Das Schulfest - Die Vorbereitungen

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Hanadi hielt vor dem Bahnhof an. Die Kinder und sie verabschiedeten sich schnell von Samir und er stieg hastig aus. In der Regel brachte sie ihn immer als letzten weg, so hatten sie noch ein bisschen Zeit zu zweit. Fast wie ein Date. Sie liebten diese ruhigen Minuten im Auto, auch wenn sie manchmal ganz schön viel aufs schnelle besprechen mussten oder wenn sie einfach nur schwiegen. Heute gab es aber keine Zeit dafür.
Sie fuhr sofort los. Jetzt musste sie Leila und Amal zur Schule bringen. Sie hoffte nur, dass sie dort Christina nicht traf. Christina fand immer eine Möglichkeit eine Giftpfeile abzuschließen und die Vorbereitungen zum morgigen Schulfest gaben ihr endlose Chancen dazu. Heute hatte Hanadi noch weniger Lust drauf als gewöhnlich.
Sie wollte etwas entfernt vom Schuleingang anhalten, um das Treffen zu vermeiden, aber Amal und Leila meinten, dass sie nicht pünktlich zum Unterricht schafften, wenn sie noch dieses Stück latschen mussten. Sie bemerkte Christina, als die ihr schon zugewinkt hatte.
Amal und Leila verabschiedeten sich schnell und stiegen aus. Hanadi hörte noch, wie sie Christina „Hallo" sagten, bevor sie weiter liefen.
Christina ging an Hanadis Auto heran:
„Hallo, da bin ich froh, dich doch zu sehen. Ich habe gedacht, wir sehen uns heute nicht mehr. Du bist noch später dran, als normalerweise."
„Hallo, na siehst du, du hast mich aber doch erwischt. Ich muss gleich los, um noch Hammudi zum Kindergarten zu bringen."
„Ich muss auch gleich los. Ich habe schon mit allen gesprochen, die morgen an den Vorbereitungen teilnehmen außer mit dir und Monika. Wir reden auf dem Parkplatz. Monika parkt grade.", erwiderte Christina mit einer zuckersüßen Stimme.
„Ok. Dann fahre ich auch rein. Hammudi willst du im Auto warten oder mit mir aussteigen?", wandte sie sich ihrem Sohn.
„Ist Chris auch da?", fragte er.
„Ich weiß es nicht. Wir werden es gleich sehen."
„Aha. Mama, muss ich die Mütze dann anziehen?"
„Warte bitte, Habibi. Ich muss parken. Passe ich hier überhaupt rein?",überlegte sie laut.
Hammudi guckte auch.
„Mama, locker. Mama beeile!!! Ich will schon im Kindergarten spielen. Heute ist der Bällebadtag."
„Klaaar...", sagte sie, indem sie vorsichtig in die Parklücke reinfuhr.
Hammudi konnte meistens viel besser einschätzen, ob sie in eine Lücke passt, als sie. Manchmal dachte sie, er könnte schon den Führerschein kriegen, wäre er nicht erst fünf. Sie stellte den Motor ab und fragte ihn.
„Mama, was hast du gefragt?"
„Muss ich die Mütze anziehen?"
„Wir nehmen die mit. Ich sehe Chris nicht."
„Schade, ich steige trotzdem aus." Hammudi schnallte sich ab und machte die Tür auf.
„Nimm die Mütze mit und pass auf, ein Auto kann losfahren." Hanadi stieg auch aus und winkte Monika und Christina zu.
Christina hatte ein schönes grau-weißes Outfit an, als ob sie grade Shopping Queen Krone gewonnen hätte. Monika stand neben ihr ganz locker immer noch mit ihrer Pyjamahose an und gähnte.
Hanadi ärgerte sich ganz oft über Christinas Art und noch mehr darüber, dass sie sich gegen ihre stechenden Bemerkungen nicht wehren konnte.
An den Tagen wie heute konnte sie Christina kaum ertragen und das morgige Schulfest mit ihr zu besprechen, war das Allerletzte, was sie machen wollte. Im Gegensatz zu Hanadi blieb Monika ganz gelassen, egal was Christina sagte. Sie meinte, dass sie nach drei Kindern, die mit der Schule so gut wie durch waren, schon so viele solche „Christinas" erlebt hatte, dass sie die endlich mal einfach ignorieren lernte.
Hanadi und Hammudi blieben neben Monika und Christina am traurigen herbstlichen Gebüsch stehen und hießen die beiden willkommen.
„Chris ist nicht da?" Hammudi wollte mit der traurigen Frage seine Vermutung nur bestätigen.
„Leider nicht. Ich habe ihn heute zuerst zum Kindergarten gefahren. Er war ganz aufgeregt wegen des Bällebadtages.", sagte Monika. In Wirklichkeit hatte er im Auto angefangen, ganz doll zu gähnen und zu meckern, dass er doch lieber zu Hause geblieben wäre. Monika hatte ihn gefragt, was war heute im Kindergarten geplant und als er sich an den Bällebadtag erinnert hatte, war die Laune sofort besser. Jedoch hatte Monika ihn zuerst gefahren, in der wie sich herausstellte vergeblichen Hoffnung, dass sie heute Christina doch nicht traf. Diese Woche hatten sich alle an den Vorbereitungen teilnehmenden Muttis schon drei Mal getroffen und alles Mögliche besprochen. Monika hatte langsam Nase voll und überlegte sich, wie war das passiert, dass Hanadi sie überredet hatte, mitzumachen.
„So meine Lieben, dann können wir auch jetzt noch ein paar letzten Kleinigkeiten besprechen.", fang Christina an.
„Haben wir gestern nicht alles besprochen?", fragte Hanadi überrascht. Zwar wunderte sie sich nicht, dass Christina noch etwas zu besprechen hatte, aber gestern hatten sie alles von A bis Z besprochen und Hanadi konnte sich keine „Kleinigkeiten" mehr vorstellen.
Christina guckte sie an als ob sie ein kleines unerzogenes Kind wäre und ignorierte einfach ihre Frage.
„Erstens komme ich mit Mia doch um 7 Uhr, daher falls ihr doch früher schafft oder noch fragen habt, könnt ihr kommen oder mich schon ab 7 Uhr anrufen."
Hanadi und Monika nickten. Sie schwiegen lieber, um vorsichtshalber nicht um 7 Uhr in der Schule auftauchen zu müssen. Von Anfang an wollte Christina, dass die Vorbereitungen schon um 7 Uhr beginnen. Dank zwei tapferen Müttern, die laut gesagt hatten, was alle dachten, fangen sie morgen erst um 8 Uhr mit den Vorbereitungen an. Sowohl Hanadi als auch Monika waren diesen zwei Heldinnen unendlich dankbar.
„Ja...", sagte Christina. In diesem „ja" war „so dachte ich mir" versteckt. „Dann die Kuchen und das andere Essen; die lassen wir zuerst im Matheraum stehen und erst wenn alles fertig ist, stellen wir die auf den Verkaufstischen im Sportsaal hin. Meine Torte lasse ich zuerst im Lehrerraum stehen. Ich habe es schon mit Frau Günther abgesprochen."
Hanadi und Monika murmelten nur „gut" und „es ist besser so".
„Super und  ich habe gestern Abend noch überlegt, dass wir doch einen kleinen Stand draußen machen können, das Wetter soll schön sein. Was meint ihr?"
„Es soll arschkalt sein!", erwiderte Monika sofort.
„Arschkalt!", wiederholte Hammudi genüsslich und fang an zu lachen.
„Es tut mir leid, schlechte Wortwahl."
„Hammudi es ist kein schönes Wort, aber Monika hat recht. Schon heute ist es frisch. Was haben die Anderen gesagt?", fragte Hanadi.
Christina schwieg einen längeren Augenblick, bevor sie antwortete.
„Sie waren begeistert, aber sie auch befürchteten, dass das Wetter nicht mitspielt. Mareike hat aber gesagt, dass sie sich darum kümmern kann. Nun sie braucht natürlich Hilfe."
Mareike hatte panische Angst vor Christina und sie wunderten sich nicht, dass sie zugesagt hatte.
„Das ist so lieb von Mareike, dass sie das angeboten hat...", sagte Hanadi und atmete tief ein „aber entscheiden wir lieber morgen spontan? Wir gucken, ob es nicht zu kalt ist."
„Mama, mir ist schon jetzt kalt. Komm, wir fahren", sagte Hammudi, dem einfach grade sehr langweilig war.
„Ja, ich muss auch langsam los, ich will mich nicht verspäten. Dann sieht so aus, dass wir es morgen entscheiden müssen, ob wir noch was draußen machen. Weil ihr beide aber euch von so vielen Sachen weggedrückt habt, habe ich gehofft, dass ihr hier mindestens bisschen Hilfsbereitschaft zeigt.", sagte Christina enttäuscht und guckte sie voll Missbilligung an.
Hanadi hätte wahrscheinlich darauf reagiert, wäre Hammudi nicht dabei gewesen. Monika wiederholte einfach gelassen.
„Wir gucken morgen, vielleicht wird's nicht so kalt."
Sie verabschiedeten sich voneinander und gingen zu deren Autos. Hanadi und Monika hatten nebeneinander geparkt, Christinas Wagen stand an der anderen Seite des Parkplatzes.
Hanadi machte die Tür auf, so dass Hammudi sich hinsetzen konnte und fragte Monika:
„Können wir heute bei mir Kaffee trinken? Ich muss ganz dringend Wäsche machen."
„Klar. Ich fahre noch zu Lidl, brauchst du was?"
„Ja, kaufst du mir eine Tüte gefroren Erdbeeren? Ich glaube, eine Tüte reicht mir nicht."
Monika nickte und beide stiegen in ihre Autos ein.

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