Kapitel 9

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Einige Tage vergingen, in denen ich mir, zusammen mit Matts Hilfe, die gesamte Wohnung einprägte. Jede Ecke versuchte ich mir zu merken, jeden Schrank zu umgehen und nach und nach ohne Matts unterstützende Hand durch die Wohnung zu gehen.

Zwar tastete ich mich nur langsam von Wand zu Wand, aber ich bewegte mich alleine fort und das machte mich unfassbar glücklich. Meine Familie half mir, wo sie konnte, aber genau das war mein größtes Problem.

Ich wollte nicht bemitleidet werden. Ich wollte ein ganz normales Leben leben und nicht von jedem anders behandelt werden nur, weil ich Blind war. Ich war immer noch ich, genauso wie vor dem Unfall, aber meine Familie behandelte mich anders. Als wäre ich zerbrechlich und ein kleines Kind.

Ich fühlte mich so nutzlos in der großen, weiten Welt. Ich konnte nicht helfen, wollte mich aber immer mit einbringen. Meine Familie übernahm trotzdem jede Aufgabe und sagte immer nur: :"Das brauchst du nicht machen" oder "Ich mache das schon".

Das störte mich. Ich wollte helfen, etwas tun und nicht nur den ganzen Tag dumm rum sitzen und nichts tun. Matt war der einzige, der meine Situation verstand und mich machen ließ. Er wartete immer, bis ich ihn nach Hilfe fragte und das war das, was ihr an ihm zu diesem Moment am meisten schätzte.

Er behandelte mich als einziger, wie ein normaler Mensch. Er behandelte mich wie damals, vor dem Unfall. Bei ihm konnte ich eingeständig sein und mich ausprobieren. Er passte auf, dass mir nichts passierte und gab mir immer wieder neue Motivation wenn etwas mal nicht klappte. Er küsste mich und hielt meine Hand, gab mir Kraft und machte mich einfach nur glücklich.

Mit der Zeit wurde ich selbstbewusster in dem was ich tat, einfach weil ich es versuchte und aus Fehlern lernte. Ich lernte es, mich zurecht zu finden und wohl oder übel konnte ich auch langsam die Blindenschrift. Mit etwas Übung könnte ich vielleicht mal wieder nach draußen gehen und die Welt genießen. Einfach mal die Luft außerhalb der Wohnung zu spüren. Regen, Schnee, Hagel oder die Sonne auf mir zu spüren. Das wünschte ich mir so sehr, aber ich wusste auch, dass dieser Schritt noch viel Übung mit sich brachte. Aber wenigstens hatte ich ein Ziel auf das ich hin arbeiten konnte und das ich erreichen wollte. Ich wusste, dass ich es mit Matt schaffen konnte.

Immer wieder freute ich mich, dass ich einen so netten, hilfsbereiten Freund hatte, der mich nicht verließ, als es schwer wurde. Im Gegenteil, er war noch öfter da als vorher und wir wuchsen immer weiter zusammen. Es fühlte sich an als würden wir uns ewig kennen und irgendwie auch so als wären wir verheiratet, weil er immer bei mir war, wenn er freie Zeit hatte. Er opferte alles für mich und für unsere Beziehung.

Er war der Junge, den ich für immer bei mir haben wollte.

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Es tut mir leid, das so lange nichts kam und jetzt auch nur dieses kurze Kapitel, aber ich hatte keine Motivation. Ich hoffe, das jetzt öfter etwas kommt.
Kritik ist gerne gesehen.
LG Lena

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 23, 2019 ⏰

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