Da gibt es etwas, Charles. Etwas belangloses, von dem mein Mädchenhaftes Herz sich wünscht, dass du es weißt.Manchmal wenn ich die Augen schließe, dann laufe ich plötzlich wieder barfuß über die vom Regen noch feuchte Wiese. In einer kühlen, dunklen Sommernacht, erblicken meine Augen oben auf der Lichtung einen Jungen. Von dem ich genau weiß, dass er sich mehr als alles andere wünscht ein Erwachsener zu sein, obwohl er deren Ernsthaftigkeit und vor allem ihre Blindheit für unsere wundervolle Welt, doch so sehr verabscheut. Still und heimlich stelle ich mich hinter die Eiche, erlaube mir für einen Moment seine Vollkommenheit aus der Ferne zu genießen. Und gestehe mir selbst ein, dass ich mir vor allem, dieses Bild einprägen möchte. Seine hohe Gestalt, die elegant an dem silbernen Wagen lehnt. Die Hände tief in den Taschen vergraben. Die dichten rabenschwarzen Haare wirr an seinem Kopf gewellt. Das zerknitterte weiße Hemd, welches unordentlich in seiner grauen Anzug Hose steckt und vermutlich die witzige Geschichte erzählen würde, wie er es hastig aus dem Schrank seines alten Herrn gezogen hatte. Wenn es nur sprechen könnte. Die dunkelblauen Hosenträger spannen über seine breiten Schultern. Die Falte zwischen seinen Brauen lies ihn schon immer älter wirken, wohingegen die kleine Narbe an seiner linken Schläfe, eher an einen Jungen erinnerte, der beim Spielen unvorsichtig war. In einer Art Trance trete ich aus meinem Versteck und laufe los. Meine Füße schweben förmlich über dem Boden. Als er mich erkennt, blitzt Entschlossenheit in seinen Augen auf. Die selbe Entschlossenheit mit der er seine starken Arme ausbreitet als er mir entgegen kommt. Es lag eine solche Zuversicht in deinem Blick. Und dieser war es auch, der mir ohne jegliche Worte, eine schimmernde Zukunft versprach. Unsere Zukunft. Nach der ich nicht einfach bloß greifen wollte. Nein, ich wollte sie packen, sie ganz fest an mich drücken und ihr zuflüstern, dass sie bei mir in Sicherheit ist. So wie du es bei mir stets tatest. Doch diesmal war es anders. Diesmal war es an mir zu ergreifen was da vor uns lag. Und ich tat es. Ich hatte mich entschieden, für dich. Zumindest solange ich nur die Augen geschlossen halte. Doch dann.. dann öffne ich sie.. und da ist alles.. alles ohne dich.. Da ist nichts.
Entscheidungen zu treffen war für dich stets ein leichtes gewesen. Das war eines der vielen Dinge, die ich an dir bewunderte. Für jemanden wie mich jedoch, dessen Entscheidungen fortwährend ohne ihr Zutun getroffen wurden, ist dies ein wahrlich schweres Unterfangen. Das soll nun keineswegs ein Grund deiner Nachsichtigkeit mir gegenüber sein, die ich dies eine mal tapfer genug bin, selbst zu wählen. Es soll dir lediglich verdeutlichen, wie schwer es mir fiel, zu tun, was getan werden musste. Um uns beide vor einem Unheil zu bewahren, welches zu mächtig ist, als das wir es bekämpfen-, geschweige denn je besiegen könnten. Ich komme nicht umhin dir zu gestehen, dass ich es erkannte. Vom ersten Moment an, war mir bewusst dass sich hinter deiner Fassade, hinter all dieser Vollkommenheit, ein gut gehütetes Geheimnis verbarg. Eines das zu enthüllen, ich mir zur Leidenschaft gemacht hatte. Und ich war tatsächlich kühn genug davon zu träumen, ich könne diejenige sein, die dich offenbart, dich letztlich von deiner Maske befreit. Verzeih mir, denn in all der Vergeblichkeit, erkannte ich nicht, dass du gar nicht beabsichtigt hattest dich davon zu befreien. Doch du müsstest mich Lügen strafen, wenn ich sagte, ich bereute mein Handeln, geschweige denn, den Schmerz der darauf folgte. Denn trotz alledem was geschehen ist, oder gar gerade dessentwegen, gewähre ich mir die Gewissheit deiner aufrichtigen Liebe zu mir.
War dir überhaupt bewusst, dass deine Augen oftmals, so unglaublich dunkel schienen, dass ich mich auf ewig hätte darin verlieren, und wieder finden können? Wäre ich doch bloß tapfer genug gewesen. Was ich versuche dir zu sagen, mein gelebter..
Gäbe es die Möglichkeit, sich nach bloß einem Tag für die Ewigkeit zu verlieben..
.. diese Möglichkeit träge deinen Namen, Charles.
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Alive
PoetryWenn ihr mich bitten würdet, Charles Worthington mit bloß einem Wort zu beschreiben, wäre meine Antwort, und dies wäre die Einzig richtige Antwort hierauf: „lebendig". Damit ihr versteht was das besondere an diesem simplen Adjektivum ist und wieviel...