Kapitel 3

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Der Mond stand hoch am Himmel, als Taubenkämpfer gähnend den Kopf hob und sich nach einigen Sekunden aus dem Nest löste. Es fiel ihm schwer sich nach so wenig Schlaf wieder zu erheben, doch er war pflichtbewusst und er würde sein Versprechen gegenüber Sonnenstern auf keinen Fall brechen. Also stand er schließlich auf und verließ den Bau.

Als er draußen ankam, plusterte er bibbernd sein Fell auf und sah sich um. Man merkte, dass die Blattleere sich näherte. Sonnenstern saß noch immer auf dem Platz, auf dem er sie verlassen hatte, allerdings hatte sie ein paar Blätter als Schutz gegen den Wind um sich herum aufgeschichtet. Taubenkämpfer trat zu ihr.

"Wenn du nicht aufpasst, holst du dir noch grünen Husten. Dann bist du die erste, die im Heilerbau landet", miaute er leise und Sonnenstern zuckte erschrocken zusammen.

"Ich habe dich gar nicht kommen hören", raunte sie mit müdem Blick und machte ihm etwas Platz in ihrem provisorischen Nest. Taubenkämpfer setzte sich dicht neben sie, sodass sie sich gegenseitig wärmten.

"Ein Grund mehr, warum du schlafen gehen solltest. Wenn du mich nicht bemerkst, bemerkst du auch keinen Feind. Es macht keinen Sinn, dass du noch weiter Wache hältst." Sonnenstern widersprach ihm. Natürlich widersprach sie ihm.

"Dich habe ich nicht wahrgenommen, weil dein Geruch schon die ganze Zeit in der Luft hängt, aber einen fremden Geruch würde ich sofort erkennen." Taubenkämpfer öffnete schon das Maul, um etwas zu erwidern, da hörte er plötzlich ein Rascheln. Mit einem Schwanzzucken bedeutete er Sonnenstern sich lautlos zu verhalten, ehe er sich erhob und dicht am Boden in die Richtung des Geräusches glitt. Gespannt spitzte er die Ohren.

"Psst, Sturmpfote, nicht so laut! Willst du, dass sie uns erwischen?" - "Ich habe den Ast nicht gesehen!", antwortete eine entrüstete Stimme nicht gerade leise. Taubenkämpfer schnurrte belustigt und schlich näher.
War diesen Schülern eigentlich klar, wie laut die Blätter raschelten, die sie mit ihrem Pelz streiften? Da brauchten sie gar nicht mehr auf einen Ast treten.

"Ist ja egal. Denkst du, wir schaffen es uns unbemerkt an Ampferkralle anzuschleichen?" - "Dafür müssen wir erstmal herausfinden, wo er schläft." - "Und wie?" Taubenkämpfer erhob sich, schlich hinter die beiden kleinen Gestalten und miaute:

"Dafür solltet ihr erst einmal herausfinden, wie man sich anschleicht. Und jetzt erklärt ihr mir bitte, was ihr mit Ampferkralle getrieben habt." Vier kleine Schüleraugen starrten ihm entgegen. Und starrten. Kein Laut drang aus ihren Mäulern. Abwartend zuckte Taubenkämpfer mit dem Ohr. "Also? Ich warte?"

"Ich...äh...wir...", fing der Kater an zu stottern, doch die Kätzin fiel ihm sofort ins Wort. "Wir haben ihn zufällig am Fluss getroffen."

"Und wegen einer zufälligen Bekanntschaft dachtet ihr euch, ihr schleicht euch mal eben in ein fremdes Clanlager? Hm... klingt mir nach einem hervorragenden Plan. Vielleicht sollten wir das auch mal machen. Meinst du Glutstern würde sich über unseren Besuch freuen?" Drohend fuhr er die Krallen aus und seine Augen funkelten belustigt auf, als der Kater sich nervös umsah, während die Kätzin fauchend ihr Fell sträubte. Süß. Sie waren fast noch Junge und diese Kätzin wollte sich mit ihm anlegen. In Taubenkämpfer reifte ein Plan heran, um diesen Schülern eine Lektion zu erteilen. Doch zunächst musste er Sonnenstern um Erlaubnis fragen. Er hob seinen Schweif und zeigte in Richtung Lagerlichtung.

"Hier lang." Der eine Schüler gab sich nach einem kurzen Zögern in den Befehl und lief los, doch die Kätzin setzte sich trotzig auf ihr Gesäß. Taubenkämpfer zuckte nur mit einem Ohr, sprang plötzlich vor, damit sie ihn nicht verletzte und nahm sie in die Jungenstarre, ehe er mit ihr im Maul auf den Lagerplatz lief und sie vor Sonnenstern plumpsen ließ.

"Wir haben zwei junge Gäste", miaute er zu Sonnenstern und fügte dann leise hinzu. "Ich dachte mir, ich zeige ihnen einmal, wie man sich richtig anschleicht. In ihrem Lager, versteht sich. Und zeige ihnen, wie ihr Clan auf Eindringlinge reagiert." Sonnenstern sah ihn nachdenklich an, dann schüttelte sie ihren Kopf.

"Nein, wir haben uns erst vor zwei Tagen unser Territorium erkämpft. Wer weiß, wie sie reagieren, wenn sie einen unserer Kämpfer um diese Uhrzeit vor ihrem Lager entdecken." "Und ich brauche dich lebend", fügte sie für die Schüler unhörbar hinzu. Natürlich würde sie vor den Schülern nicht zeigen, dass sie keineswegs so unbesiegbar waren, wie sie auf die jüngere Generation schienen. "Die Schüler bleiben die Nacht über hier. Und morgen begleiten wir sie zur Grenze. Es wird Glutstern sicher freuen von ihren Eskapaden zu hören."

Taubenkämpfer neigte respektvoll den Kopf. "Also gut. Dann solltest du die beiden jetzt wohl im Anführerbau bewachen. Glutstern wäre sicher nicht erfreut, wenn er seine Schüler mit grünem Husten zurückbekommt", antwortete er und betonte dabei besonders die letzten Worte. Seine Augen funkelten entschlossen. Sonnenstern verstand seine hintergründige Botschaft. Er konnte Widerwillen in ihrem Blick erkennen, doch sie sah ein, dass er Recht hatte. Also wandte sie sich an die Schüler. "Ihr kommt mit mir", miaute sie kurz angebunden und verschwand mit den Schülern in ihrem Bau. Taubenkämpfer jedoch schnurrte zufrieden und machte es sich in seinem Nest bequem.

Taubenkämpfer (WC Fanfiction)Where stories live. Discover now