Korb

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Kaugummi. Das erste woran ich mich an ihn erinnern muss, immer wenn ich ihn sehe. Egal ob ich seinen Arm streife oder er nur kurz durch den Gang huscht. Doch warum Kaugummi? Weil ich an ihm hänge, wie Kaugummi am Haar und egal was ich mache, ich komme nicht von ihm los.

Er kaut auf gerade so einem rum. Einem Kaugummi. Er steht vor mir, die Arme verschränkt und blöd grinsend. Mein Herz klopft direkt schneller, als ich seinen mir bekannten Duft wahrnehme. "Aufgabe 3?", fragt er. Ich nicke leicht beschämt und senke sofort meinen Blick, da ich mir sicher bin er sieht meine erröteten Wangen. Sehe ich gut aus? Ist meine Maskara auch nicht verschmiert?

Er bäugt sich vor um mir über die Schulter zu schauen. "Du hast die falsche Formel benutzt. Hast du einen Stift?", sagt er nach einer Weile und bedacht darauf seine Fingerspitzen nicht zuberühren, um nicht noch mehr zu erröten reiche ich ihm einen Stift. Er setzt sich dann vor mich. Perplex ziehe ich meine Beine zu mir. Ich atme nochmal tief seinen Duft ein, da ich weiß bald wird er gehen und dann bleibt mir nichts mehr außer seiner Handschrift auf einem Blatt Papier. Er schaut sich die Aufgabe nochmal selbst an, runzelt nicht die Stirn er schaut emotionslos, so wie man eine Matheaufgabe eben löst. Ich betrachte seine wunderschönen männlichen, großen Hände, mit denen er den Stift hält. Sein Haar fällt ihm nach vorne, vergeblich versucht er sie mit seiner Hand nach hinten zu kämmen. Ich betrachte seine gerade Nase und Wundere mich immer wieder wie schön er ist. Das erste mal als ich ihn gesehen habe, hatte er beim vorbei laufen versehentlich meinen Arm gestriffen, sodass ich mich undrehte und mich entschuldigte. Er lächelte und entschuldigte sich auch. Seit dem Tag kam er mir nicht mehr aus dem Sinn. Und obwohl ich morgen nicht mehr da sein werde, will ich, dass er es weiß, bevor ich ihn vielleicht nie wieder sehe.

"Martin?", frage ich nach einer Weile, als er die Lösung hinschreibt, "Ich liebe dich."

In der Klasse wird es still. Er schaut erschrocken vom Blatt hoch. Hatte ich das wirklich gesagt? Ihm laut ins Gesicht?

Ich lächele und Tränen bilden sich in meinen Augen. Ich flüstere, damit es nur er hört: "Ich glaube ich habe es lange genug für mich behalten."

Er sieht mich immernoch erschrocken an. Weiß nicht was er sagen will, weiß überhaupt nicht, ob ich das, was ich sage jetzt ernst meine. Ich stehe auf, nehme meine Tasche und gehe raus. Wozu diese peinliche stille noch weiter ins peinliche ziehen? Ich habe gesehen, dass er nicht so fühlt wie ich und doch bin ich glücklich, weil ich es endlich gesagt habe. Ich bin schon auf dem Gang, will gerade die Tür Richtung endlose freiheit nehmen, als er meinen Namen ruft: "Liese!" Ich bleibe sofort stehen. Was bleibt mir auch anderes übrig?

Ich drehe mich um und da steht er. Ein Prinz wie aus dem Märchen und dieser Prinz war mir nachgegangen. Er sieht mich an, mit diesen unglaublich dunklen Augen, indem ich all sein Gutes erkenne. Er wirkt verschlossen und zögert, bis er fragt: "Du sagst du liebst mich, aber wieso? Was soll ich dir geben?"

Ich lächele leicht. Ich weiß nicht weshalb, doch ich antworte: "Wieso ich dich liebe? Weil du mir das einzige geben kannst, was andere nicht können. Dich."

Er lächelt mich an und mein Herz macht einen Sprung. Er senkt den Kopf. Sein Blick traurig, doch er versucht es zu verstecken. Er murmelt ganz leise: "Ich liebe dich seit dem Tag, an dem du meinen Arm gestriffen hast."

Ich weine. Ich weiß nicht ob aus Freude oder Enttäuschung. "Dann komm zu mir."

Er starrt auf den Boden. Ringt mit sich. Dann sieht er mich an und ich weiß, dass ich verloren habe. "Ich kann nicht."

Er dreht sich um, und geht. Er geht. Zurück. Und ich bleibe stehen, weinend und sage verzweifelt, obwohl ich weiß dass er es nicht hört: "Ich liebe dich."

A teacher's nobody (ONE SHOTS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt