"When I saw you I fell in love and you smiled,
because you knew"- William Shakespeare
»Rebec- Huch! Was trägst du denn da am Leib?« Lächelnd drehte ich mich einmal um die eigene Achse und präsentierte voller stolz mein wunderschönes Kleid. »Gefällt es dir? Hach. Ist es nicht einfach traumhaft?« Eine Woche nach der Bekanntgabe unserer Festes, hatte ich es mir zu eben diesem Anlass gekauft. Es war das Erste, dass ich selbst ausgewählt und mit meinem eigenem Geld bezahlt hatte. Die vielen Stunden in Mr. Richmond's kleiner Bibliothek auszuhelfen hatten sich letztlich doch noch bewährt. Obwohl ich gestehen muss, dass seine Vorliebe für anderer Leute Angelegenheiten ein ziemlich mühseliges unterfangen war, bin ich doch stolz auf mich dem weiter keine Beachtung geschenkt zu haben. Ich wusste nun zwar sehr viel, über sehr viele Menschen unserer Stadt, vor allem jene die regelmäßig eine Bibliothek besuchten und tratsch weitergaben statt Bücher zu lesen. Doch ich würde mir nie gestatten uber sie zu urteilen, geschweige denn mich über die Taten dieser Leute zu äußern. Mr. Richmond hingegen lebte geradezu dafür. »Rebecca, liebes, hörst du mir überhaupt zu? Träumst du erneut vor dich hin, junge Dame?« Entschuldigend blickte ich in die Grauen Augen meiner Mutter. Ihr Gesicht war so wunderschön und Makellos. Ganz wie das einer Porzellanpuppe. Die Hohen Wangenknochen, ihre Schneeweiße Haut und die rosig vollen Lippen hatte sie an mich weitergegeben. Leider konnte man das von meinem Haar nicht behaupten. Dieses wellte sich genauso golden und wild in all den Himmelsrichtungen ab, wie das meines Vater's. Während das feuerrote Haar meiner Mutter glatt über ihre Schulter fiel. Das kleine Muttermal auf ihrer rechten Wange, lies sie auf magische weise mädchenhafter erscheinen. »Kindchen, wenn du all deine Träumereien jetzt schon aufbrauchst, wie gedenkst du denn dann deine Zukunft zu ertragen?«
»Verzeihung Mutter, was sagtest du eben?« Ihr Mund gab tadelnde Geräusche von sich. »Wie dem auch sei, nun mach dich fertig. Unsere Gäste werden jeden Moment eintreffen.« Wissend was nun folgen würde, verschränkte ich die Arme vor der Brust »Ich bin fertig, Mutter.« Nelly trat ins Zimmer und fing an aufzuräumen. Seltsamerweise tat sie dies immer genau dann, wenn sich ein Sturm ankündigte. Meine Mutter lächelte ihr Sturm Lächeln »Rebecca, ich bitte dich. 300 Leute kommen heute um deinen 18ten Geburtstag mit uns zu feiern. Um dich zu feiern. Möchtest du es Ihnen tatsächlich mit diesem.. diesem.. nun was auch immer das ist, was du da trägst, danken?« Ich werde nicht weinen. Nicht heute. Heute war MEIN Tag. Und weil ich sonst mein mir selbst gegebenes Versprechen brechen würde, hielt ich den Mund. »Du gutes Mädchen. Nelly! Nelly!« Wenn sie nicht zu sehr damit beschäftigt wäre mein Kleid mit ihren Augen zu verbrennen, würde sie merken das Nelly direkt neben ihr stand. »Ich bin hier Misses.« »Rebecca wünscht sich umzuziehen. Sei so gut und hole ihr Moos Grünes Kleid, das betont so hübsch ihre Augen. Findest du nicht, Nelly?« Diese wandte sich nun zu mir. Sie sah mir in die Augen »Ja Misses O'Sullivan. Miss hat wundervolle Augen. Sie erinnern mich an Honig.« Meine Mutter lächelte zufrieden und Nelly wandte sich hastig wieder ab. Mit einigen Schritten ging sie auf meinen Schrank zu. »Und hilf ihr es anzuziehen. Du weißt doch wie lange unsere Rebecca stets braucht. Ach und Nelly...« Mit zwei Fingerspitzen hob sie ein Stück von dem Saum meines Kleides »entsorge diesen Stoff.« Ich werde nicht weinen. Stumm fing ich an die Knöpfe an meiner Taille aufzumachen. Ehe ich mich besinnen konnte, saß ich umgezogen und geschminkt vor dem Spiegel an meinem Tisch. Mutter bürstete mir das Haar. Eine Locke fiel mir ins Gesicht. Sie funkelte so golden. Ich musste daran denken wie Vater einmal meinte, könnten die goldnen Saiten einer Harfe reißen, kringelnd wie bei einer Gitarre, würden sie genauso aussehen, wie unser Haar. Das war das erste Mal, dass ich meine Locken schön fand. »Dein Haar ist zu wild. Ich mache dir einen schönen Zopf. Oh du wirst sehen, heute Abend wirst du alle Augen auf dich ziehen.« Stumm lies ich sie gewähren. Stumm sein, dass konnte ich wahrlich gut. So gut, das man mich stets für Stumm hielt, wenn man mich zum ersten Mal traf und meine Mutter in der Nähe war. »Es würde mich nicht wundern, wenn EIN Augenpaar dich ganz besonders verfolgen würde.« Stumm. Stumm. Stumm. »Harrison wird doch heute Abend auch hier sein, nicht wahr? Wie ich gehört habe, stehst du sehr in seiner Gunst. Ein wahrlich gut aussehender Mann, hab ich recht? Oh, Er ist eine gute Partie, Rebecca. Und wer weiß, wenn du dich heute Abend nicht dumm anstellst, wenn du aufhörst vor dich hin zu träumen dann..« Genau in diesem Augenblick, brachte ich mir bei auch noch taub zu sein. Ich hörte einfach nicht mehr zu. Stattdessen fing ich an zu träumen. Ich stellte mir Mr. Richmonds Bibliothek vor und dachte wie gut meine Mutter doch dort hinein passen würde. Ich dachte, wie schön es wäre, wenn ich ihr beibrächte genauso Stumm zu sein. Das brachte mich zum schmunzeln. Plötzlich sah ich Harrison vor mir. Er lächelte. In meinen Gedanken gab es kein einziges anderes Bild von ihm. Nicht eines. Denn wann immer ich Harrison Graham ansah, lächelte er. Und ich ertappte mich dabei, wissen zu wollen, weshalb dies so war.
~ Five years before..
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Alive
PoetryWenn ihr mich bitten würdet, Charles Worthington mit bloß einem Wort zu beschreiben, wäre meine Antwort, und dies wäre die Einzig richtige Antwort hierauf: „lebendig". Damit ihr versteht was das besondere an diesem simplen Adjektivum ist und wieviel...