es ein Mädchen in seinem Alter war. Ihre langen braunen Haare waren ganz verstrubbelt und sie hatte eine klaffende Wunde am Unterarm von dem Kopf getragen, doch ihre grünen Augen leuchteten vor Wut. Sie schlug mit aller Kraft mehrmals gegen die Käfigtür, welche sich jedoch keinen Zentimeter bewegte. Die Männer gaben nur ein schallendes Gelächter von sich und näherten sich dem Jungen auf dem Mittelteil des Regales.

Nachdem Paul den Freiheitskampf des Mädchens beobachtet hatte und die Männer langsam auf ihn zukamen, beschloss er ihren Kampf weiterzuführen. Zuerst öffnete einer der Entführer den Riemen am Hals des Jungen. Paul blieb ruhig liegen ohne sich zu wehren, bis alle Riemen geöffnet waren. Dann legte er los. Er biss kräftig in die Hand einer seiner Widersacher, die seinen Körper auf die Liege drückte. Geschockt lies der Mann los. Auch seine beiden Komplizen standen perplex daneben. Paul ließ sich keine Sekunde Zeit. Er rannte los. Der Junge hatte solange gelegen, sodass er noch ganz wackelig auf die zum Glück noch geöffnete Tür rannte und in den Innenraum gelangte. Verwirrt sah Paul sich um. Wo war nur die Luftschleuse durch welche sie in das Raumschiff gelangt waren? Hinter sich hörte er Schritte. Die Männer hatten sich aus ihrem Schockzustand gelöst und rannten auf ihn zu. Schnell er musste sich etwas einfallen lassen!

Dann schoss ihm eine Idee durch den Kopf. Die offene Tür die den Käfigraum von dem wohnlichen Innenteil trennte! Er zog sie mit einem heftigen Ruck zu. Doch starke Arme hinderten die Tür daran ins Schloss zu fallen. Oh nein! Mit all seiner Kraft stemmte sich Paul gegen die Tür, aber nach ein paar Sekunden war der Teenager nicht mehr stark genug um drei Männer davon abzuhalten zu ihm zu gelangen. Der Junge wurde von der Tür weggeschleudert als diese aufsprang und fiel auf die Knie. Er wollte aufstehen und irgendwie versuchen wegzurennen, doch zu schnell schlossen sich feste Hände um seinen linken Arm und drehten ihm diesen auf den Rücken. Paul wurde auf die Beine gezogen. Ein schneller Wortwechsel und schon fühlte er, wie sich Handschellen fest um seine Handgelenke schlossen.

Der Junge verlor keine Zeit. Seine Beine waren noch frei. Paul trat nach hinten und ein spitzer Schrei verriet ihm, dass er genau richtig getroffen hatte. Kaum hatte der Teenager sich losgerissen, wurde er schon wieder zu Boden geworfen. Auf dem Bauch liegend, wurde ihm das Aufstehen nun noch durch einen auf ihm sitzenden Mann erschwert. Paul fühlte wie sich auch um seine Fußgelenke eiserne Fesseln schlossen, dann verschwand das Gewicht auf seinem Rücken. Unsanft wurde er auf die Beine gezogen. Da Beine und Arme des Jungen fortbewegungsunfähig gemacht worden waren, packte ihn einer der Männer und legte über seine Schultern. So wurde er zurück in den Raum getragen. Quietschend wurde eine Käfigtür geöffnet. Starke Hände schlossen sich unter seinen Achseln und er wurde etwas unsanft auf dem Boden abgesetzt. Dann wurde Paul in den Käfig geschubst.

Der Teenager klatschte mit dem Gesicht auf dem weißen Käfigboden auf, da er sich in diesem Zustand nicht abfangen konnte. Ein pochender Schmerz durchfuhr ihn. Er versuchte sich irgendwie aufzurappeln, was ihm auch gelang. Ein leises Klacken. Es war vorbei. Bedrückt lehnte sich Paul an die Käfigwand und sah dabei zu, wie auch der untere Insasse seines Regals, ein blonder Junge in den Käfig neben ihm verfrachtet wurde. Dieser versuchte sich gar nicht erst zu wehren. Er hatte den sinnlosen Kampf der Anderen mit angesehen. Sowohl das Mädchen als auch Paul hatten es nicht geschafft zu entkommen. Drei gegen einen - das war kein fairer Kampf. Auch das Schloss seines Nachbarn wurde geschlossen. Dann verließen die Entführer den Raum. Das Licht wurde ausgeschalten, die Tür geschlossen.

Da saßen sie nun.

Jeder in seinem Käfig.

Eingesperrt.

Unfähig zu fliehen.

Unwissend was kommen würde.

Am anderen Ende des Universums //PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt