Kapitel 2

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Um mich herum hörte ich Stimmen und ein ständiges, in gleichen Abständen, nervendes Piepsen. Mit einem Mal wurde mir klar, was passiert war. Es hatte gebrannt. Ich erinnerte mich an das Feuer, an die Hitze und den Rauch, an das Gefühl zu ersticken und an den plötzlich stechenden Schmerz in meinen Augen.

Mir wurde bewusst, dass ich im Krankenhaus sein musste, dieses Piepsen, das man aus jeder nur erdenklichen Serie kannte, wenn jemand im Sterben lag. Aber war ich das? Lag ich im Sterben?

Ich hatte keine Schmerzen, alles fühlte sich gut so an, wie es war. Nur sah ich nichts. Ich nahm meine Hände hoch und fasst in mein Gesicht an die Stelle, an der ich meine Augen vermutete und ertastet etwas weiches, das sie bedeckte. Vermutlich ein Verband, dachte ich, da es zumindest Sinn ergeben würde.

Seit ich meine Hand zu meinem Gesicht gehoben hatte, war es in dem Raum totenstill. Nur noch das Piepsen war zu hören. Die anderen Stimmen waren verstummt.

Gerne hätte ich gesehen, wer vor mir stand, hätte gerne gewusst, wie dieser Raum aussah. Ich hatte das Verlangen etwas zu sehen und das machte mich krank im Kopf. Ich wollte etwas sehen. Farben, Helligkeit und nicht den Verband auf meinen Augen haben, der alles verdunkelte.

Doch das, was mich am meisten Interessierte, war, ob Matt da war. Ich wollte ihn sehen, ihn spüren, ihn umarmen. Wusste er überhaupt, was passiert war? Ich wollte nicht, dass er sich Sorgen um mich machte. Ich wollte nicht, dass er mich hier liegen sieht. Er würde nicht damit klar kommen, er wäre traurig. Schon allein die Vorstellung, Matt traurig zu sehen machte mich wütend und auch traurig zugleich.

"Mike?", fragte eine sanfte Stimme und holte mich somit zurück in die Gegenwart. Es war eine mir unbekannte, weibliche Stimme, die ich nicht zuordnen konnte.

Mit kräftiger Stimme antwortete ich "Ja?", und wartete auf die nächsten Worte dieser Person.

"Ich bin Frau Maier, ihre zuständige Ärztin. Geht es ihnen gut?"
Mit einem erneuten "ja" beantwortete ich ihre Frage.

"Ich bin hier, um sie über ihren Gesundheits Zustand aufzuklären. Also, während es bei ihnen gebrannt hat, sind ihnen Funken in die Augen geflogen, weshalb sie so geschmerzt haben. Wir haben sie dann in einem Krankenwagen hierher fahren lassen. Währenddessen sind sie Ohnmächtig geworden, vermutlich auf Grund zu starker Schmerzen. Sie wurden untersucht und es wurde festgestellt, dass ihre Netzhaut durch die Funken beschädigt wurde. Deshalb können Sie vorerst nichts mehr sehen. Mit Therapie und weiteren Untersuchungen und Übungen, sowie Operationen, kann das ganze möglicherweise wieder funktionsfähig gemacht werden, was allerdings nicht klar ist. Das Bedeutet, dass sie vorerst blind sind.", erklärte die Ärztin in einem langen Aufsatz ohne Pause und mit wenigen Betonungen.

Ich war geschockt von dem, was mir die Ärztin erzählt hatte. Konnte überhaupt nicht fassen, was sie mir erzählte. Ich war blind? Also so wirklich? Aber ich konnte geheilt werden, also vielleicht konnte ich das. Ich war einfach so geschockt und habe seit der Sache mit der Blindheit abgeschaltet und nicht mehr richtig zugehört.

Ich konnte nicht antworten, sagte gar nichts mehr und wünschte mir insgeheim, dass ich an Verbrennungen gestorben wäre. Ein Leben ohne Farbe, ohne Bilder, nur mit hören und tasten konnte ich mir nicht vorstellen. Mein Leben war hiermit zuende. Ich konnte nicht mehr glücklich werden, da war ich mir sicher.

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Nach einiger Zeit ist hier das 2. Kapitel, ich hoffe, dass es euch gefallen hat. Ich freue mich über Kritik und Bewertungen immer sehr.😂

Mein eigentlich normales Leben (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt