Ich sitze in der Ecke am Fenster und schlürfe langsam meinen heißen Latte Macchiato, während es draußen in Strömen regnet. Eigentlich bin ich hier mit Tim aka Herrn Bergmann und Freddie aka Sturmwaffel verabredet. Wir wollten hier über alte Zeiten quatschen und möglicherweise das Bergwerk für ein neues Projekt noch einmal auferstehen lassen. Max hatte keine Lust, also wollen wir es zu dritt wieder starten. Allerdings haben nun beide schon über eine halbe Stunde Verspätung. Sturmi hat mir vor einer Dreiviertelstunde geschrieben, dass er im Stau steht, aber von Bergi kam noch nichts. Ein Klingeln ertönt, als sich die Cafètür öffnet. Ein großgewachsener Mann im langen Mantel kommt herein. Er schüttelt sich kurz, dann hängt er den Mantel an einen Haken und sieht sich suchend um. Ich stehe auf und winke Tim zu mir. ,,Was ein Mistwetter! Entschuldige bitte die Verspätung." Wir begrüßen uns mit einem Handschlag und lassen uns auf die Bänke fallen. Nachdem er sich einen großen Kaffee bestellt hat, entschuldigt er sich erneut. ,,Tut mir wirklich leid, Patrick, aber mein Navi hat mich irgendwie eine ganz komische Route geführt und dann gab es hier in der Gegend einfach keinen Parkplatz! Aber ich bin ja nicht der Letzte... Wo ist Freddie eigentlich?" Ich zucke mit den Schultern. ,,Vor einer Dreiviertelstunde stand er noch im Stau. Ich weiß aber nicht, wo und wie lange der Stau ist. Möglicherweise ist er einfach noch unterwegs." ,,Oder er hat uns vergessen", scherzt Tim. Er nimmt seinen Kaffee entgegen und wir beginnen zu plaudern. Nach einer halben Stunde und vielen weiteren Nachrichten an Freddie hat es aufgehört zu regnen und es klart auf. Tatsächlich scheint warm die Sonne auf den nassen Asphalt und macht den Tag zu einem richtig schönen Herbsttag. ,,Wie wär's, wenn wir ein wenig spazieren gehen?", schlage ich Bergi vor, als ich sehe, wie die Sonne durch das bunte Herbstlaub golden leuchtet. ,,Und Freddie?", wirft Tim ein. ,,Wir rufen ihn noch einmal an und wenn er nicht rangeht, schreiben wir ihm, wo wir sind. Falls er uns nicht findet, kann er ja immer noch anrufen.", überlege ich einen Plan. ,,Na schön!", gibt sich Tim zufrieden und wählt Sturmis Nummer. Da niemand rangeht, rufen wir eine Bedienung und bezahlen unseren Kaffee. Dann gehen wir raus und gehen in den Rheinpark, wo alle Bäume schönes rot-orangenes Laub tragen.
Überaus gut gelaunt gehen wir über die Wege. Wir lachen viel und springen wie kleine Kinder in die Pfützen. ,,Ich glaub langsam, Sturmi hat uns wirklich vergessen", lacht Tim. Wir denken nicht weiter drüber nach, sondern kaufen uns lieber ein Eis, da die Sonne nun wieder richtig hell und kräftig auf unsere Köpfe strahlt. Um das Eis zu essen, setzen wir uns auf eine kleine Bank, welche wir vorher kurz mit unserem Mantelärmeln trocken reiben, und reden über alte Zeiten, als wir noch in Hamburg gewohnt haben und über unseren Umzug hier nach Köln. Ein plötzliches Klingeln stört unser Gespräch. Unschuldig hebt Bergi die Hände nach dem Motto, „ich bin's nicht". Ich nicke und hole mein Handy raus. Es ist Rewi. ,,Geh ruhig ran, vielleicht weiß er was neues über Freddie", ich nicke erneut und folge seiner Aufforderung. ,,Hey Rewi", begrüße ich meinen Kumpel gut gelaunt. Ein Wimmern ist die Antwort. Im Hintergrund hört man ein Schluchzen. ,,Rewi?", meine Stimme klingt besorgt und ebenso ist auch mein Blick, den ich zu Tim werfe, der mich seinerseits schief anschaut. ,,Es ist was passiert", Rewis Stimme zittert. ,,Geht es dir gut?", frage ich. ,,Ja, mir schon, aber, aber..." ,,Nun spuck's aus!" ,,Freddie hatte einen Unfall... er- er wurde von einem LKW erfasst. Die Ärzte haben alles versucht, aber- aber er..." ,,Nein", unterbreche ich ihn heiser und Tränen steigen mir in die Augen. ,,Doch, er hat es nicht geschafftt", nun ertönt ein lautes Schluchzen von der anderen Seite und auch ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Bergi rutscht was näher und legt mir vorsichtig eine Hand auf die Schulter. ,,Wo seid ihr denn?", frage ich. ,,Wir stehen alle vor der Uniklinik. Kommst du auch?" ,,Klar und Bergi bringe ich auch mit." ,,Gut!" Ich lege auf und lasse meinen Kopf in meine Hände fallen. Dann beginne ich zu weinen. Wir drei wollten uns einen schönen Tag machen und mit einem Mal ist Sturmwaffel nicht mehr da. Einer meiner besten Freunde. Das kann nicht sein! Es fühlt sich so unwirklich an. Bergi hat einen Arm um mich gelegt und streicht mir beruhigend über den Rücken. ,,Möchtest du mir sagen, was passiert ist?", fragt er vorsichtig. Seine Stimme klingt dabei so sanft und beschützend und ist das einzige, was ich gerade höre, dass ich mich einfach zur Seite in seine Arme fallen lasse, wo ich mich sicher fühle, so als hätte der Anruf gerade gar nicht stattgefunden. Anstatt mich erschrocken oder gar wütend wegzustoßen, legt er seine Arme um mich und lässt zu, dass ich seinen Pulli mit meinen Tränen benetze. ,,Das war Rewi", setze ich an mit einer Info, die Tim bereits kennt, ,,Er hat gesagt, dass- also..." ,,Ganz ruhig. Lass dir Zeit." ,,Freddie ist tot", flüstere ich in den Stoff seines Pullovers. Leicht drückt mich Tim nun doch von sich weg. ,,Was hast du da gerade gesagt?", fragt er aufgeregt. ,,Freddie - sein Auto wurde von einem LKW erwischt und er konnte nicht mehr gerettet werden. Mehr weiß ich auch nicht", erkläre ich noch mal. Tim rührt sich nicht. Er schaut mich einfach nur geschockt an. Dann steht er auf. ,,Wo wollten du und Rewi sich treffen?", er ist ruhig, aber seine Stimme zittert und als er mich kurz anschaut, sehe ich, dass auch er weint, auch wenn er versucht, die Fassung zu wahren. Ich stehe ebenfalls auf. ,,Uniklinik", antworte ich. Tim nickt und geht vor. Ich laufe hinter ihm und jeder hängt seinen trüben Gedanken nach.
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Das Ende des Bergwerks | Bergwerk FanFiction
FanfictionWas kann eine Gute Freundschaft beenden? Nur der Tod oder reicht schon ein Streit, wegen einer verpassten Verabredung? Über so etwas hat sich Paluten nie Gedanken gemacht, bis zu diesem einen verregneten Herbsttag... Die Geschichte spielt vor ein pa...