Kapitel 7

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Heute war es endlich soweit, ich durfte nach "Hause". Seit bei uns das Feuer ausgebrochen war, war ich nicht mehr dort, das ist jetzt ungefähr 1 Monat her.

Unser altes Haus ist bis auf die Grundmauern nieder gebrannt und man weiß bis heute nicht, warum. Seitdem lebt meine Familie in einer kleinen Wohnung in der Nähe des alten Hauses. Lange waren alle bedrückt und haben ihr altes Leben vermisst, denn außer dem Haus sind auch alle Erinnerungen an unser altes Leben verschwunden. Kaum etwas hatte meine Familie retten können, so wurde es mir von ihnen berichtet.

Also würde ich jetzt in ein neues zu Hause kommen, mich nicht auskennen und mich blind zurecht finden müssen, ohne jemals zu wissen, wie es dort aussieht.

Matt war wie immer an meiner Seite und hielt mich mit einem Arm um die Hüfte fest und führte mich durch die Flure des Krankenhauses. Meine Familie hinter uns. Hier und dort hörte ich Getuschel von Menschen um uns herum, konnte es aber nicht richtig einordnen.

Langsam aber sicher konnte ich mich an das Zurechtfinden, ohne etwas zu sehen, gewöhnen. Matt gab mir Halt und sagte mir jeden Tag, dass er mir immer helfen werde und immer an meiner Seite sei. Ich liebte ihn so sehr.

Früher hatte ich mich immer gefragt, ob das zwischen uns richtig war und ob es denn überhaupt halten wird, aber heute könnte ich mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Würde er aus meinem Leben verschwinden, dann würde das mein Leben zerstören und mich fertig machen.

Kurz hielten wir an und meine Mutter sprach mit einer anderen Frau. Dann setzten wir uns wieder in Bewegung. Ich kuschelte mich an Matt, als wir durch die Eingangstür ging, denn mit einem Mal wurde es eisig kalt und ich hatte nur eine dünne Jacke an. Matt zog mich näher an ihn und wärmte mich mit seiner Körperwärme.

Langsam bewegten wir uns vorwärts, dabei war immer bedacht darauf aufzupassen, wo ich hin trat. Ich trat mit meinem rechten Fuß auf die Bürgersteigkante und rutschte ab, doch noch bevor irgendetwas passieren konnte, hielt Matt mich fest in seinen Armen.

Ich war geschockt und merkte mal wieder, dass ich alleine Hilflos war. Jede kleine Stufe könnte für mich den nächsten Krankenhausbesuch bedeuten, wenn ich alleine Unterwegs war. Mir stiegen Tränen in die Augen. Das alles war für mich so neu und ungewohnt. Ich war immer der unabhängige Mike, den nichts störte und der nie Emotionen zeigte und jetzt war ich der emotionale, hilflose Mike, der seinem Freun zur Last fiel.

Diese Umstellung war schwierig für mich, aber immer wieder sah ich nach vorne und dachte an die mögliche Heilung, die mir irgendwann bevorstand. Ich hatte Hoffnung, dass ich irgendwann wieder sehen werden könnte.

Ich konnte mich schon jetzt nicht mehr daran erinnern, wie die Farben aussahen. Wie sah Orange aus, wie Grün? Schon nach einem Monat wusste ich es nicht, ich konnte es nicht sagen, hatte keine einzige Erinnerung an Farbe oder an das Sehen generell. Komisch, wie man so etwas so schnell vergessen kann.

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Mal wieder ein neues Kapitel. Ich hoffe, es hat euch gefallen und wir sehen uns bald wieder

LG Lena

Mein eigentlich normales Leben (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt