Kapitel 7

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»Oje«, sage ich, als mein Blick auf Steven fällt.

»Was denn?«, fragt Jodi, die aber abgelenkt scheint.

Als ich zu ihr sehe, fällt mir auf, dass ihre Augen an Owen heften, der neben der Bühne steht und mit jemandem redet.

»Da ist mein Cousin.«

Das sichert mir ihre Aufmerksamkeit. »Dein was? Hast du ihn mir verschwiegen?«

»Nur zwei Tage. Ich wusste bisher auch nichts von ihm. Und mehr will ich eigentlich auch nicht wissen.«

Sie betrachtet ihn. »Er ist süß.«

Ich verdrehe die Augen. »So süß, dass er innerlich schon verrottet.«

Sie lacht. »Du bist echt eine Dramaqueen.« Sie wirft einen Blick zu Owen, der aber nicht mehr zu sehen ist. »Stell mich vor.«

»Auf gar keinen Fall!«

»Wieso nicht? Er ist der King am Walters, das könnte mir nur helfen.«

»Wenn du zu seiner Posse gehören willst, musst du selbst einen Weg rein finden. Ich will mit ihm nichts zu tun haben.«

»Wie ist es eigentlich dazu gekommen?«

Ich erzähle ihr von meiner Begegnung mit Jolene. »Na ja, und vorhin war er im Café und war genauso nett wie seine Mutter.«

»Er ist am College auch berüchtigt für sein Verhalten Frauen gegenüber.«

»Und so jemanden willst du kennenlernen?« Diese Information deckt sich mit dem, was ich über ihn bereits weiß. Immer klarer wird mir, dass ich so jemanden absolut nicht kennenlernen will. Aber gleichzeitig ist da diese Stimme in mir, die so neugierig ist. Abscheu und Faszination halten sich die Waage.

Jodi zuckt mit den Schultern. »Ich denke eben praktisch. Wenn ich in seiner Clique wäre, wäre ich vor allem geschützt. Niemand traut sich, sich mit ihm anzulegen.«

»Wieso?« Steven ist nicht besonders groß, nicht besonders kräftig, okay, man kann ihn süß nennen, aber sonst macht er nicht so viel her. Also zumindest nicht so, dass er andere schützen könnte.

»Weil er ein Vanderlind ist. Seine Familie besucht seit Jahrzehnten das Walters, sie sind Gönner und bedenken das College mit jeder Menge Geld. Geld ist Macht. Das ist einfach so.«

»Ich werde diese Welt nie verstehen.«

»Meine Mom bekniet mich seit einem Jahr, dass ich mich doch mit ihm anfreunden soll. Ich befürchte, sie hat auch bereits einen Hochzeitstermin eingeplant.«

Ich lache. Ungläubig, befürchte aber, dass sie gar nicht gescherzt hat. »Du machst Witze?«

»Ich bin mir nicht sicher. Also, stell mich vor.«

»Er hasst mich. Ich glaube nicht, dass es deine Chancen verbessert, wenn er dich mit mir sieht.«

»Oh. Guter Punkt. Dann setz dich woanders hin.«

»Dein Ernst?«

Sie lacht. »Natürlich nicht. Ich bin lieber mit dir in der Loser-Ecke, als mit irgendjemanden auf der Populären-Couch.«

Ich drücke ihren Arm. »Aww, das hast du süß gesagt!«

»Manchmal passiert das.« Sie schaut sich um. »Da vorne ist noch was frei.«

Wir steuern auf den freien Tisch zu. Kurz bevor wir ankommen, tritt uns Owen plötzlich in den Weg.

»Oh, hey, April. Richtig?« Er lächelt mich an.

Dear AprilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt