1.Kapitel: Die Freiheit hat einen Hacken

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Sicht Nyx:

Sanft und federleicht schwebte der Schnee vom Himmel herab, der mit flauschig aussehenden grauen Wolken besetzt war. Ihr langer Weg zur Erde ließ es so erscheinen als ob die weißen Punkte mit einander tanzen würden, unbeschwert zu einer nicht hörbaren Musik. Mein Gesicht hatte ich zum Himmel gerichtet und beobachtete meinen Atem der in Form von kleinen Wölkchen sich unter den Schnee mischte und dann langsam in der Ferne verblasste. Ein paar der Schneeflocken landeteten immer wieder auf meiner Haut und lösten ein angenehmes kribbeln in mir aus. Ja ich mochte den Schnee. Ich mochte ihn sogar sehr. Er sah so rein und unschuldig aus und doch war er bitterkalt. Hinter mir ertönte ein zartes fröhliches Kinderlachen, es klang ebenso unbeschwert wie die tanzenden Schneeflocken. Meine Mundwinkel hoben sich zu einem sanften lächeln, als ich mich umdrehte und ein 7-jähriges Mädchen leichtfüßig durch den Schnee tänzeln sah. Ihre langen weißen Haare schienen zusammen mit den Schneeflocken in der Luft zu schweben und ihre hellgrünen Augen leuchteten wie die Sterne am dunklen Nachthimmel. Sie drehte sich einmal um ihre eigne Achse und hüpfte dann ausgelassen auf mich zu. „Sag mal Schwesterchen, glaubst du es wäre lustig zwischen all den Schneeflocken, wie eine Schneeflocke selbst zu tanzen?" ihre zarten hellgrünen Augen sahen mich neugierig an. „Wollen wir es ausprobieren?" fragte ich sie und ergriff ihre blassen Hände mit meinen. Die kleine strahlte über das ganze Gesicht und wir begannen uns miteinander im Kreis zu drehen. Ähnlich wie die Schneeflocken bewegten wir uns zu einer Melodie die nur wir beide hören konnten und sonst niemand. Unser lachen erfüllte die klirrend kalte Winterluft und doch war uns so warm. Wie gerne hätte ich diesen Moment für immer festgehalten...


Etwas kaltes und nasses riss mich unsanft aus dem Schlaf und zwang mich dazu meine schwer anfühlenden Augenlieder zu öffnen. „Schon wieder...?" meine Stimme hörte sich mir seltsam fremd an, so schwach und leise. Ein müdes herzhaftes gähnen entwich mir und ein paar Mal blinzelte ich um mich an das spärliche Licht zu gewöhnen, das von einer Kerze in meine Zelle hinein leuchtete. Allmählich war ich es leid jedes Mal aufs neue den ein und den selben Traum zu durchleben, nur um daran erinnert zu werden wie unbeschwert und fröhlich mein Leben doch gewesen war. Es ist doch wirklich erstaunlich wie schnell alles aus den Fugen geraten konnte und wie ein Spiegel in tausend Teile zerbrach. Ein schlechtgelauntes knurren grollte in meiner Kehle. Dieses Loch hier machte mich noch richtig depressiv! Wie lange saß ich hier eigentlich schon? Tage? Wochen? Vielleicht sogar schon Monate? Die Tage zogen nur so an mir vorbei ohne das ich es wirklich mitbekam, ein recht erbärmliches Leben was ich da führte. Im Moment konnte ich ja noch nicht einmal feststellen ob es gerade Tag oder Nacht war.


Ich zischte leise und verzog angewiedert mein Gesicht, als mir erneut das nasse kalte etwas in den Nacken tropfte. Der Wassertropfen lief mir den Rücken hinunter und jagte einen kurzen Schauder durch meinen Körper. Selbstverständlich hatte ich schon oft daran gedacht hier auszubrechen, doch leider war dies gar nicht so einfach wie ich es mir wünschte. Die Ketten die man an meinen Hand- und Fußgelenken angebracht hatte, scheurten nicht nur unangenehm an der Haut sie unterdrückten auch meine magischen Fähigkeiten und machten es mir nicht möglich von meiner Magie gebrauch zu machen.Desweiteren ist mein Körper über die Zeit erheblich geschwächt worden und so musste ich meine Bewegungen nur auf das nötigste Beschränken um meine Kräfte aufzusparen. „Hier verrecke ich bestimmt nicht" knurrte ich und instinktiv ballte ich meine zitternden Hände zu Fäuste. Niemals! Nicht in diesem verdammten Drecksloch! Würde ich gerne behaupten...

Doch wie wollte man aus einem Gefängnis ausbrechen, wenn weder die nötige magische Kraft noch die körperliche Kondition vorhanden war? Genau, nämlich gar nicht! Die Wächter würden mich schneller wieder hier einbuchten als ich mit der Wimper zucken konnte und die sowie schon mickrig ausfallende Mahlzeit würde noch weiter gekürzt werden. Schwerfällig seufzte ich und lehnte meinen Kopf gegen die feuchte kühle Steinmauer hinter mir und schloss meine Augen wieder. Die Tatsache das die Wassertropfen nun in mein Gesicht tropften ignorierte ich einfach. Selbst wenn ich eines Tages hier raus kommen sollte, wohin verschlug es mich dann? Ich hatte keinen Ort an den ich zurückkehren konnte und auch keinen Plan was ich machen sollte. Um ehrlich zu sein hatte ich keine Träume, geschweige denn Ziele. Naja, vielleicht war es ja gar nicht so schlecht wenn ich hier abkratzte? Zwar glaubte ich nicht daran, aber es konnte ja sein das mein Leben nach dem Tod eine bessere Wendung nahm.

Black Clover ~ FrozenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt