Rückblick

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20. Juni 2015 (Abschlussballabend)
„Kol!" ,erschrocken musterte ich den Jungen. Cameron trat einen Schritt vor mich und starrte ihn an: „Du kannst nicht leben! Ich hab dich getötet." Doch Kol lachte nur: „Und doch stehe ich hier, live und in Person! Ich werde dir dein Leben zur Hölle machen Stella Chester!"
Das waren die letzten Worte, die er sagte bevor er spurlos verschwand..
Völlig außer mir starrte ich auf die Stelle auf der er stand. „Wie kann er leben?! Er war doch tot! Wir haben es mit eigenen Augen gesehen." ,rief ich hysterisch. Cameron wurde wütend: „Ich hab keine Ahnung! Dieser Mistkerl. Hat er einen Pakt mit dem Teufel, oder was?" Ich lief zurück, wobei mein Kleid ständig störte, doch es war mir egal. Wie konnte er nur wieder unter den Lebenden sein? Dieser Augenblick zeigte mir: Ich hatte ihn keineswegs vermisst!
Cameron stürmte durch die Tür. Bobby schaute ihm verwirrt hinterher. „Was ist los?"
„Dieser Mistkerl, Kol! Er lebt wieder."
Bobby schaute verwirrt zwischen uns beiden her. „Stellas kleiner Freund?" Cameron schaute ihm tief in die Augen: „Sag das nicht."
Ich unterbrach die beiden bei ihrem höchst höflichen Gespräch. „Denkst du Jenna weiß was darüber?" Bobby dachte nach, doch dann schaute er schockiert zu uns beiden. „Ich weiß wer es wissen könnte."
Cameron rüttelte ihn an der Schulter: „Wer denn?" Bobby schaute sich kurz um: „Bill"

2004 (Jenna; 14 Jahre)
„Wann kommt Bobby denn?" ,fragte ich Mum, die am Herd stand und für die ganze Familie kochte. Sie drehte sich zur Uhr und schätzte dann auf etwa 7 Uhr. Ich nickte und lief in mein Zimmer. Bobby hatte ich so lange schon nicht mehr gesehen, denn seit dem er auf Jagd ging hatte er keinen festen Lebensort mehr. Wenn er jedoch wieder zu Besuch kam und das allen davor ankündigte, bereitete Mum immer das beste Essen zu.
Als ich mein Heft aus der Schublade fischte summte ich eine Melodie vor mich hin, die mir schon den ganzen Tag im Kopf rum schwirrte. Wieso hatten wir auch in Musik so ein Lied gelernt? Nachdem ich von der Schule gekommen war, hatte Mum schon angekündigt, dass Bobby kommen würde.
Seit dem mein anderer Bruder vor 12 Jahren verschwunden war hatte Mum aufgegeben daran zu glauben, er würde eines Tages wieder kommen. Bill war ein Problemkind. Er liebte es die Lehrer in der Schule zu verarschen und anzubrüllen, wenn sie nicht das taten was er wollte. Er baute ständig Mist und fing sich immer wieder etwas ein von Dad.
Irgendwie dachte ich immer es wäre das gewesen weshalb Billi gegangen war. Wegen Dad. Doch leider hatte ich keine Ahnung woran es wirklich lag. Als er 17 wurde, sah ich ihn das letzte Mal. Er feierte nicht einmal seinen Geburtstag und das schlagartig, obwohl er am Tag zuvor noch der glücklichste Mensch auf Erden war.
Es klingelte unten und ich konnte hören, dass Dad nach Hause gekommen war. Ich lief die Treppen runter und winkte ihm zu. „Hi Dad!"
Er stellte seine Arbeitstasche beiseite und gab Mum seinen schweren Mantel. „Hallo, Prinzessin."
Er blickte sich um und fragte dann: „Ist Bobby noch nicht hier?" Ich schüttelte den Kopf und folgte den beiden ins Esszimmer. Als Dad den Geruch aus der Küche vernahm lächelte und setzte er sich an seinen Platz, der immer am Ende des Tisches war. Mum schüttelte den Kopf. „Ohne Bobby essen wir nicht."
Und kurz darauf klingelte es erneut. Ich eilte fröhlich zur Tür und schaute durch den Spalt meinem großen Bruder entgegen.
„Hey Bobby!" ,glücklich umarmte ich ihn und er grüße zurück. „Ich hab ein Geschenk für dich, sag das aber nicht Mum."
Er beugte sich etwas runter und holte dann ein kleines Taschenmesser mit goldenem Griff aus der Tasche.
In unserer Familie waren solche Dinge normal, nur Mum hatte etwas dagegen, dass ich in diesen ganzen Jägerkram mit rein gezogen wurde. Ich bedankte mich bei ihm und steckte es schnell in meine Hosentasche.
Bobby war bereits etwas länger Jäger und Dad hingegen hatte seit dem aufgehört.
Wenn ich einmal später Jägerin werde, würde ich Bobby jederzeit zur Seite stehen, doch immer wenn Mum meine Zukunftspläne hörte, verbot sie es.
Der gedeckte Tisch lud jeden dazu ein, eine Menge zu essen, schließlich hatte sich meine Mutter nicht um sonst in die Küche für etwa 4 Stunden gestellt. Es dauerte nicht lange bis wir fertig waren.
Mum lächelte zufrieden auf den, so gut wie leeren, Tisch und blieb dann bei mir stehen.
„Jenna, kannst du vielleicht schnell ein Paket an die Poststelle bringen?" ,fragte sie. Eigentlich hatte ich keine Lust, doch da Bobby hier war nickte ich einfach lächelnd.
Als ich angezogen vor der Tür stand, reichte Mum mir den Karton in dem sich etwas leichtes befand. Ich verabschiedete mich schnell und verließ das Haus. Es war schon etwas dunkel und somit beeilte ich mich etwas schneller zu sein. Die Poststelle war nicht weit von uns und somit, war ich nach etwa 5 Minuten Laufzeit angekommen.
Eine Frau schaute durch das Fenster durch und sah dass ich kam. Genervt schüttelte sie den Kopf und zeigte auf Ihre Armbanduhr.
Als ich die Tür öffnete meckerte sie mich noch einmal an. „Junge Dame, das war das letzte Mal, dass ich dich noch so spät reinlasse, eigentlich hätte ich Feierabend!"
Das sagte sie das letzte Mal auch.
Ich nickte einfach schnell und gab ihr das Paket. Dann verließ ich das kleine Häuschen und lief zurück nach Hause.
Ich bog in die Straße ein und blickte noch einmal hinter mich. In der Abenddämmerung war es gefährlich in diesen Straßen, doch trotzdem musste ich nun mal irgendwie nachhause kommen. Ein klapperndes Geräusch ließ mich kurz erschaudern und mein Blick viel auf eine Straßenkatze, die durch die Nacht streunte. Mein Herzschlag verlor deutlich an Schnelligkeit und ich atmete die Luft, die ich angehalten hatte einmal tief aus.
Doch nachdem ich meinen Blick wieder voraus hatte, erkannte ich eine Silhouette im schwachen Mondschein, die etwas in den Armen hielt. Sollte ich umdrehen?
„Hey!" ,rief eine Männerstimme und ich drehte mich schlagartig um. Als ich zum Laufen ansetzte stand er plötzlich neben mir und verlieh mir einen Stoß nach links. Der Aufprall war so stark, dass die Müllsäcke in denen ich landete, den Flug nicht wirklich federten und mit schmerzverzerrtem Gesicht drehte ich mich zurück zu der Person, die mich nun musterte. Die scharfen Zähne und der blutverschmierte Mund zeigten mir, dass ich vor einem Vampir lag. Meine letzte Stunde hatte geschlagen! Ich riss die Augen auf und erkannte die pulsierenden Adern, die sein Gesicht noch bedrohlicher wirken ließen.
Als ich aufstand, fegte er mit einer kurzen Handbewegung den Boden unter meinen Füßen weg. Erneut fand ich mich in dem miefenden Müll und dann beugte er sich über mich und schaute mich traurig an.
„Jenna." ,sagte er und rückte sein Gesicht in das Licht der Straßenlaterne. Mein Körper erschauderte als ich erkennen konnte wer vor mir stand.
„Billi! Was ist mit dir passiert?" ,ich wich etwas an ihn heran und umarmte ihn, da seine Zähne und Adern zurück gingen. Ich hatte ihn so sehr vermisst. All die Jahre hatte ich keine Ahnung wo er steckte. Wie konnte er nur das schreckliche Leid eines Vampirs ertragen. Würde Bobby ihn sehen, würde er ihn wohl ermorden. Bill blickte mir in die Augen.
„Ich kann dich nicht manipulieren, du trägst Eisenkraut bei dir, kleine Schwester, aber du sollst eins wissen, ich liebe dich. Aufgrund der Familie bin ich fortgegangen. Erzähl keinem, dass du mich gesehen hast. Sie werden mich nur pfählen." Eine Träne streifte meine Wange und ich nickte.
„Wer hat dich verwandelt?" ,fragte ich und bewegte mich kein Stück. Er schluckte und schüttelte ahnungslos den Kopf. „Niemand! Ich weiß nicht wieso ich das bin, was ich bin. Ich versuche das rauszufinden. Erzähl es niemandem!" Kurz darauf verschwand er spurlos. Ich saß hilflos in den Müllsäcken und blickte mich um. Das war mein Bruder, den ich gerade gesehen hatte! Den wir seit Jahren suchten. Und er war ein Vampir und ein Hexer zugleich? Sowas gibt es nicht! Oder doch?
Ich wusste, dass in unserer Familie bereits Hexen existierten, aber es kann nicht sein. Zuvor hatte noch nie etwas darauf hingewiesen, dass er eine Hexenkraft besaß. Und wenn er nicht verwandelt wurde, wie wurde er dann zum Vampir?

Seht das einfach wie einen Art 'Special-Edition-Teil' in dem man mehr über Jennas und Bills Vergangenheit erfährt. 💕

Bloodline /Hunted Vampire (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt