Der Himmel wurde einzig vom Mondlicht erhellt, während der eisige Wind Alaskas durch die Gassen des kleinen Dorfes zog, indem die kleinen Kinder wie jedes Jahr an Halloween von Haus zu Haus zogen, um nach Süßem zu fragen. Schon lange war Luca diesen Anblick gewöhnt. Auch er hatte sich damals als Kind mit seiner Freundin Alice verkleidet, um die Nachbarschaft unsicher zu machen. Er konnte sich noch genau an ihre lustigen Kostüme erinnern und die Bäuche, die schon am nächsten Tag voller Süßigkeiten gefüllt waren. Sein Gesicht hinter einem dicken Schal vergraben, lief er die schneebedeckte Straße entlang und erfreute sich an den verkleideten Monstern. Überall standen Kürbisse, indenen eine Kerze brannte und somit die Straßen abgrenzte. Doch nicht die Helligkeit der geschnitzten Grimassen weckte seine Aufmerksamkeit...er war vielmehr an der Dunkelheit interessiert, die vom Wald aus verlockend wirkte und ihn auf magische Weise anzog. Luca blieb am Rande des Dorfes stehen und schaute wie gebannt zum finsteren Wald. Für einen kurzen Augenblick war die Kälte vergessen, die ihm bis ins Mark drang. Die Worte von Alice hallten in seinem Kopf wieder:" Vermeide den Wald an diesem einen Tag im Jahr. Es ist zu gefährlich...wie sehr du diesen Ort auch als zweite Heimat betrachtest, halte dich an Halloween von ihm fern." Auch wenn er sich noch an den gefürchteten und ernsten Gesichtausdruck von seiner Freundin erinnern konnte, ihre Worte waren nur ein Schleier aus der Vergangenheit, die nun wie durch Watte zu ihm durchdrangen. Damals war er ein leichtgläubiges Kind gewesen, doch heute war es anders. Nun war er ein junger Mann, der sich vor nichts und niemanden fürchtete und nicht mehr an Monster unter dem Bett glaubte. Er wollte Alice beweisen, dass es im Wald nichts zu fürchten gab...doch vielmehr war es seine unaufhaltsame Neugier. Luca wollte unbedingt wissen, was es mit der Warnung Alice auf sich hatte. Ehe er sich versah, hatte er schon den Pfad zum Wald betreten und das Kerzenlicht hinter sich gelassen. Mit jedem weiteren Schritt näherte er sich der Dunkelheit des Mondlichts. Seine Hände vergrub er tiefer in der Manteltasche und es kostete ihn viel Willesnskraft nicht gleich wieder umzudrehen und sich lieber im warmen Haus einen Kakao zu gönnen, als in der Eisenkälte zu erfrieren. Aber der Gedanke wie ein verängstigtes Kind abgehauen zu sein, kränkte ihn so sehr, dass er tiefer in den Wald ging. Langsam wurde selbst das Mondlicht von den Baumkrönen gedämmt, sodass das Zusammenspiel der Polarlichter von Finsternis ersetzt wurde. Während der Schnee unter seinen Fußsohlen knirschte, betrachtete er die Bäume, die ihre Äste nach ihm auszustrecken und jede seiner Bewegung beobachten zu schienen. Es war ihm unangnehm, jedoch redete er sich ein:" Du bist ein erwachsener Mann. Du musst dich vor nichts mehr fürchten. Geister sowie Übernatürliches gibt es nicht!"
Wie ein Mantra flüsterte er dies immer wieder, um sich selbst zu beruhigen und die Schatten zwischen den Bäumen aus seiner Paranoia zu verdrängen. Mittlerweile war es noch kälter geworden -wenn dies überhaupt noch möglich war- seine Kleidung fühlte sich trotz dem dicken Fell an wie dünner Stoff. Das Atmen fiel Luca zunehmend schwerer. Seine Lungen brannten. Der Wald wurde dichter und unheimlicher. Um sich von all dem abzulenken musste er sich an die schönen Tage erinnern, die er hier mit Alice verbracht hatte. Dies gelang ihm solange, bis er im Zentrum des Waldes ankam. Wie erstarrt blickte er in die Mitte der Lichtung. "Das konnte nicht sein...niemals...das war unmöglich....", solche Gedanken plagten ihn, während er sich langsam näherte. Als Kind hat er dort oft mit Alice ein Picknick veranstaltet, deshalb konnte er seinen Augen nicht trauen. Obwohl er den Wald wie seine Westentasche kannte, stand er vor einem von vielen Grabsteinen. Die ganze Lichtung war von Gräbern übersäht. Vorsichtig strich er die verbleichten Buchstaben entlang, die von der Verwitterung ganz verblasst waren. Nur ein Grabstein stach aus der Menge hervor, doch Luca traute sich nicht in dessen Nähe. Schon von weitem konnte er die Buchstaben lesen:"LUCA." Er konnte es nicht glauben. Er wollte es nicht glauben. Alles musste nur Einbildung sein, einen anderen Grund konnte er sich nicht erklären. Es musste ein Traum sein, doch wieso fühlte es sich dann so real an. Mit geschlossenen Augen wiederholte er sein Mantra, das wie ein Echo klang. Bevor er sich wieder beruhigen konnte, packte ihn plötzlich eine Hand am Fuß. Er schreckte auf und sah eine grünliche, verweste Hand, die an seinem Fußknöchel hing. Luca wollte schreien und nur noch wegrennen, doch der Schock übertraf alles andere. Mit voller Wucht trat er die Hand weg, die sich wundersamer Weise leicht lösen ließ. Zu leicht...als für einen lebendigen Menschen. Doch seine Tat ließ man nicht unbestraft. Die Ruhe der Toten sollte man nie stören! Auf einmal schossen weitere Hände aus den Gräbern, gefolgt von abgemagerten Körpern. Alle Augen waren auf Luca gerichtet. Nun nützte sein Mantra nichts mehr. Stattdessen rannte er den Weg zurück, den er gekommen war. Auch wenn die Kälte an seinen Knochen nagte, er wollte nicht stehen bleiben...zu sehr fürchtete er sich vor seinen Verfolgern. Erst nach einer Weile hielt er an, um Luft zu holen. Hinter ihm war nur die Dunkelheit. "Ich muss mir das alles nur eingebildet haben...!", flüsterte er zu sich selbst. Doch gerade als er sich umdrehte, erblickte er die Gestalt eines Kopflosen Reiters, der mit einer Sense auf Luca zuritt und ihn tödlich am Hals verwundete. Das Letzte an das sich Luca erinnerte, war die Warnung von Alice.
"Ist er schon wach?", ertönte die Stimme von Alice, die zunehmend deutlicher wurde. "Alice...bist du es?", flüsterte Luca und öffnete die Augen. Seine Freundin lächelte ihn glücklich an. "Ja, ich bin es." "Was ist passiert? Ich war im Wald und dann....", sagte Luca und wurde bleich. Sofort griff er an seinen Hals, der jedoch keinerlei Verletzung aufwies. "Du bist in den Wald gegangen und bist wahrscheinlich ausgerutscht. Zum Glück war deine Kopfwunde nicht so schlimm. Man fand dich bewusstlos auf dem Waldboden",erwiederte Alice und schüttelte taddelt den Kopf. "Ich habe dir doch gesagt, dass es an Halloween gefährlich dort ist!"
Luca nickte wie benommen. Auch wenn das Erzählte von Alice sich viel realistischer anhörte, konnte er dennoch eine leichte Narbe erkennen, die sich um seinen Hals befand. Eine Stimme hallte in seinem Inneren wieder:"Die Ruhe der Toten sollte man nie stören!"
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Desire and Violence
Cerita PendekHier veröffentliche ich verschieden Arten von Kurzgeschichten. Unter anderem auch Yaoi oder Girlxboy, je nach dem; was mir einfällt. ^-^ Schaut doch mal vorbei, wenn euch die Titel ansprechen. Ränge: #457 Gewalt # 44 hart