Kapitel 4

8 0 0
                                    


Aufmerksamen Blickes beobachtete Taubenkämpfer das Lager, während der Mond langsam niedersank. Es wäre einfacher gewesen, wenn er nur den Eingang hätte kontrollieren müssen, doch da es wahrscheinlich war, dass Sonnenstern in ihrem gemütlichem Nest dem Schlaf nicht mehr widerstehen konnte, was ja sein Ziel war, musste er auch den Anführerbau beobachten. Denn er wollte auf keinen Fall zulassen, dass die beiden fremden Schüler Sonnensterns Schlaf ausnutzten, um sich wieder fortzuschleichen. Nach einer Weile stand er auf, um seine Glieder etwas zu lockern, die mittlerweile schon fast steifgefroren waren, dann setzte er sich wieder und warf einen Blick auf den Himmel. Die ersten roten Streifen zeigten sich.

Leise seufzte er. Er mochte es wirklich für seinen Clan Wache zu halten, zu wissen, dass er den Clan damit beschützte. Auch nicht bloß aus Pflichtbewusstsein, sondern weil er es genoss, wie man in der Stille der Nacht so vielen Gedanken nachhängen konnte, die man im Verlauf des Tages gehabt hatte. Doch gerade die Winternächte waren kalt und trocken und die meisten Gedanken wurden schnell von einem Zitterschauer oder der Erinnerung, dass man wachsam sein musste, ersetzt. So blieb ihm gerade in der ersten Nacht nicht viel Zeit zum Nachdenken. Obwohl er die sicher gebraucht hätte, denn noch immer dachte er an die Nuss, die mit einem Ploppen auf seinem Kopf gelandet war. Hatte ihn das so gedemütigt? Er schüttelte sich und warf einen Blick zum Kriegerbau, in dem sich erste Katzen zu regen begannen. Sein Blick wurde weich, als er sah, wie seine Schwester, Wolfskämpferin ihren Weg durch den Eingang bahnte und auf ihn zukam. Natürlich nicht ohne einen kurzen Umweg über den Frischbeutehaufen zu machen. Mit einem Eichhörnchen im Maul setzte sie sich neben ihn und warf es ihm vor die Pfoten.

"Na? Schon wieder am Wache halten?", fragte sie neckisch und stieß ihn an. "Dann iss wenigstens etwas. Das hast du dir verdient." Taubenkämpfer schnurrte leise und biss in das saftige Fleisch. Er schluckte den Bissen hinunter und antwortete dann.

"Hm... Du weißt ja, dass ich es mag Wache zu halten. Außerdem ist das auch eine sehr wichtige Aufgabe. Denn, ob du es glaubst oder nicht, heute Nacht habe ich doch tatsächlich 2 SilberClan-Schüler aufgegabelt", erzählte er und seine Augen glitzerten begeistert, als er Wolfskämpferin von der Begegnung berichtete. Ampferkralle erwähnte er nicht. Aus Respekt. Er wusste, dass es nicht schön war, wenn sich Gerüchte über einen verbreiteten, für die man nicht einmal die Schuld trug und wenn seine Vermutung stimmte, dann war es sowieso nicht verboten, Freunde in fremden Clans zu haben. 

"Du scheinst ja sehr viel Freude daran zu haben von deiner Heldentat zu erzählen", hörte er von hinten eine Katzenstimme miauen und zog den Kopf ein, als ein buschiger Schweif dagegen schlug. Sonnenstern war aus ihrem Bau gekommen und geradewegs in ihr Gespräch gelaufen. Sie sah ausgeruht und erfrischt auf. Zufrieden entspannte Taubenkämpfer seine abwehrende Haltung.  "Wenn du soviel Freude daran hast, dann willst du uns doch sicher auch gleich zur Grenze begleiten." Hinter Sonnenstern erschienen zwei zerzauste Schüler. Nun, wo es heller Tag war, konnte Taubenkämpfer auch die Äste und Blätter sehen, die sich überall im Fell der beiden befanden und er konnte ein amüsiertes Schnurren nicht unterdrücken. 

"Aber gerne doch. Ich bin sicher, Glutstern wird sich ebenfalls freuen, uns so früh wieder zu sehen." Er nahm noch einen weiteren Bissen des Eichhörnchens, ehe er den Rest seiner Schwester zuschob und sich erhob. Als er in ihre Augen sah, funkelten sie zweideutig. Etwas verwirrt zuckte er mit dem Ohr. Was wollte Wolfskämpferin ihm mit diesem Blick sagen? Naja... Kurz zuckte er mit dem Schweif, ehe er sich an Sonnenstern wandte. "Also los." Mit den Schülern in der Mitte, Sonnenstern vorne und ihm am Schluss liefen sie los, aus dem Lager und in Richtung des Flusses, der die Grenze der beiden Clans darstellte. Ob SilberClan-Katzen schwimmen konnten?

Schließlich kamen sie an den Fluss. Taubenkämpfer setzte sich an den Fluss, die Schüler fest im Blick und Sonnenstern kauerte sich an das Ufer. Konzentriert sah sie auf die Wasseroberfläche, dann schlug sie mit einer Eleganz und Schnelligkeit zu, wie sie Taubenkämpfer immer wieder beeindruckend fand und hielt einen Fisch zwischen den Klauen. "Wenn wir schon einmal warten", miaute sie und warf ihn hinter sich auf die Erde. Empört sprang die schwarze Schülerin auf und sträubte ihr Fell.

"Das ist unser Fisch!", fauchte sie. Sonnenstern schmunzelte bloß. 

"Also soll ich ihn jetzt wieder zurückwerfen?" Sie hob den toten Fisch hoch und trottete zurück zum Fluss, als wollte sie ihn wirklich hineinwerfen. Dann hielt sie inne. "Aber... seid IHR nicht in UNSEREM Territorium? Scheint fast so, als läge der Fisch auch in unserem Bereich. Da müsst ihr euch wohl selbst was fischen." Sie drehte wieder um, trat vor die Schüler und miaute: "Der Fluss ist die Grenze. Neutrales Gebiet. Also darf ich darin fischen, soviel es mir beliebt", miaute sie nun ernster und warf ihnen den Fisch vor die Pfoten. "Hier. Ich lasse keine abenteuerlustigen Jungen hungern." Das saß. Die Schülerin funkelte sie wütend an, dann krallte sie sich den Fisch und zog sich neben den Kater zurück. Taubenkämpfer warf Sonnenstern einen Blick zu. War das wirklich nötig?  

Sie müssen lernen, dass ihnen nicht alles gehört., kam der vielsagende Blick von Sonnenstern zurück. Taubenkämpfer neigte bloß den Kopf. Er stimmte ihr nicht unbedingt zu, doch er respektierte ihre Entscheidung. Schweigend wandten sie sich wieder dem Wald zu. 

Taubenkämpfer (WC Fanfiction)Where stories live. Discover now