Kapitel 1

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Mit den Farnwedeln im Maul trottete Taubenkämpfer, gefolgt von Gezeitentraum, ihrer Heilerin, in das frisch errichtete Lager hinein. Der Kriegerbau war bereits gebaut, er und Gezeitentraum würden sich nun um den Heilerbau kümmern. Er warf einen Blick zu Sonnenstern, die ihren Schweif aus dem Kriegerbau streckte und schnurrte leise. Gestern erst hatten sie den SilberClan in einem heftigen Kampf besiegt und sich ihr Territorium erkämpft. Nun konnten sie endlich, nach monatelanger Reise über die Berge, ankommen. Sie hatten genug zu essen und einen warmen Schlafplatz. Sonnenstern wurde von vielen Mitgliedern des Clans in Frage gestellt, aber trotz allem hatten sie es ihr zu verdanken, dass sie nun einen Ort zum Leben hatten, das konnte ihr niemand nehmen. Taubenkämpfer wandte sich um, als ein Pfotenschlag ihn neckend am Ohr traf.

„Kommst du?", fragte Gezeitentraum und ihre Augen glitzerten belustigt. „Ich weiß, unser Lager ist schön, aber du musst nicht den ganzen Tag damit verbringen es zu bewundern. Hilf mir lieber den Heilerbau abzudecken." Taubenkämpfer nickte bloß, arg viel hätte er mit den Farnwedeln im Mund auch nicht sagen können, und folgte der Heilerin zu dem umgestürzten Baum. Während der letzten Tage hatte er sich immer wieder bereit erklärt ihr beim Sammeln und Tragen von Kräutern zu helfen und so waren sie gute Freunde geworden. Bei der Einhöhlung angekommen, legte er die Farnwedel ab und fing an sie einzeln so in die toten Äste zu weben, dass sie einen Vorhang bildeten, während Gezeitentraum drinnen ihre Kräuter sortierte.

„Warum hast du eigentlich so lange gebraucht, um ein paar Farnwedel zu sammeln? Ich habe eine gefühlte Ewigkeit an unserem Treffpunkt gesessen und auf dich gewartet", kam Gezeitentraums Stimme hohl aus dem Loch. Taubenkämpfer schnurrte belustigt bei dem Gedanken an die kleine, schwarze Kätzin, die sich so hartnäckig an dem Baumwipfel über ihm festgekrallt hatte und erst ein wenig seiner Überredungskunst gebraucht hatte, um wieder herabzukommen.

„Ich bin auf dem Weg einer Streunerin begegnet, die der festen Meinung war, es gäbe keinen Grund unser Territorium zu verlassen. Bis ich ihr erklärt habe, dass ich ihr dann das Fell über die Ohren ziehen muss...", berichtete er amüsiert und sah, wie unter seinem Farnvorhang zwei blaue Augen hervorsahen und ihn von oben bis unten musterten.

„Hast du dich verletzt?", fragte ihn die Heilerin und kroch aus ihrem Loch, um ihn auch wirklich vollkommen abchecken zu können. Taubenkämpfer schüttelte nur den Kopf und zuckte beruhigend mit einem Ohr.

„Keine Sorge, wir haben nicht gekämpft. Meine unwiderstehliche Überredungskunst hat schon ausgereicht", witzelte er nun und die Heilerin schnurrte nur belustigt.

„Unwiderstehliche Überredungskunst... Soso... Wenn du überhaupt einmal ein Wort herausbringst." „Hey, so still bin ich auch wieder nicht!" Die Heilerin hatte sich bereits wieder ihrem Bau zugewandt und drehte den Kopf nun herum, um Taubenkämpfer mit einem kurzen, skeptischen Blick anzusehen und dann wie als Zustimmung mit dem Schweif zu zucken. „Doch." Taubenkämpfer knurrte widerwillig, ehe er anfing Äste aus den Büschen zu reißen und damit die Vertiefung zwischen den Wurzeln gegen Wind zu schützen. Doch wirklich sauer konnte er nicht sein, die Heilerin hatte Recht, was sollte er denn dagegen einwenden. Wenn er sich auch immer nach hinten stellte und seine eigene Meinung nicht durchsetzte, brauchte er sich nicht zu wundern, dass die Heilerin ihn aufzog, als wäre er noch ein kleiner Schüler. Oder ein guter Freund, das war natürlich auch eine Möglichkeit. Er schüttelte kurz den Kopf, um diesen Gedanken zu verjagen. Sie verstanden sich gut, sicher, aber in den wenigen Tagen waren sie unmöglich schon beste Freunde aller Zeiten geworden. Trotzdem warf er ihr einen kurzen Blick zu. Er hatte nicht wirklich Freunde im Clan, da er nie auffiel, deshalb hätte er sicher nichts dagegen, wenn sich herausstellen würde, dass die Heilerin und er sich gut genug verstanden, um Freunde zu werden. Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu, bis er schließlich eine freundliche, neckende Stimme hinter sich hörte.

„Ist dir eigentlich aufgefallen, dass dir da schon seit einigen Minuten ein Dorn das Fell schmückt?", fragte Wolfskämpferin, Taubenkämpfers Schwester hinter ihm und miaute dann: „Halt mal still." Sobald Taubenkämpfer ihrem Befehl gefolgt war, trat sie an seinen Kopf, packte den Dorn mit ihren Zähnen und zog ihn heraus. Dann sprach sie weiter. „Ich will dich hier gar nicht groß stören, aber die Jäger sind mit Frischbeute zurück. Du solltest etwas essen."

„Ich esse später", antwortete Taubenkämpfer und dachte bei sich: „Oder besser gesagt, ich esse, wenn noch etwas übrig ist, nachdem alle anderen gegessen haben." Aber wenn das seine Schwester hören würde, würde sie ihm ein Beutestück vor die Pfoten legen und ihn zwingen es zu essen, ob er wollte oder nicht. Also schwieg er und arbeitete weiter an dem Bau. Hinter sich hörte er ein leises Seufzen und die sich entfernenden Schritte seiner Schwester. 

Taubenkämpfer (WC Fanfiction)Where stories live. Discover now