》7《

26 1 1
                                    


I wanna take my heart to the end of the world and fly away tonight
~ 5 Seconds Of Summer

---------------------------------------------------------

"Du willst es also wirklich tun?", fragte mich Angel zum bestimmt fünfzigsten Mal, seit sie mir vor gut 20 Minuten die Haustür geöffnet hatte.

Wir saßen in ihrem Zimmer auf dem Boden auf einem roten Fusselteppich, der schon ziemlich viel hatte mitmachen müssen, seit Angel ihn gekauft hatte. Zum Beispiel hatte ihr Bruder mal sein ganzes Mittagessen hervorgewürgt und somit den ganzen Teppich ruiniert. Ihre Mutter, die sowieso schon selten Zuhause war, hatte den ganzen Sonntag damit verbracht, die Kotzflecken heraus zu schrubben. 

"Habe ich denn eine andere Wahl?", stellte ich eine Gegenfrage und kaute nervös auf meiner Unterlippe herum, während ich an den Fusseln des Teppichs herumzupfte. Angel hatte mir schon eine Milliarde Mal gesagt, ich solle das lassen, doch ich tat es immer wieder, wenn ich in Gedanken war. 

Wieder und wieder stellte ich mir die Frage, wie zur Hölle ich es schaffen sollte, Nat dazu zu bringen, sich unsterblich in mich zu verlieben. Ein Mädchen wie Angel würde das sofort schaffen: sie müsste ihn nur einmal ansehen und ihm zuzwinkern, und er würde sie mehr wollen als alles andere auf der ganzen Welt. Manche Menschen hatten eben diese besondere Ausstrahlung, die dafür sorgte, dass man in deren Nähe kein vernünftiges Wort heraus brachte und genau wie Nat gehörte mittlerweile auch Angel zu diesen Menschen. Doch ich war nicht Angel und deswegen musste ich mir etwas anderes einfallen lassen. 

"Naja, du könntest immer noch deinen Koffer packen und mit mir in die Karibik ziehen. Das würde bestimmt lustig werden.", schlug Angel vor und zuckte mit den Schultern. Ich musste schmunzeln. Seit Angel vor ein paar Jahren in den Ferien dort gewesen war, hatte sie es sich zu einem Lebensziel gemacht, irgendwann mal in Puerto Rico zu wohnen. "Ich wollte zwar warten, bis ich einen Collegeabschluss habe, aber wenn du willst können wir nächste Woche los. Wir kaufen uns von unserem Collegegeld eine kleine Wohnung und verdienen unser Geld, indem wir in irgendwelchen Restaurants kellnern."

Ich sah sie an und erwartete, so etwas wie Belustigung in ihren Augen zu sehen, doch sie schien es wirklich ernst zu meinen. 

"Das würdest du für mich tun, damit ich ein paar unangenehme Situationen vermeiden kann?", fragte ich und als sie todernst nickte fügte ich noch einen Punkt auf meiner "Warum ich froh bin, dass Angel Garcia meine Freundin ist"-Liste hinzu. 

"Mann muss immer auf alles vorbereitet sein, deswegen habe ich schon seit Monaten einen Notfallkoffer gepackt und wann immer es einen neuen Flugtermin nach Puerto Rico gibt, werde ich von meinem Handy sofort benachrichtigt.", erklärte mir Angel mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und auch wenn das etwas komisch war, was sie mir hier erzählte, wirkte sie doch ziemlich stolz. 

Ich schüttelte lachend den Kopf und erinnerte mich an einen Nachmittag ungefähr eine Woche nachdem sie ihren Geburtstag gefeiert hatte. Ich war spontan vorbei gekommen und als ich in ihr Zimmer gekommen war, hatte sie auf dem Boden gehockt und einen kleinen Koffer mit allem möglichen Zeug vollgestopft, dass man brauchte, um längere Zeit von zuhause weg zu sein. Auf meine Frage, ob sie vorhatte, zu vereisen hatte sie mit Nein geantwortet und als sie mir mit ihrer Körpersprache zu verstehen gegeben hatte, dass sie keine Lust hatte, darüber zu reden, hatte ich es dabei belassen. Jetzt wusste ich, was sie damals vor gehabt hatte. 

"Manchmal bist du echt schräg.", stellte ich fest und sie zwinkerte mir mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen zu. 

Wir lachten und für einen kurzen Moment vergaß ich fast, warum ich überhaupt bei Angel war. Nämlich damit wir meine weitere Vorgehensweise im Thema Nathan Edwards besprechen konnten.

Goodgirls never lieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt