Ein Bach für zwei

12.9K 668 147
                                    

Ich setzte mich unter eine der Weiden am Ufer, unter der ich schon vorhin einmal die Ruhe gesucht und leider nicht gefunden hatte. Ich zog meine Schuhe aus und warf sie ein paar Meter entfernt achtlos ins Gras, um meine nackten Füße im Wasser des kleinen Bach baumeln zu lassen. Ich nahm kaum war, wie eisig das Wasser war. Ich beobachtete nur verträumt, wie meine baumelnden Füße kleine Wellen in dem klaren Wasser auslösten. Nach einiger Zeit fiel mir wieder ein, dass ich mit Potter hergekommen war und ich sah mich verwundert nach ihm um. Er stand, die Hände in den Hosentaschen vergraben an eine Weide in der Nähe gelehnt und beobachtete mich.

„Was machst du da?“, wollte ich wissen. Er sah schmunzelnd zu Boden und kam dann auf mich zu geschlendert. Einen Meter vor mir blieb er stehen.

„Was?“, fragte ich. Ohne zu antworten setzte er sich neben mich.

„Weißt du eigentlich, dass es immer mein größter Wunsch war, dass du mich eines Tages deinen 'Freund' nennst?“, sagte er ernst und sah mir in die Augen. Mein Kopf schwirrte ein wenig von dem Alkohol.

„Und dann muss es aus diesem Grund passieren.“, sagte James und lächelte bitter, während er zu Boden sah und langsam seinen Kopf schüttelte. Von einer Sekunde auf die nächste wurde seine Miene hart und seine Hände ballten sich zu Fäusten, während er aufsprang und rastlos auf und ab ging.

„Weil dieser ekelhaft Penner, seine Finger nicht seine Finger von dir lassen kann!“ Er brüllte es fast und ich war etwas erschrocken über seinen plötzlichen Tonfall. James Trat mit Wucht gegen eine der Weiden neben mir. Es knackste leise und von der Baumkrone segelten mehrere kleine Weidenblätter und wehten um mich herum. Wie im Rausch hob ich die Hände und ließ die kleinen Blätter durch meine Finger gleiten. Im Gegensatz zu mir, der Ruhe selbst, schien James kurz vor dem Ausrasten zu sein.

„Dieser dreckige, widerliche, hirnlose Mug-“

„James.“, sagte ich melodiös und griff nach seiner Hand. Sie war eiskalt.

„Beruhig dich, es ist je nichts passiert.“, beruhigte ich ihn. Er sah mich ratlos an.

„Nein, ist es nicht. Er. Hat. Dich. Geküsst.“, sagte er betont langsam um mir deutlich zu machen, wie furchtbar diese Tatsache war. Ich zuckte mit den Schultern.

„Hat sich nicht wie ein Kuss angefühlt.“, sagte ich trocken, woraufhin ich so laut und hoch lachte, das ich mir erschrocken eine Hand auf den Mund legte. James schien besänftigt. Er sah zu mir herab und begann stumm zu kichern. Ich sah ihn kurz mit offenem Mund an, bis ich bemerkte, dass ich immer noch seine Hand hielt. Abrupt ließ ich sie los und zupfte verstohlen ein paar Grashalme aus dem Boden. James setzte sich wieder neben mich, diesmal ein wenig dichter. Ich sah ihn lange an, bis ich mich irgendwann erschöpft auf dem Rasen ausbreitete und meinen Kopf auf seinen Schoß legte. Er wirkte ziemlich verunsichert darüber, was er mit seinen Händen tun sollte. Ich musste etwas grinsen.

„James?“, fragte ich, als er beschlossen hatte die linke Hand auf meinem Arm abzulegen und mit der rechten Hand mit einer meiner Haarsträhnen zu spielen. Er sah mich an.

„Hm?“

„Warum warst du immer so ein Idiot, wenn du in Wirklichkeit so ein charmanter Typ bist?“, fragte ich ihn interessiert und war selbst stolz darauf, dass ich in meinem Zustand auf das Wort charmant kam.
James' Hand erstarrt in der Bewegung, dann lächelte er mich sanft an.

„Du findest, dass ich charmant bin?“, fragte er. Ich setzte mich auf.

„Natürlich! Du bist mit Abstand, der charmanteste Kerl, der mir heute Abend begegnet ist.“, sagt ich lachend. „Und ich zähle Devin dazu.“, fügte ich hinzu. James' Lächeln gefror. Ich seufzte und sah ihn mit einer missmutigen Miene an während ich versuchte ernst zu bleiben, was mir nicht sehr lange gelang. Als ich dieses mal laut loslachte, stimmte James nicht mit ein. Ich runzelte geknickt die Stirn, griff nach seinm Arm und schüttelte ihn, als könnte ich dadurch seine Stimmung bessern.

„James! Jetzt lach doch mal.“, flehte ich. Er verzog keine Miene. Ich beugte mich ein Stück vor und sah ihm in die Augen.
„Jamie, lach für mich.“, jammerte ich. Und plötzlich trieb mein Alkohol-verseuchter Instinkt mich dazu, mich noch weiter vor zu beugen, bis meine Lippen plötzlich auf seinen lagen. Ich war mindestens so erschrocken wie James und im nächsten Moment, waren wir auch schon wieder von einander getrennt. Mein Oberkörper wankte benommen und ich fasste mir an die Stirn.

„'Tschuldigung.“, hauchte ich. Nach einer halben Ewigkeit erst traute ich mich, hoch in James Gesicht zu gucken. Er starrte mich mit offenem Mund an.

„Was war das denn?“, fragte er etwas belustigt. Ich zuckte die Schultern.

„Lily, sag mal sollte das ein Kuss sein?“, lachte er.

„Zumindest so etwas in der Art, glaub ich.“, brummte ich, beleidigt über sein Lachen. Das nächste, was ich spürte, waren sanfte Lippen auf meinen und eine warme Hand an meiner Wange. Ich war so überrascht, das ich die ersten Sekunden gar nicht realisierte, was ich tat. Ich erwiderte den Kuss und erschrak ein zweites Mal, als ich die wild umher flatternden Schmetterlinge in meinem Bauch spürte. Ich löste mich von James und sah ihn sprachlos an. Ich versuchte noch immer unseren ersten Kuss, den man im Grunde keinen nennen konnte, zu verarbeiten, da kam James mir schon mit der emotionalen Apokalypse. Seine braunen Augen funkelten mich an.

„Das war ein Kuss, Schätzchen.“, sagte er grinsend. Ich grinste zurück.

„Mein bester heute.“, sagte ich scherzhaft und bevor James die Möglichkeit hatte, wieder auszuflippen, schlang ich meine Arme um seinen Hals und küsste ihn.

______________________________

Ja, das wars eigentlich fürs erste. Ich wollte von Anfang an eigentlich nur eine Kurzgeschichte machen, weil ich grade an einer etwas größeren Fanfiction "The Story of Lily Potter" drann bin. Wenn ihr euch für Lily+James Fanfiction interessiert, könnte das vielleicht ach etwas für euch sein. (Eigenwerbung!)
Wenn ihr denn Schluss blöd findet und sagt, es muss unbedingt noch weiter gehen, überleg ich vielleicht nochmal ob ich etwas weiterschreibe, aber ich glaube dass würde die Geschichte irgentwie kaputt machen. Wir sind am Happy End angekommen... und wie wir alle von etlichen Sequels wisse, kann es nach dem Happy End nur noch Berg ab gehen. Darum würde ich sagen, belassen wir es bei Friede-freude-Eierkuchen und Küssen am Bach und gehen alle glücklich und Händchen haltend nach Hause. ♥♥♥

Eure Susi ♥

Besser als Feuerwhiskey (Lily+James FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt