Kapitel 6

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Einige Tage vergingen. Jeden Tag wurden die Teenager von klappernden Schüsseln geweckt, in welchen sie Wasser und Nahrung vorfanden. Jeden Tag wurde ihr Käfig nur zu diesem Zweck geöffnet. Jeden Tag saßen sie in den eisernen Drahtgeflechten und lebten vor sich hin.Bis jetzt hatte niemand herausgefunden, warum sie entführt und hier gefangen gehalten wurden, aber Paul ahnte, dass sie es noch früh genug erfahren würden. Die Zeit schlich vor sich hin und niemand wusste sich zu beschäftigen. Essen, Reden, Schlafen. Das war, was einen Tag in Gefangenschaft ausmachte. 

,,Guten Morgen!", sagten Tom und Sarah, seine Käfignachbarn. Paul öffnete verschlafen die Augen und grummelte: ,,Warum lasst ihr mich nicht weiterschlafen?" ,, Schau doch mal, das Essen ist schon da!", meinte Sarah. Sofort hellte sich die Miene des Jungen auf. Er hatte einen Bärenhunger und schon stand Paul auf und stürzte sich auf das Essen. Seit seiner Ankunft hatte es sich zwar nicht verändert und war immer noch glibberig braun, aber nun war er den Geschmack gewöhnt. Genüsslich kauend setzte er sich in eine seiner Käfigecken. Sarah und Tom taten es ihm gleich. Es war inzwischen wie zu einer Art Ritual geworden zusammen zu essen und sich gegenseitig belanglose Dinge zur Unterhaltung zu erzählen. 

Der Tag nahm seinen Lauf und die Schalen wurden aus den Käfigen entnommen. ,,Hast du schon das Neuste gehört?", fragte Sarah Paul aufgeregt. Wahrscheinlich wollte sie ihm den neuesten Käfigklatsch, wie er inzwischen genannt wurde, schildern. ,,Was denn?", fragte der Junge sie. ,,Also...", wollte sie beginnen, doch ihre Erzählungen wurden von einem lauten Türknallen unterbrochen. Die drei Männer, welche ihre Entführung verantwortlich waren, traten in den Raum. Hinter ihnen folgten noch weitere, bis zehn von ihnen im Raum standen. Alle waren in einer seltsamen schwarzen Uniform gekleidet und trugen große Pappkartons, welche sie im Raum abstellten. Da drehte sich plötzlich ein Schlüssel im Schloss der Eisentür. Pauls Augen verengten sich zu Schlitzen. Was war hier los?- Das hatten sie doch noch nie gemacht.

Auf einmal öffnete einer der Männer die Türe des ersten Käfigs. Er griff nach den Haaren eines blonden Mädchens und zog sie in die Raummitte. Ihr Kreischen erfüllte die Luft. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu wenden, doch schon drehte ein anderer Mann ihre Arme auf den Rücken und fesselte sie mit Handschellen. Ihr bleib keine Chance: Sie musste sich ergeben.  Still stand das Mädchen auf seinen Platz, während ein weiterer Mann einen der Kartons öffnete und mit einem motorradhelm-ähnlichen Etwas auf das Mädchen zu trat. Ohne zu zögern setzte er ihn dem Mädchen auf den Kopf. Nachdem die passende Größe eingestellt war, wurde sie zurück zu ihren Käfig geführt. Ein Mann folgte ihr. Ein erstickter Schrei. Paul drückte sich an die Gitterstäbe, doch er konnte nicht erkennen was die Männer mit ihr anstellten. Doch es war klar, dass es ihr nicht sonderlich gefiel. Er musste doch irgendetwas tun können. ,,Hey lasst sie in Ruhe!", schrie Paul mutig. Niemand beachtete ihn. Ein weiterer Schrei. Da rief der Junge:,,Habt ihr nicht gehört!?Ihr sollt sie in Ruhe lassen!" Eine Käfigtür wurde zugeknallt und das Klacken des Schlosses ertönte. Einer der Männer sagte etwas. Unverständliche Laute drangen aus seinem Mund. Darauf lachten die anderen Männer. Mit einem gefährlichen Grinsen kamen zwei von ihnen auf seinen Käfig zu. Ein kalter Schauer lief Paul über den Rücken, da öffneten sie auch schon seine Käfigtür. Da sich zehn, starke, ausgewachsene Männer im Raum befanden, beschloss Paul sich nicht zu wehren. Er würde sowieso keine Chance gegen sie haben. Mit einem festen Griff wurde er am Nacken aus dem Käfig geschleift. Kurz darauf wurden ihm seine Arme auf den Rücken gedreht und er konnte das Klacken von Handschellen hören. Eng schloss sich das kalte Metall um sein Handgelenk. Nicht schon wieder! Da kam auch schon ein Mann mit einem Helm auf ihn zu. Er setzte ihn Paul auf den Kopf und stellte ihn ein bis er fest saß. Dann wurde der Teenager zurück in seinen Käfig geschubst. Ein Mann folgte ihm mit einen Gurt in der Hand. Der Gurt sah so ähnlich aus wie ein Autogurt, nur das sich an beiden Enden kleine Haken befanden. Bevor der Junge die Situation realisieren konnte, war er auch schon fest an das Käfiggitter geschnallt. Aus einer kleinen braunen Tasche zog ein anderer Mann ein längliches Gefäß und eine Nadel. Dann gab er dieses dem Mann welcher mit Paul im Käfig saß. Dieser steckte das Gefäß und die Nadel aufeinander. Oh nein! Eine Spritze! Der Junge hatte eine regelrechte Angst vor Spritzen. Impfungen hatte er gern verpasst. Seine Mutter musste ihn oft zwingen mit ihr zum Arzt zu fahren. Er hasste das Gefühl, wenn die metallene Spitze durch seine Haut stach. Aber wenigstens wurde er zu seinem Schutz geimpft, nicht wie hier... Es war unklar, was sich in der Flüssigkeit verbarg.  Unsanft drang das Metall in ihn ein. Er schrie und versuchte sich zu winden und zu wehren, doch durch seine Fesseln konnte er sich kaum bewegen. Das war definitiv keine Impfung, denn eine kleine Beule bleib an seinen Unterarm zurück als die Nadel herausgezogen wurde. Irgendetwas war unter seine Haut gespritzt wurden...

Ein kleines Tröpfchen Blut drang aus dem Einstich. Der Mann kramte in der Tasche und kurze Zeit später legte er ein pflasterähnliches Etwas über die winzige Verletzung. Dann stand er auf und verließ den Käfig. Die Tür wurde wieder mit dem Vorhängeschloss verschlossen.

Auch die anderen Jugendlichen mussten sich der Prozedur unterziehen. Nach einiger Zeit saßen sie alle festgegurtet und mit einem Helm bestückt in ihren Käfigen. Die Männer schauten sich um und verließen danach den Raum. ,,Warum haben sie das nur gemacht?", fragte Sarah verwirrt. ,,Ich fürchte, dass wir es bald erfahren werden...", antwortete ihr Paul. Als wenn dies sein Stichwort gewesen wäre, begann der Boden unter ihnen zu beben. Erschrocken schauten sie sich an. Das Beben wurde immer stärker und stärker. Paul wurde, wie auch die anderen Jugendlichen, in seinen Käfig hin und her geschleudert. Jetzt begriff er, warum sie festgegurtet waren. Alles diente nur zu ihrem eigenen Schutz. Aber was hatte es nur mit dem Ding in seinen Arm auf sich? 

Plötzlich hörte er einen lauten Knall. Das Beben erstarb, wie auch die Motorengeräusche. 

Wo auch immer sie waren - Sie hatten das Ziel erreicht.







Am anderen Ende des Universums //PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt