»Du brauchst dich nicht entschuldigen, Light-kun. Ich hätte dich einfach nicht fragen sollen.«
Der Detektiv machte Anstalten aufzustehen, doch Light reagierte schnell, packte ihn an der Schulter und zog ihn zurück auf das Sofa; es verletzte ihn ungemein, dass L sowas sagte und es war tausendmal schlimmer als hätte der Detektiv ihn angeschrien oder ihn geohrfeigt. Es tat auf eine andere Weise weh und verletzte ihn viel tiefer in seinem Herzen. Ja, er hatte verdammten Mist gebaut, aber so konnte es doch jetzt nicht ewig weiter gehen. Besonsers nicht, da sie zusammen lebten, schliefen, duschten … Dem Studenten war klar, dass es wenn, dann jetzt aufgeklärt und ordentlich geregelt werden musste, sonst war alles zu spät.
»Ryuzaki, sei bitte nicht so. Ich weiß, ich bin ein Idiot und dumm dazu, aber … Bitte verzeih mir nochmal! Es war keine Absicht und …«, er schluckte aufkommene Tränen hinunter, von denen er selbst nicht wusste, warum sie da waren, »du bist ein guter Freund. Ich mag dich und will dich nicht verlieren, verstehst du? Bitte.«
Die Ketten raschelten als den Detektiv, den er festgehalten und so ziemlich durchgeschüttelt hatte, mit roten Wangen los ließ; hatte er jetzt schon wieder etwas falsch gemacht? Hoffentlich nahm L ihm diese Aktion nicht übel … Er hatte ihre Beziehung aber wirklich nicht kaputt machen wollen. Das musste L doch verstehen, oder? Aber warum war es ihm nur so wichtig, was L dachte?! Dieser Kerl sperrte ihn hier ein und beschuldigte ihn als Mörder!
»Es ist alles okay, Light-kun.«
Die Stimme des Schwarzhaarigen war immer noch unverändert kühl und gleichgültig.
»Es ist nichts passiert.«
Es fühlt sich aber nicht so an, hätte Light am liebsten noch ergänzt, doch er ließ es und schwieg - seinen Herzschmerz unterdrückend.»Ich will sie aber wirklich nicht sehen, Vater«, erklärte Light am nächsten Morgen kleinlaut seinem Vater, während L völlig teilnahmslos neben ihm saß und tat, als interessierte ihn das nicht - aber in Wirklichkeit tat es das, das spürte der Student. L wollte nicht, dass Misa herkam und Light umarmte, küsste … Na ja, er selbst wollte das ja auch nicht unbedingt. Aber besonders nachdem, was passiert war, konnte sie nicht herkommen. Auch wenn der Detektiv darüber schwieg und sich ganz ›normal‹ verhielt, hatte er - nein, sie beide - den Kuss und diese plötzlichen Gefühle noch nicht annährend verdaut, geschweige denn völlig vergessen. Das war einfach nicht möglich, diese ganzen Empfindungen zu ordnen und zu entscheiden, was echt und richtig war.
»Aber wieso denn nicht, Junge? Sie fragt ständig nach dir und ist so verliebt …«
»Es geht nicht«, fiel Light seinem Vater gereizt ins Wort; er musste jetzt verdammt vorsichtig sein mit dem, was er sagte und wie er sich verhielt, doch es fiel ihm plötzlich so unglaublich schwer, sich zu verstellen.
»Ich möchte einfach nicht, dass sie sich einmischt oder etwas dummes tut. Später, wenn alles geregelt ist … Aber jetzt ist es noch zu früh. Und diese Prüfung damals war auch hart für sie, für uns beide.«
Light erinnerte sich gut an den Moment, als sein Vater im Auto die Waffe auf ihn gerichtet hatte; in diesem Moment hatte es sich angefühlt, als wäre sein Herz in Scherben zerbrochen. Als wäre alles zerbrochen. Inzwischen hatte er das alles zwar schon wieder fast vergessen, doch tief in ihm nagte es trotzdem noch an seiner Seele.
»Die war damals auch wirklich etwas übertrieben, das verstehe ich … Ryuzaki hätte anders-«
»Ich mache Ryuzaki deswegen überhaupt keine Vorwürfe«, gab der Student sofort mit fester Stimme zurück; aus irgendeinem Grund kam er einfach nicht damit klar, wenn L schlecht geredet oder kritisiert wurde. Vielleicht lag es daran, dass er fand, der Detektiv war nicht so kühl, wie er immer tat - er hatte auch eine sanfte Seite. Wie aufs Stichwort tauchte das Bild von dem Kuss wieder in Lights Kopf auf; Ls gerötete Wangen, sein warmer Körper und dieser Blick voller Zärtlichkeit und Verlangen …
Er wurde selbst rot und überrascht und enttäuscht von sich selbst schüttelte er leicht den Kopf. Sein Vater runzelte verwirrt die Stirn und L ließ einen vorwurfsvollen Blick hinüber gleiten, als er nach seiner Teetasse griff; er beobachtete das Gespräch also doch genau.
»Ich hätte wahrscheinlich genau das Selbe getan, wäre ich in der Situation gewesen«, verteidigte er mit klopfendem Herzen weiter.
»In so einem Fall kann man nämlich niemandem trauen.«
»Na schön.«
Soichiro nickte und stand langsam auf, während er seine Krawatte weiter fest zurrte.
»Ich werde es Misa sagen. Aber lass sie nicht zu lang allein, Light - sonst bist du sie irgendwann los.«
Hätte er doch nur gewusst, dass es genau das war, was Light wollte.Der Rest des Tages verging allem voran ziemlich normal, obwohl Light gern noch einmal ungestört mit L geredet hätte, um sich nochmals zu entschuldigen; die Sache verstimmte ihn ja noch immer und obwohl L sich normal verhielt, war da doch noch etwas, wie ein stiller Vorwurf. Es schwebte ungesagt in der Luft und ließ Light einfach nicht los. Beim Abendessen, wo sie, wie ihm auffiel, anscheinend meistens die wirklich wichtigen Dinge besprachen, traute er sich dann endlich doch, es zu sagen.
»Ich weiß, dass du mir nicht verzeist.«
Er legte sein Besteck beiseite und faltete nervös die Hände auf dem Schoss. L hingegen aß einfach weiter, auch wenn es kurz verräterisch in seinen Augen geblitzt hatte.
»Das hatten wir doch schon.«
»Nein, das hatten wir nicht! Du verhälst dich nämlich nicht so und ich … ich merke das. Was muss ich tun, damit es wirklich wieder gut ist?«
Der Detektiv rutschte näher und sah ihn eindringlich an. Light klopfte das Herz bis zum Hals und er war sicher, L konnte es hören. Genauso wie er auf die Entfernung die Wärme, die von ihm ausging, spürte und wie ein paar Strähnen des weichen, schwarzen Haares sich an ihn schmiegten. Verdammt, was dachte L nur gerade über ihn? Das sollte er sofort erfahren, den plötzlich waren seine Lippen wieder auf denen des Detektivs, alles in ihm schien zu explodieren und er riss überrascht die Augen auf. Es war genauso schön, wie beim ersten mal, vielleicht sogar noch schöner. Als beruhigten Ls kühle Lippen den Sturm, der in ihm tobte und alle Angst schmolz wieder dahin … Vorsichtig löste der Detektiv sich und verkündete mit immer noch kaltem Blick, aber vor Erregung roten Wangen:
»Ich bin ein Egoist, Light-kun. Wenn du willst, dass ich dir verzeihe, lass uns da weiter machen, wo wir aufgehört haben.«
In Light drehte sich plötzlich alles und er war außer Stande zu begreifen, was es bedeutete. Er wusste nur noch eins: er war einfach verrückt nach dem Gefühl, L zu berühren.
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Liebe in Ketten
FanfictionLight ist leicht verwirrt, da seine neue Lebensituation - vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche mit Hanschellen an einen exzentrischen Detektiv gefesselt zu sein - einfach alles auf den Kopf stellt; zusammen mit L duschen, schlafen un...