55 . Herzrasen

2.9K 101 31
                                    


1462 days.

Ahhrg.. , frustriert ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte vor mir fallen.

Das war alles scheiße und anstrengend und ich wollte nicht mehr. Weswegen hatte ich noch gleich beschlossen einen Laden zu führen?

Gut, die Vorstellungsgespräche waren inzwischen durch und es mussten nur noch einige wenige Entscheidungen getroffen werden und ich hoffte einfach, dass es dann gut lief.

Heute war ich wieder bei Laila gewesen. Es wurde nicht wirklich leichter sie im Gefängnis zu besuchen, auch wenn sie sich einigermaßen gut hielt.

Das erste Mal war definitiv am schwierigsten gewesen.

447 days.

Nur sehr widerstrebend betrat ich den großen Raum, der in der Mitte von einer Wand getrennt wurde.

Einer der Gefängnismitarbeiter ging voraus und wies mich an, an einem der Stühle vor der Wand, vor einem der vielen Scheiben, Platz zu nehmen.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich wollte hier sein und zur gleichen Zeit nicht, doch ich musste. Ich musste mit ihr darüber reden, ich brauchte die Klarheit.

Betont langsam, um das unvermeidbare noch weiter hinaus zu zögern, setzte ich mich auf den mir zugewiesenen Stuhl und der Beamte trat einige Schritte an die Betonwand hinter mir zurück.

Hinter der Scheibe sah ich Laila.

Sie sah nicht besser aus, als an dem Tag, als sie wieder vor meiner Tür stand. Sie schien hier zwar tatsächlich mal die Gelegenheit gehabt zu haben sich zu waschen, doch ihre Augenringe waren tiefer, dunkler und ihr Blick war leer.

Sie war gebrochen, ein für alle mal.

Die Hand in der sie den Hörer hielt zitterte leicht.

Mit einem Mal erinnerte ich mich an den Tag, an dem ich auf der anderen Seite gesessen und meine Mutter mich zum ersten Mal besucht hatte.

Ich würde diesen Moment niemals vergessen. Ich hatte nicht gewollt, dass sie kommt, dass sie mich so sehen musste.

Und auch diesmal, wollte ich nicht hier sein.

Meine Hand hatte genauso gezittert.

Schließlich griff ich nach dem Hörer auf meiner Seite, umklammerte ihn so fest, dass meine Knöchel weiß hervor traten.

"Hey", sagte Laila, sobald ich sie hören konnte.

Ich erwiderte ihren Blick nicht, als ich mit einem knappen "Hi" antwortete.

"Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst." Ihre Stimme war dünn und unsicher.

"Ich auch nicht", bestätigte ich kopfschüttelnd.

"Und? Wie ge-"

"Hör zu", unterbrach ich sie und zwang mich nun doch sie anzusehen, "ich bin nicht hier, um mit dir Smalltalk zu führen. Ich will, dass du dich erklärst, damit ich mit dieser scheiße abschließen kann, klar?"

Sie nickte und holte dann tief Luft.

"Ich weiß, dass was wir - was ich getan hab, war nicht richtig. Du verstehst ni- Nein, tut mir leid. Wir waren in einer beschissenen Situation und haben genauso scheiße darauf reagiert. Du hattest das nicht verdient, du hattest uns schon mehr als genug unterstützt und-.. ich weiß es nicht."

Schön, wenigstens etwas, versuchte ich mir einzureden, doch ich wusste, dass da noch etwas war und das nicht nur aus einem Gefühl, sondern wegen der Art wie sie jetzt zu Boden sah, meinem Blick auswich.

You and Me || these fucking wordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt