Kapitel 4
Sanftes rütteln riss mich aus dem Alptraum der mich seit dem Unfall immer wieder verfolgte. Diese offenen starrenden Augen werde ich wohl nie wieder vergessen.
„Lina...hey verdammt mach die Augen auf..." hörte ich ein verzweifelte, mir bekannte Stimme. Langsam öffnete ich meine Augen und merkte erst jetzt wie schnell meine Atemung ging und das ich am Körper zitterte. Außerdem war meine Kleidung wieder durchgeschwitzt so wie die letzten Nächte auch. Ich schreckte hoch und sah in die Augen von Marco.
„Verdammt was machst du hier draußen?" fragte er außer Atem. Ich zuckte mit den Schultern und versuchte mein Atem zu beruhigen.
„Alles okay?" fragte er nun sanfter. Ich sah ihn an und mein Blick sagte wohl dass nichts in Ordnung war.„Sorry für die Frage. Versuch tief ein und aus zu atmen und am besten du stehst auf, dann muss dein Körper sich auf was anderes konzentrieren." Er hielt mir seine Hand hin und zog mich vorsichtig hoch. Ich stand nun vor ihm und hielt mich an ihm fest. Mein Blick war auf seine Brust gerichtet die sich gleichmäßig bewegte. An ihr passte ich meine Atmung an und beruhigte mich so langsam wieder. Ich hasste das! Ich fühlte mich so unglaublich schwach. Mein Blick ging an Marcos Brust hoch zu seinen Augen. Sein Blick war besorgt.
„Geht's wieder?" fragte er leise und ich nickte nur leicht und ließ mich auf die Bank nieder. Er setzte sich neben mich und starrte nun auf den See. Über dem See ging langsam die Sonne wieder auf. Oh ich musste wohl die ganze Nacht hier gelegen haben.
„Hast du hier die ganze Nacht geschlafen?" hörte ich Marco fragen und wieder nickte ich einfach nur.„Lina..." seine Stimme hörte sich besorgt an, doch das wollte ich erst gar nicht hören also hob ich meine Hand um ihn zum Schweigen zu bringen. Er schloss auch sofort seinen Mund und sah mich eine Weile schweigend an.
„Ich vermute mal...dass du es zuhause nicht aus hältst?" ich zuckte nur mit meinen Schultern.
„Dich erinnert alles an ihn oder?" fragte er mich weiter. Ich ließ mein Blick vom schönen Sonnenaufgang zu ihm gleiten und sah ihn eine Weile schweigend an. Sein Blick schien mein Inneres zu erforschen, so tief sah er mir in die Augen. Meine Augen sprachen wohl Bänder denn er beantwortete sich seine Frage selber.
„Was frage ich auch...ihr habt zusammen gelebt. Da schreit ja alles nach ihm...aber wieso schläfst du dann hier draußen und gehst nicht zu Marcel oder deinen Eltern?" ich zuckte nur mit den Schultern. Vielleicht weil mich auch bei denen alles an ihn erinnert? Egal wo ich hier in Dortmund hin ging, war irgendwo immer eine Erinnerung an Robin.„Verdammt rede doch endlich wieder..." hörte ich Marco meckern und ich sah ihn wieder an. Sprechen half mir auch nicht! Also ignorierte ich seine Äußerung und sah wieder zum See. Die Sonne schimmerte leicht im Wasser. So saß wir da also zu zweit und schwiegen uns an. Marco hatte sich irgendwann zurückgelehnt und starrte grade aus auf das Wasser. Was er wohl grade dachte? Ich fragte mich auch warum er wieder den Kontakt suchte nach dem er uns damals einfach hat stehen lassen. Damals waren wir ihm egal und jetzt? Jetzt waren wir wieder gut genug oder wie? Innerlich seufzte ich und sah das Wasser an was vor uns durch die Sonne zu funkeln begann. Würde dieser Schmerz irgendwann nachlassen? Wie würde ich ihn am besten los? Vielleicht wenn ich von der nächsten Brücke sprang? Oder musste ich einfach nur Dortmund für eine Weile verlassen? Ich wusste nur eins dass ich so nicht länger leben wollte und ich glaube auch Robin hätte das so nicht gewollt. Wieso hatte er mich auch allein gelassen? Hätte uns dieser Unfall nicht beide umbringen können? So wäre ich wenigstens dem Seelischen Schmerz entkommen. Aber nein, nun saß ich hier wie der letzte Wrack und kam mit meinem Leben nicht mehr zurecht. Ich stand auf und ging weg.
„Lina...wo willst du hin?" hörte ich Marco hinter mir rufen. Doch ich beachtete ihn gar nicht. Immerhin hat ihn das die letzten zwei Jahre auch nicht interessiert. Ich hörte Schritte hinter mir und bemerkte seine Anwesenheit neben mir. Doch er sprach nicht sondern lief einfach stumm neben mir her. Ich blieb stehen und sah ihn an und mein Blick fragte ihn was das werden sollte.
„Glaubst du ich lasse dich so allein?" fragte er mich nun. Ich sah ihn sauer an. Er sollte sich verpissen so wie er es damals auch getan hatte. Ich fing an zu rennen. Ich versuchte soweit es ging von ihm weg zu kommen doch er war auch einfach mal ein Profisportler und dementsprechend schnell. Kurz darauf joggte er total entspannt neben mir. Ich übersah eine Wurzel und fiel hin. Ich blieb einfach liegen und starrte den Gies an der unter mir lag. Langsam bildeten sich Tränen in meinen Augen. Warum musste mir das passieren? Warum nahm mir Gott meine große Liebe? Ich verstand das nicht? Wo lag darin der Sinn? Was sollte mir das zeigen? Hatte ich in meinem Leben so große scheiße gebaut das ich es verdient hatte, das man mir meine große Liebe nahm? Marco kniete sich schnell neben mich hin und zog mich sanft hoch.
„Lina..." hörte ich ihn hauchen. Ich fing an zu schreien und auf ihn einzuschlagen. Warum war er hier? Warum war er hier und nicht mein Robin? Wo war Robin? Wo war er? Ich brauchte ihn doch. Marco schnappte sich meine Arme und zog mich an sich. Ich schrie und weinte noch immer. Doch ließ mich meine Kraft los und so hingen meine Arme nur Schlapp herunter.„Pscht...." Hörte ich Marco immer wieder in mein Ohr hauchen. Warum war er da? Wieso? Ich verstand diese Welt nicht mehr. Mein Schreien und weinen wurde immer weniger und der ruhige Atem von Marco brachte mich langsam wieder in normal Zustand.
„Ich weiß das man das immer so leicht daher sagen kann...aber mit der Zeit wird der Schmerz in deinem Herzen weniger und du wirst wieder glücklich sein können. Auch wenn du mir das jetzt nicht glauben magst. Er wird immer ein Platz in deinem Herzen haben und glaube mir...er wird von da oben auf dich herunter schauen und darauf aufpassen das es dir gut geht!" was um Himmels Willen labert der da? Wie sollte dieser Schmerz jemals wieder weggehen? Und wenn Robin von da oben auf mich achten würde, dann würde er mich doch nicht so leiden lassen oder? Ich drückte Marco mit meiner letzten Kraft von mir weg und sah ihn mit verweinten Augen an und schüttelte den Kopf. Langsam stand ich auf. Ich zitterte am ganzen Körper und ich merkte das mir die Kälte der Nacht doch zugesetzt hatte. Ich sollte schnellst möglich Duschen und mich aufwärmen sonst läge ich bald ganz flach. Wobei dann würde mein innerer Zustand auch zum äußerlichen passen. Nämlich miserabel. Ich versuchte ein Stück zu gehen doch ich sackte schnell wieder weg. Doch ich hatte nicht mit der Reaktion von Marco gerechnet der sofort seine Arme um mich schlang und mich vor einem erneuten Aufprall bewahrte.
„Komm...ich helfe dir!" sagte er leise und kurz darauf nahm er mich hoch wie eine Braut. Den Job hätte Robin in zwei Monaten machen sollen. Mich als seine Braut über die Schwelle tragen. Doch jetzt? Jetzt musste ich ihn zu Grabe tragen und würde ihn nie wieder sehen. Ich schlug wieder auf Marcos Brust ein und fing wieder das weinen an. Doch das schien ihn nicht zu interessieren.
„Ich weiß das ich der letzte bin den du sehen willst...aber ich werde dich so nicht allein lassen. Kapier das endlich!" sagte er streng und sah mich kurz eindringlich an. Er trug mich mit Leichtigkeit am Phönix See entlang. Ich ließ meine Arme sinken und starrte ihn sauer und weinend an. Er war wirklich der letzte denn ich in meiner Nähe haben wollte, doch hatte ich auch einfach keine Kraft mehr mich gegen ihn zu währen.
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Guten Abend,
Zum Ende des Wochenendes gibt es noch ein Kapitel. Hoffe es gefällt euch. Wie findet ihr das Marco nicht locker lässt und ihr helfen will? Wie würdet ihr das finden?Wünsche euch morgen einen guten Start in die Woche!
Wir sehen uns :)
Lieben Gruß
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Lache, Lebe, Liebe... The Life must go on!
FanfictionEin Unfall der alles verändert. Der dir die Sprache verschlägt und dein Leben aus der Bahn wirft. Was tust du, wenn du selber nicht mehr weiter weißt?