Chapter 3

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Biologie. Ein so kurzes Wort. Doch die Qualen die es auslösen sind unsagbar groß.

Wie kann ein Fach nur so schrecklich sein? Quälend lange warte ich auf das Läuten der Schulglocke. Die eintönige Stimme der Lehrerin macht es nicht angenehmer, sondern im Gegenteil. Ich fühle, wie ich langsam in eine Traumwelt abdrifte.

Doch dieses Geschenk wurde mir nicht vergönnt. Eine aufgebrachte Stimme reißt mich aus meinem Desinteresse und holt mich wieder in die Realität zurück.

„Miss Parker! Können sie mir meine Frage beantworten?"

Verdutzt schaue ich sie an, ich habe keine Ahnung wie ihre Frage lautete. Kurz schaue ich fragend zu Lisa, doch auch sie scheint die Antwort nicht zu wissen. Wie sagt man so schön: zwei dumme ein Gedanke, oder in dem Fall eben kein Gedanke. Schnell blicke ich wieder zur alten Schreckschraube aka Misses Seward, und zucke mit den Schultern, um ihren genervten Gesichtsausdruck los zu werden. Genervt und enttäuscht wendet sie sich einem anderen Schüler zu, der daraufhin die korrekte Antwort abliefert. Ich schaue nochmal zu Lissi um mich irgendwie abzulenken doch sie ist damit beschäftigt ihren Collegeblock mit kleinen Herzchen zu verzieren. Pubertierende, verliebte Mädchen. Augenrollend und leicht schmunzelnd, wende ich mich der Tafel zu, um das Geschriebene in mein Heft zu übernehmen. Auch wenn Biologie nicht das spannendste Fach der Welt ist, liegt mir trotzdem etwas an meinen Noten. Immerhin will ich aus diesem Kaff hier verschwinden und ein besseres Leben führen. Zwar ist meine jetzige Lebenssituation nicht unaushaltbar, ich hab ein Dach übern Kopf, verhungere nicht und muss auch nicht frieren, dennoch strebe ich nach etwas Besserem, etwas Lohnenswerterem.

Die Schulglocke beendet den Unterricht und noch im selben Moment stürmen die ganzen Schüler hinaus. Nur Lissi und ich bleiben im Raum, schauen uns an und schütteln schmunzelnd die Köpfe. Wie kann man es nur so eilig haben? Der Unterricht war zwar langweilig, aber zwei Minuten länger in dem Raum zu bleiben, würde ihnen sicherlich nicht den Kopf kosten. 

Auf den Weg nach draußen sehe ich von weiten Mandy, ein eigentlich kluges Mädchen, doch ihr Verlangen nach im Mittelpunkt zu stehen, macht dies zu nichte.

Verstärkt mit ihrer Clique, kreist sie ein zierliches Mädchen ein, vielleicht ein, zwei Jahrgänge unter uns. Wüste Beleidigungen seitens Mandy fallen und ich kann nicht anders, als einzugreifen.
Schnell husche ich durch die Schüleransammlung und sehe wie Mandy die Hand anhebt, um zuzuschlagen. Blitzschnell ergreife ich ihr Handgelenk und drücke zu. ,, Lass sie in Ruhe, Mandy. Such dir jemanden ebenbürtigen, anstatt jüngere Schüler zu schikanieren." Schmerzhaft zischt sie auf und reißt ihre Hand aus meiner. Ich kann zwar nicht sonderlich gut werfen, dafür kenne ich aber verschiedene Tricks und Kniffe. Wenigstens das hat mein Vater mir mit auf den Weg gegeben.

Wütend funkelt mich die falsche Schlange an, doch mein Gesichtsausdruck bleibt neutral.

 Mir ihre Haare ins Gesicht werfend, wirbelt sie zu ihrer Clique herum, setzt zum Weggehen an, hält jedoch einen Moment inne. Langsam aber fies grinsend dreht sie sich wieder zu mir um. Bevor ich reagieren kann, kippt sie mir eine rosane, klebrige Flüssigkeit über den Kopf. Die Schüler um uns herum beginnen zu brüllen.

Langsam aber sicher beginnt die Wut in mir aufzukochen, jedoch hält mich Lissi davon ab, irgendwas Dummes zu tun, was ich später bereuen werde, indem sie mir beruhigend über die Arme streicht und versucht mich vom Teufel in Prada wegzudrehen. Jedoch schenke ich ihr noch einen letzten vernichtenden Blick und zische: „Das wirst du noch bereuen"

Doch sie gackert nur wie ein wild gewordenes Huhn und stolziert arschwackelnd davon. Lissi die mich am Arm fest hält, zerrt mich zu den Wachräumen. „ Hails, sie ist es nicht wert, um schon wieder Ärger zu bekommen." beruhigend redet Lissi auf mich ein. Ich verstehe sie ja, aber in dem Moment war ich einfach so wütend. Wäre Lissi nicht immer an meiner Seite, wäre ich nach dem Tod meines Vaters ein ganz anderer Mensch geworden. Ich bin froh sie als meine beste Freundin bezeichnen zu können, nicht jeder würde es mit mir aushalten. In Gedanken versunken, merke ich gar nicht, wie Lissi schon die ganze Zeit versucht mir das Zeug - wahrscheinlich ein Erdbeermilchshake - aus den Haaren zu kriegen. Während ich ruhig vor dem Waschbecken stehe und Lissi ihr Glück versuchen lasse, sehe ich durch den Spiegel, das zierliche Mädchen in den Waschraum eintreten. Zögerlich kommt sie auf uns zu und beginnt unverständliches Zeug von sich hinzu stammeln. Ich verstehe, was sie mir anscheinend sagen will und winke mit meiner Hand ab. „Hör zu, du brauchst dich nicht zu bedanken, es war für mich selbstverständlich. Diese Schlange hat es verdient." Erleichtert blickt sie mich an, Ich habe ihr Gestammel doch tatsächlich richtig gedeutet. Aber trotzdem war jedes Wort , dass ich sagte, ernst gemeint, keiner hatte es verdient so behandelt zu werden. Man sollte solche Leute einfach in ihre Schranken weisen. „I..Ich b..bin übrigens Zoey." Ich reichte ihr meine Hand, breit grinsend stelle ich mich vor.  „Hailey, freut mich sehr dich kennen zu lernen, Zoey." Sie schüttelte kurz meine Hand und blickte fragend zu Lissi. Ich stupse sie leicht an und deute auffordernd zu Zoey. „Oh, ja, tut mir leid, ich bin Lisa. Aber du kannst mich ruhig Lissi nennen." Als Zoey erkannte, was Lissi genau mit mir oder besser gesagt meinen Haaren, machte, blickte sie schuldig auf den Boden. „Estut m..mir leid, d..dass das Zeug d..dich getroffen hat. I..Ich hätte ihn abkriegen sollen." Abrupt stoppt Lissi von ihrem tun. „Quatsch! Sag doch sowas nicht. Ich kenn' dich zwar noch nicht so lange, aber du bist ein wundervoller Mensch." Ihr schon ohnehin zu Boden gerichtetes Gesicht läuft hochrot an. „D..Danke." Verlegen kratzt sie sich am Hinterkopf und lächelt uns schüchtern an. „Außerdem hat Hails es verdient." Schultern zuckend kämmt sie seelenruhig meine Haare durch. Mit einem empörten Schnauben blicke ich sie an.  „Was? Weshalb hab ich es jetzt schon wieder verdient?!" Besserwisserisch schaut sie mich an.  „Hat Ethan es verdient?" Bockig verschränke ich die Arme vor der Brust. Ich will ansetzen zu sprechen, schließe meinen Mund jedoch wieder. Gegen Lissi habe ich sowieso keine Chance. Wahrscheinlich sah ich aus wie ein Fisch an Land, der nach Luft ringt. Doch als wäre nichts gewesen, klatscht Lissi Fröhlich in die Hände. „Fertig!" Und tatsächlich, als ich in den Spiegel schaue, blickt mir ein türkisäugiges Mädchen, ohne Milchshake in den braunen Haaren, entgegen. Pünktlich, mit dem fertig werden von Lissi, läutet die zweiseitige Schulglocke. Auf der einen Seite erlöst sie uns, vom grausamen Unterricht, auf der anderen Seite der Medaille, ist sie strafend und schickt uns in die Höllenähnlichen Klassenräume. Mit diesem Gedanken verabschiede ich mich von Zoey, nicht bevor ich sie einlade mit uns die Mittagspause zu verbringen. Nach einer Bestätigung ihrer Seites, schnappe ich mir, wie so oft, Lissis Handgelenk und schleife sie Richtung Klassenraum.

Red EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt