In diesem Augenblick

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Hera hasste diesen Blödsinn. Sie hatte keine Lust. Weder darauf, krank zu sein, noch darauf, dass Kanan ausgerechnet jetzt abwesend sein musste. Sie hasste es, krank zu sein, und normalerweise hätte sie sich geweigert, es überhaupt zuzugeben, aber als sie am Morgen über Chopper gestolpert und umgekippt war, und sich dabei auch noch den Kopf angeschlagen hatte, war der Tag für sie gelaufen gewesen, denn noch weniger Lust als darauf, einen Tag lang auszufallen, hatte sie darauf, mehr als einen Tag auszufallen, weil sie nochmal umkippte und diesmal nicht so glimpflich davonkam. Das war eine ganze Weile nachdem Kanan aufgebrochen war passiert - hätte er das mitbekommen, wäre er ganz sicher nicht gegangen, deshalb war sie ziemlich froh, dass es erst danach passiert war. Die Mission war leider ziemlich wichtig. Zumindest war ohnehin nie vorgesehen gewesen, dass sie Teil der Mission war – sie sollte nur Fluchtfahrzeug spielen, falls etwas schief ging, und das würde sie auch noch so hinkriegen.
Den Teil mit dem kleinen Unfall hatte sie auch aus ihrem Bericht ausgelassen, als Kanan sie angefunkt hatte, und sie gesagt hatte, es ginge ihr nicht so gut – und dass es nichts war, um das er sich Sorgen machen müsste. Es ihm komplett zu verschweigen hätte keinen Sinn gehabt. Er spürte sowas, immer, und das wusste sie. Hätte sie es verschwiegen, hätte Kanan sich bloß noch mehr Gedanken um sie gemacht, die beim besten Willen nicht nötig waren. Er musste sich konzentrieren. Alles andere war unwichtig.
Jetzt lag sie in ihrer Koje, rieb sich den immer noch schmerzenden Kopf und seufzte leise, als ihr Comlink anfing zu piepsen, was sie dank ihrer Kopfschmerzen auf dreifacher Lautstärke wahrnahm.
Seufzend nahm sie es hoch, damit es aufhörte, zu piepsen, und nahm ab.
„Hey?"
„Du klingst ja immer noch gar nicht gut", ertönte Kanans besorgte Stimme von der anderen Seite. „Hast du dich endlich hingelegt?"
Die Twi'lek verdrehte die Augen. Er war echt unmöglich.
„Was ist denn schon wieder? Du musst dich nicht alle paar Minuten melden, ich werde schon nicht sterben, und falls doch etwas sein sollte würde Chopper dich sowieso kontaktieren. Oder Dad, und dann würdest du es auch keine paar Sekunden nach ihm erfahren", murmelte sie.
Kanan schluckte.
„Danke, das ist sehr beruhigend, Liebling. Gerade mal eine Woche verheiratet und ich vernachlässige dich schon, dein Vater bringt mich um...", murmelte er, gerade laut genug, damit sie es hören konnte.
Wenn es ihr besser gegangen wäre, hätte sie gelacht, aber dafür war sie viel zu fertig.
„Würdest du mir sagen, was du willst?", seufzte sie und gab sich allergrößte Mühe, nicht genervt zu klingen, weil sie eigentlich gern geschlafen hätte, und sie, schlimmer noch, sich eigentlich gewünscht hätte, er wäre auch da gewesen, aber das unglaublich selbstsüchtig gewesen wäre und die Rebellion immer zuerst kommen musste.
„Ich wollte nur sicherstellen, dass du alles hast, was du brauchst."
„Du meinst außer dir?", murmelte sie und klang sehr zu ihrer Überraschung weniger sarkastisch als sehnsüchtig, weshalb sie sich auf die Zunge biss und es am liebsten gleich wieder zurückgenommen hätte. Jetzt würde er sich definitiv Sorgen machen.
„Soll ich dir auf dem Rückweg möchtest mitbringen?", fragte Kanan viel zu schnell, seine Stimme klang jetzt ziemlich verängstig.
„Rückweg?", erwiderte Hera ein wenig verwirrt. „Bist du schon fertig?"
„Nein, aber so wie du redest muss ich auf der Stelle zurück, bevor du mir wirklich noch wegstirbst."
Die Panik in seiner Stimme brachte sie völlig aus dem Konzept.
„Kanan, ich...", versuchte sie noch, zu widersprechen, aber im nächsten Moment hob sie die Hand von ihrem Kopf und erstarrte. Kratzer war vielleicht doch nicht die richtige Bezeichnung für ihre Kopfwunde gewesen, und vielleicht hätte sie sich das Ganze doch besser angesehen und es verarztet, bevor sie sich hingelegt hatte... aber sie war auf einmal so müde gewesen, und um sie herum hatte sich alles gedreht. Jetzt war ihr auch klar, warum. Ihre Hand war blutrot. Platzwunde. Gehirnerschütterung. Wahrscheinlich hatte sie weit mehr Blut verloren, als ihr lieb war, und ihr Blickfeld wurde immer kleiner, alles war mit einem mal so furchtbar neblig und dunkel.
Wenn sie noch klar hätte denken können, wäre die Wunde zu verarzten das erste gewesen, an das sie gedacht hätte – aber stattdessen dachte sie bloß daran, dass sie das Bettlaken würde wechseln müssen, weil jetzt sicher alles voller Blut war und man das so schlecht rauswaschen konnte, und daran, dass es sein könnte, dass Kanan den Herd vielleicht nicht abgestellt hatte, als er gegangen war, und sie das nochmal hätte prüfen sollen, bevor die Welt vor ihren Augen endgültig verschwamm.

„Hera..." Die Stimme war zuerst ganz weit weg, aber mit der Zeit schien sie immer näher zu kommen. „Hera..." Und sie wurde lauter. Und besorgter. „Hera, Liebling, hörst du mich?"
Ohne die Augen zu öffnen fasste die Pilotin sich instinktiv an den Kopf. Die Schmerzen waren noch viel schlimmer als vorher... aber das mochte daran liegen, dass sie diesmal genug bei Bewusstsein war, um sie wirklich wahrzunehmen. Ihr kompletter Kopf war in irgendetwas Weiches eingewickelt, das vermutlich ein Verband war.
„Was...", murmelte sie leise.
„Du machst ja Sachen... Da lässt man dich ein paar Stunden aus den Augen und... Mach das nie wieder. Du hast mir einen riesigen Schrecken eingejagt." Ihr Mann schaute sie ernst an. „Ich hab übrigens einen Scan laufen lassen. Du bist überhaupt nicht krank."
Seine Frau schaute ihn ein wenig verwirrt an.
„Wie meinst du das?"
Kanan konnte über ihre Frage bloß den Kopf schütteln.
„Ich bin mir nicht sicher, ob du es einfach vor mir leugnest, oder es selbst nicht gemerkt hast – letzteres würde mir wesentlich mehr Sorgen bereiten. Hera, du hast die letzten Tage kaum geschlafen. Deshalb bist du umgekippt."
„Ich-"
Sie wollte widersprechen, aber er ließ sie gar nicht erst ausreden.
„Höchstens zwei, drei Stunden jeden Tag innerhalb der ganzen letzten Woche, kommt das in etwa hin?"
Specter eins hatte seine Arme verschränkt, seine Stimme wütend und besorgt zugleich.
„Ich hatte zu tun", erklärte sie und klang dabei fast ein wenig verlegen. „Kanan, deine Mission...", murmelte sie dann fragend, als ihr wieder einfiel, worüber sie sich mit ihm über Comlink unterhalten hatte, bevor ihr die Lichter ausgegangen waren.
„Kann nicht und wird nie wichtiger für mich sein als die Frage, ob es dir gut geht", sagte er sanft und strich mit seinen Fingern zaghaft über ihre Hände.
„Aber die Rebellion-", versuchte sie weiter, auf ihn einzureden.
„Der Rebellion", unterbrach er sie erneut, „ist auch nicht geholfen, wenn du vor lauter Erschöpfung zusammenbrichst. Wenn du irgendwann tot umfällst, weil du dich überarbeitet hast, kannst du auch keine Rebellion mehr aufbauen, in Ordnung? Du darfst... nein, du musst auch manchmal selbstsüchtig sein, verstanden? Wenn du dich selbst vollkommen der Sache opferst, vergisst du vielleicht irgendwann, wer du eigentlich bist und für was du kämpfst. Und das kann ich nicht zulassen. Dafür liebe ich dich zu sehr."
Bevor sie sich versah, hatte er sie in die Arme geschlossen und es fühlte sich so an, als wolle er sie nie wieder loslassen.
Und so sehr sie der Gedanke auch besorgte... das wäre für sie okay gewesen. In diesem Augenblick, in dem sie genau hier in Kanans Armen lag, gab sie sich diesem wunderschönen Gefühl hin, und ihr hätten die Mission und die Rebellion und der Rest der Galaxis mit einem Mal kaum mehr egal sein können.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 17, 2018 ⏰

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