Kapitel 4

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„Eren war ziemlich sauer heute Nacht. Er ist ziemlich schnell wieder abgezischt." Levis Augen weiteten sich. „Eren", wandte er sich an das Kleinkind neben ihm. „Hast du dich zu mir ins Bett gelegt, als du noch groß warst?" Der Gedanke daran ließ ihn erröten. Anstatt einer Antwort schmiss Eren aus Versehen seinen Brei um. „Schuldigun..." „Aber natürlich kannst du dich jetzt nicht mehr daran erinnern." Ohne Kommentar räumte Levi das Chaos auf. „Ich muss arbeiten, also hole ich mir ein paar Papiere und dir ein Spielzeug, und dann nehme ich dich mit an einen ruhigen Ort. So kann ich arbeiten, und du leise spielen, in Ordnung?" „Jaa!" Eren schmiss die Arme in die Luft, als Levi ihn aus dem Hochstuhl hob.


„Levi..." Bittend stand Eren vor Levi. „Spieln? Eren lanweiln." Seufzend blickte Levi auf. „Eren, ich muss arbeiten." „Pitte, pitte, pitte..." Es war unmöglich, dem Hundeblick zu widerstehen. Levi nickte. „Jaa! Du zähln zehn un Eren 'steckn! Nich schaun!" Damit rannte er davon und Levi schloss grinsend die Augen. „Eins ... Zwei... Drei..." „Fertig!" Überrascht blickte Levi sich um. Eren hatte eine interessante Art zu spielen. „Zehn. Ich komme!", rief er aus und schlenderte in Richtung des Gebäudes. „Bist du beim Haus?" Ein Kichern kam aus der anderen Richtung. „Nain!" Levi drehte sich um und scannte die Umgebung, aus der das Geräusch gekommen war, ab. Er sah einen kleinen Hintern hinter einem Baum hervorlugen und schlich zu Eren. „Buh!", erschreckte er Eren und hob ihn schnell in die Luft. Der quietschte laut auf. „Du Eren 'fundn. Du Belohnun!" Er drückte Levi einen dicken Kuss auf die Wange und schlang seine Arme um seinen Hals. „Eren Levi liebhabn!" „Ich hab dich auch lieb", entfuhr es Levi aus einem plötzlichen Impuls heraus. „Eren... Ich muss bald wieder für eine Weile weg. Länger als vorher." Eren nickte verständig. „Du widakomn, jaa? Un dann Eren un Levi spieln. Liebn du!" Berührt drückte Levi Eren an sich. „Ich komme wieder. Und dann wird die Welt da draußen wieder schön sein."


Er kam drei Wochen kurz nach Mitternacht wieder. „Corporal!" Eren kam auf ihn zugestürmt. „Eren...?" Levi hatte fast vergessen, wie Eren eigentlich aussah. „Tut mir leid, dass ich nicht in der Lage war, mitzuhelfen." Ohne Kommentar zog Levi ihn in seine Arme. „Corporal?" Schnell ließ Levi von ihm ab. „Entschuldigung, ich bin das kleine Du gewohnt." „Nein! Also ... ich meine ... das ist nicht, was ich meine..." Eren lief rot an. „Ich ... ich hab nichts dagegen...", flüsterte er. „Du willst umarmt werden? Du wirst ganz schön wie dein kleines Ich; so anhänglich..." Kreideweiß unterbrach Levi sich selber und machte auf dem Absatz kehrt. „Vierauge!" „Na Kleiner, was gibt's denn?" Gut gelaunt war Hanji vor ihm erschienen. „Könnte es sein, dass Eren seine unterbewussten Wünsche und Gefühle als Kleinkind auslebt?" Hanji nickte nachdenklich. „Das könnte gut sein. Unterbewusstes Ausleben. Ich werde es prüfen, jetzt, wo ich wieder Zeit dafür habe." „Sorg dafür, dass Armin so lange auf ihn aufpasst." Verwirrt nickte Hanji. „Aber du hast dich doch so gut mit ihm verstanden. Was ist das Problem?" Ohne ihre Frage zu beantworten verschwand Levi.


„Eren, bitte..." „Eren will Levi! Levi! LEVI!" Es waren zwei Wochen vergangen, seitdem Levi zurückgekommen war. Seitdem hatte er sich nicht mal in Sichtweise von Eren gezeigt, geschweige denn in der Nähe. Während dieser als Kleiner sehr laut war, und jede wache Sekunde entweder weinend oder schreiend verbrachte, war er als Großer ungewöhnlich reserviert. Und das machte Mikasa wahnsinnig. „Levi 'sprochen spieln mit Eren! Eren will Levi!" „Bring ihn zu ihm!", fuhr Mikasa Armin schließlich an. „Es ist mir egal, was er sagt, aber ich halte dieses Geschreie nicht mehr aus. Ich weiß nicht, was Levi geritten hat, und es ist mir ehrlich gesagt auch egal. Bring Eren zu ihm. Jetzt!" Seufzend zog Armin das strampelnde und schreiende Kind den Gang hinunter. Ohne zu klopfen betrat er Levis Büro. „LEVI!" Eren stürmte auf Levi zu, der hinter dem Schreibtisch saß, und kletterte auf seinen Schoß, bevor der reagieren konnte. „Du widakomn!" Er vergrub sein Gesicht in Levis Brust und begann zu schluchzen. „Eren vermissn. Du vermissn?" Unbemerkt zog Armin sich zurück und schloss die Tür. Levi war kurz davor, ebenfalls zu weinen. „J-ja, ich hab dich auch vermisst. Tut mir leid, dass ich dich solange warten lassen habe. Aber ich hatte Angst..." „Du nich Anst. Eren liebn du." Levi schluckte. „Das ist es gerade..."


„Eren." Levi hatte gewartet, bis Eren wieder groß war, bevor er ihn aufweckte. „Corporal!" Schnell krabbelte Eren aus Levis Bett. „Wir müssen reden." „J-ja sir." „Vierauge hat bestätigt, dass du als Kleinkind deine Unterbewusstsein auslebst." „Okay. Worauf willst du hinaus?" „Was fühlst du mir gegenüber?" Eren lief purpurrot an und wandte den Blick ab. „Sag es mir Eren", drängte Levi sanft. „Ich habe sowieso eine Idee." „Ich ... ich glaube nicht, dass ... dass du es wissen willst", brachte Eren hervor. Behutsam strich Levi ihm über den Arm. „Doch. Ich möchte. Eren, es ist so... über die Zeit, in der ich dich als Kind kennengelernt habe – ich meine richtig kennengelernt habe – ..." „Nein!", unterbrach Eren ihn panisch. „Ich bin kein Kind mehr! Ich will nicht, dass du mich als Kind siehst! Dann würdest du nie im Leben..." Levi lächelte. „Nie was? Das hier?" Vorsichtig presste er seine Lippen auf Erens. „Corporal?", flüsterte der, als sie sich voneinander lösten. „Das ist es doch, was du fühlst, oder?" Zitternd nickte Eren. „Aber ich dachte nicht, dass du ... Ich dachte, dass du mich als Kleinkind siehst." „Eben darum brauchte ich ja die Pause. Um das eben nicht zu tun. Sonst wäre die ganze Angelegenheit ziemlich unfair. Und ich habe festgestellt, dass ich ... vielleicht auch was fühlen könnte. Ich würde gerne herausfinden, wie ich denn tatsächlich fühle." „Corporal..." Levi schüttelte den Kopf. „Nenn mich Levi." Überwältigt stimmte Eren zu. „Wir können es ja ganz langsam angehen", schlug Eren glücklich vor. „Was anderes wird uns auch nicht übrig bleiben. Immerhin hast du nur eine Stunde normal."


„Vierauge!" „Ah Levi. Gute Expedition, wir konnten einen großen Teil der Titanen eliminieren." Er warf Hanji einen Todesblick zu. „Dann sorg du endlich dafür, dass Eren wieder normal wird!" Sie lachte verlegen. „Ja, also das..." Mit einer Hand drückte Levi sie gegen die Wand. „Willst du mir weismachen, dass du nicht weißt, wie es geht?! Du hast es verbockt, jetzt mach es rückgängig!" Er stürmte davon.


„Levi~", flüsterte Eren in dessen Ohr, während er Levi den verspannte Rücken massierte. „Was ist passiert?" Levi seufzte und lehnte sich in Erens Hände. „Vierauge." Neugierig beugte Eren sich über seine Schulter, um Levi zu umarmen. „Ja?" „Sie hat keine Ahnung, wie sich dich wieder normal machen kann." Eren zog zurück. „Oh... Aber ich will nicht für immer als Kleinkind leben müssen, mit nur einer Stunde für dich. Und Leute werden dich komisch anschauen, wenn du in einer Beziehung mit jemandem bist, der als Kind gilt." Besorgt lehnte Eren seinen Kopf gegen Levis Rücken. „Ich weiß", murmelte Levi traurig. „Aber ich schwöre dir, wenn Vierauge das nicht bald in den Griff bekommt, werfe ich sie eigenhändig den verbleibenden Titanen zum Fraß vor!"


Toddler Terror (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt