Kapitel 3

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Nachdem mich die Ärztin nach einiger Zeit der Stille verließ, öffnete sich die Tür zu meinem Zimmer mit einem leisen quietschen. Da keiner etwas sagte, konnte ich nicht erahnen, wer das Zimmer betrat, aber ich überlegte, dass es nur meine Familie sein konnte.

Eine Hand Strich mir sanft durch die braunen wuscheligen Haare und tätschelte mir behutsam den Kopf. Es konnte nur meine Mutter sein, das bemerkte ich an ihrer Berührung.

Ich freute mich, sie bei mir zu spüren, weshalb ich mich leicht hoch beugte und sie lange umarmte. Ich spürte Tränen in mir hochsteigen und konnte schon kurze Zeit später ein Schluchzen mich mehr unterdrücken. Sie presste mich an sich, sagte aber gar nichts. Sie kannte mich einfach zu gut, wusste immer genau, was ich gerade brauchte.

"Alles wird wieder gut", flüsterte sie mir in mein Ohr.

Sie wusste, dass das nicht stimmte. Sie wollte mir Hoffnung machen, wollte, dass ich nicht traurig war und versuchte mich damit aufzumuntern, was komischer Weise sogar klappte. Ich hörte mit dem Schluchzen auf und löste mich langsam aus unserer innigen Umarmung. Das hatte ich einfach gebraucht und es tat so unendlich gut zu wissen, dass man immer noch jemanden hatte, der hinter einem stand.

Trotzdem fühlte ich mich einsam. Ich vermisste Matt. Seine Nähe und Liebe, seine Wärme und einfach das Wissen, dass er bei mir ist. Aber würde er mich noch mögen? Ich war jetzt behindert. Er würde mich verlassen, weil mich keiner mehr so haben wollen würde. Wer hätte schon gerne einen schwulen Freund, der auch noch blind ist? Keiner. Auch, wenn Matt der liebste, hübscheste und beste Mensch ist, den ich mir vorstellen konnte, glaubte ich nicht daran, dass er mit mir weiterleben wollen würde.

"Wo ist Matt?", fragte ich meine Mutter.

"Matt ist zuhause. Er war 2 Tage am Stück hier im Krankenhaus, durfte dich aber nicht sehen, da er nicht zur Familie gehört", antwortete sie. Ich konnte heraus hören, dass sie glücklich war. Sie war Stolz darauf, wie ich mit meiner Sexualität umging und behandelte Matt wie einen zweiten Sohn. Wäre er nicht mehr da, würde selbst meiner Mutter etwas fehlen.

"Er war hier?", fragte ich glücklich.
"Warum sollte er das nicht sein?", fragte meine Mutter skeptisch nach und ich antwortete "Ich dachte, dass er mich als Krüppel nicht mehr sehen will".
Ich konnte quasi das Entsetzen in ihrem Gesicht sehen, aber nur quasi. Sie schien geschockt von meinen Worten.
"Warum glaubst du sowas? Er war der erste, der im Krankenhaus erschien, nachdem ich alle informierte. Er war der einzige, den ich zwingen musste, auch mal etwas zu schlafen und nach Hause zu gehen. Er liebt dich und er würde dich nie alleine lassen."

Diese Worte bewegten mich. Er liebte mich immer noch und das war das schönste Gefühl, das ich haben konnte. Er hatte mich nicht verstoßen, er war hier gewesen Tag und Nacht, einfach nur um mich zu sehen. Und Sie haben ihn nicht reingelassen, ihm nicht einmal die Chance gegeben, mich zu sehen. Er musste so aufgebracht gewesen sein und ich hoffte, dass er mich so sehr vermisste, wie ich ihn.

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Noch ein Kapitel. Was soll ich sagen... Ich hoffe, ihr hattet Spaß und ich würde mich über eine Bewertung und Kommentare freuen.
LG Lena 😁

Mein eigentlich normales Leben (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt