Kapitel 6

591 24 0
                                    

Ann rannte und Jasper folgte. Sie hätte sich gewünscht, er würde es einfach aufgeben aber egal wie lange und wohin sie lief, Jasper folgte ihr. Ann war Jasper nicht böse. Er wollte nur helfen und sie war ihm dafür dankbar aber im Augenblick wollte sie nur alleine über alles Geschehene nachdenken. Ihr schwirrten wieder gefühlte tausend Fragen im Kopf rum. Weshalb hat sie die Vergangenheit der Tieres gesehen? Und warum hat das auch ganz leicht weh getan? Zwar kaum merklich aber im Nachhinein wurde Ann der Schmerz bewusst. Weshalb tun ihr diese komischen Visionen weh? Und wieso muss ihr Jasper die ganze Zeit folgen?

Ann wusste nicht, wie lang sie schon liefen. Ihr Zeitgefühl hatte sich durch die Verwandlung völlig verändert. Sie wollte nicht anhalten also rannte sie einfach weiter bis der Schmerz zurück kam. Ann zuckte zusammen und blieb völlig erstarrt stehen. Jasper hielt ebenfalls an, stellte ich vor sie und rüttelte an ihrer Schulter: "Ann? Ann! Hey, was ist los? Hörst du mich? Ann!" Ann nahm Jasper kaum wahr. Alles war wie ein Schleier, nur der immer stärker werdende Schmerz war klar zu erkennen für sie. Sie war unfähig sich dagegen zu wehren, versuchte es trotzdem mit aller Kraft aber nach einer Weile wurde sie übermannt und sie sagte zu Boden. Sie nahm Alles was um sie herum geschah ein wenig war und selbst der Schmerz, welchen sie jedoch noch fühlte, und der stärker als beim ersten Mal war, rückte in den Hintergrund. Sie sah wieder ein Bild vor ihrem inneren Auge:

Ann stand in einem Flur. Ein kleines Mädchen rannte aus einer Tür heraus durch den Flur zu einem Bogen, welcher in ein geräumiges Wohnzimmer führte. Das Mädchen war Anns jüngeres Ich. Ann folgte dem Kind durch den Bogen und sah einen Mann. Erst jetzt fiel ihr auf, dass ihr jüngeres Ich ein Bild in der Hand hatte. Sie drückte es dem Mann in die Hand und sagte: "Dady, schau! Das hab ich für dich gemalt. Das bist du, das ist Momy und das bin ich." Sofort fing der Mann an mit loben: "Man, das sieht klasse aus. Hast du das wirklich selbst gemalt? Du wirst einmal eine richtige Künstlerin" Die Kleine strahlte über das ganze Gesicht. Beide lachten um die Wette bis unerwartet eine Frau in den Raum kam und sagte mit strenger Stimme: "Simon, wir müssen reden!"
Schlagartig verflüchtigt sich das Lachen des Mannes und er sagte zu dem Kind: "Hey, kannst du mir vielleicht noch ein so schönes Bild malen?", und schickte sie aus dem Zimmer.

"Was ist los?", fragte Simon ernst. "Ich kann das nicht mehr. Ständig bist du weg und lässt mich und Ann alleine. Ich will, dass du dich entscheidest. Und zwar hier und jetzt. Was liebst du mehr: deine Arbeit oder uns?" Ein langes Schweigen. Simon blickte der Frau direkt in die Augen: "Susan... ich liebe dich und ich liebe Ann aber dieser Job... ich wollte schon immer Pilot werden und jetzt hat sich der Traum erfüllt. Ich werde ihn nicht für dich oder Ann aufgeben. Es tut mir Leid." "Mir auch", kam eine geflüssterte Antwort von Susan. Ihr Gesicht war mit Tränen überzogen und es kamen immer wieder neue. Sie stürmte aus dem Zimmer. Ann hatte so eben die Trennung ihrer Eltern erlebt und sie erinnerte sich an die beiden. Sie erinnerte sich, wie ihr Dad noch am selben Abend grundlos vor die Tür gesetzt wurde. Sie erinnerte sich, wie sie ihn nur jede zweite Woche und an Weihnachten sehen durfte. Alles wurde wieder intensiver. Die Gerüche der Waldes, das Licht vor ihren Augen und Jaspers Stimme. Langsam ließ auch der Schmerz nach und sie richtete sich auf.

Ann sah Jasper im die Augen, wollte weinen, war aber unfähig. Nach ein paar Sekunden sprang sie in Jaspers Arme. Eine Berührung tat gut. Es liderte den Schmerz, der sich anfühlte als würde ihr Herz in tausend Stücke springen. Jasper war ihr jetzt wie ein Vater. Wie der Vater, den sie nie wirklich hatte, da der sie für seinen Job verlassen hatte.

Biss vor den Tod (Twilight FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt