39 . normal oder so

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K I L L I A N

187 days.

"Warte- Was? Ja, ich renn grade zur Arbeit", antwortete Grace und ich sah, wie der Bildschirm wackelte, als sie versuchte während sie durch die Menge der durch New York laufenden Menschen zu schlängeln, gleichzeitig mein Handy so zu halten, dass ich sie sowohl sehen, also auch hören konnte.

"Ach, hat deine Pünktlichkeit doch schon nachgelassen?", fragte ich belustigt und setzte mich mit meinem Abendessen - ein Mikrowellengericht - an den Tisch.

Es verwirrte mich immer noch, dass ich grade zu Abend aß, was eher schon einem Mitternachtssnack glich und sie gleichzeitig grade Unischluss hatte und auf dem Weg zu ihrem Job war.

Aber letzten Endes war es genauso verwirrend gewesen, als sie hier gewesen war.

Ich hatte sie nicht oft gesehen, immer nur wenn andere auch dabei waren. Ich denke ihr hatte die Zeit gefallen, sie hatte unglaublich viel erzählt.

"Nein. Diese scheiß U-Bahn hat 'ne halbe Stunde in einem Tunnel gestanden. Niemand wusste wieso oder sonst was, ein Baby hat die ganze Zeit geheult, eine Frau hat fast einen Nervenzusammenbruch bekommen - es war schon beinah apokalyptisch", erzählte sie lachend.

Ich nickte und stocherte in meinem Essen rum.

Es war wirklich sehr unterhaltsam zu sehen wie sie sich durch die ganzen Menschen drängte.

Ich wusste es wäre sinnvoll dieses Gespräch zu beenden, immerhin lief sie einfach nur durch die Stadt und ich aß, da konnte man nicht einmal reden. Aber nun ja, irgendwie hatte sich das bei uns so eingeschlichen - ähnlich wie damals, als wir mehr oder weniger zusammen waren und die ganze Zeit telefoniert hatten.

Es war immer noch seltsam. Alles war seltsam.

Ich wusste nicht, was sie dachte, fühlte, wollte und was auch immer und noch weniger wusste ich, wie das bei mir aussah.

Eigentlich war inzwischen bei weitem genug Zeit vergangen.

"Ich hab's endlich geschafft", hörte ich plötzlich und sah wieder auf.

Grace hielt ihr Handy jetzt endlich anständig und hatte ihr Tempo deutlich verlangsamt.

"Oh, warte du hast die Bar ja noch nie gesehen." Mit diesen Worten tippte sie einmal auf ihren Bildschirm und die Innensicht wich einem Einblick in eine Bar, die weitaus besser aussah, als die meisten in denen ich jemals war.

"Und das ist Louis, mein Mitbestreiter, zumindest freitags", stellte sie mir den Typen, der kurz darauf ins Blickfeld kam, vor und stellte dann wieder auf Innenkamera.

Ehe sie weiter reden konnte, sagte jemand - ich schätze mal Louis - etwas. Er sprach logischer Weise englisch und es war zu leise, als dass ich es verstehen könnte, doch Grace begann sofort zu lachen.

Mit einem weiterhin strahlenden Lächeln, ging sie weiter in den hinteren Teil des Ladens und ich tat nichts, als sie anzugucken.

Inzwischen hielt ich mich schon lange selbst für verrückt.

Ständig hörte ich von allen Seiten, dass ich jemand anderen finden würde und glücklich sein würde und der ganze Kram.

Doch ich merkte das noch nicht. Und ich vermutlich tat der viele Kontakt zwischen uns dem ganzen auch nicht gut.

Die Sache war einfach, dass es mich im den Sinne nicht traurig machte. Auch wenn ich wusste, dass ich glücklicher wäre, wenn sie da wäre, konnte ich lächeln, da sie glücklicher war.

Gott, meine eigenen Gedanken kotzten mich an.

"So ich muss mich jetzt umziehen und so, also wir hörn voneinander ja?"

You and Me || these fucking wordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt