Sechstens

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Ich fing laut an zu schluchzen und schrie: "Warum?!!" Leise konnte ich hören, wie mein Echo wiederhallte. Ich schloss meine Augen, versuchte mit aller Kraft die Tränen aufzuhalten, die sich die ganze Zeit schon angestaut hatten. Um mich herum war dichter Nadelwald, der mit dicken, weißen Nebelschwaden bedeckt war, deshalb konnte man nicht so viel sehen. Ich hatte keinen blassen schimmer wo ich war, ich wusste nur, dass ich nicht zu Hause war, denn ich lebte in einer Großstadt in der es nirgendwo Wälder gab. Plötzlich knackte ein Ast, woraufhin ich mich hektisch umschaute. Da war es wieder. Hinter einer dichten Tanne Rascheln Zweige. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, als ich merkte, dass ich nicht allein war.  "Ist da jemand?", fragte ich mit ängstlicher Stimme. "Nein!", antwortete eine Jungenstimme. Er fügte noch hinzu: "Was willst du von mir? Bitte tu mir nichts!"  Entsetzt starrte ich die Tanne an, in der er sich versteckte: "Wieso sollte ich dir was antun?"  "Weil du vielleicht zu Ihnen gehörst", entgegnete er, während ich deutlich das Zittern in seiner Stimme heraushörte.
"Wie meinst du das? Zu wem soll ich gehören?"
"Zu ihnen."
"Aber wer sind Sie?
" Das kann ich nicht sagen, das wäre zu gefährlich. Für Dich und für mich!"
"Zu gefährlich?"
"Ihre Spione sind überall, vielleicht hören Sie uns gerade zu! Komm, folge mir, ich werde dich in mein Versteck bringen. Da ist es sicherer."  Er hatte sich immer noch nicht gezeigt, weshalb ich einfach dem Geraschel folgte. Ich weiß selbst, dass es riskant war ihm hinterherzugehen, aber ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte. Außerdem wäre ich alleine in diesem riesigen Wald verloren gewesen und ich glaubte, dass er sich vielleicht hier auskannte.
Nach einem langen Fußmarsch von zwei Stunden, meine Beine schmerzten schon, kamen wir an. Ich sah nur kurz eine Gestalt in eine Höhle huschen. Der Eingang wurde durch Blätter und Gestrüpp versteckt. Als ich hinein ging, sah ich ihn endlich. Plötzlich bekam ich ein ganz komisches Gefühl im Bauch, alles kribbelte, wie tausend Schmetterlinge.

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