[4]🕵️‍♂️ °Lügner°

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PoV. Yoongi

Er wird mich vielleicht hassen, wenn ich schon wieder sage, dass er fett geworden ist. Aber ich konnte schon letztes Mal seine dunkelbraunen, traurigen Hundeaugen kaum ertragen. Außerdem wollte ich ihn nicht erniedrigen, genau deshalb entschied ich mich dagegen.

Stattdessen ließ ich einfach mich selbst ins offene Messer laufen.

"Es wird mir alles zu viel, das ist mein Problem."

So jetzt war es raus. Streng genommen war es nicht mal eine Lüge, also dürfte ich mich normalerweise nicht schlecht fühlen. Aber ich tat es trotzdem, denn jetzt würden sich die anderen wieder unnötig Sorgen machen.

Keine Sorge, ich bin nicht suizidgefährdet...zumindest noch nicht.

Ich stand einfach auf und ließ die anderen sprachlos zurück.

Denn jetzt hatte ich keine Zeit für Predigten oder dergleichen. Ich musste etwas tun, dass ich schon vor Monaten hätte erledigen sollen.

PoV. Jimin

Ich wollte zu ihm und ich wollte ihn zur Rede stellen. Aber am Ende war ich zu feige dafür und entschied mich doch für das Telefonat.

Zuerst telefonieren und dann zur Rede stellen, hört sich gut an. Dann konnte Yoongi nicht mehr behaupten, ich wäre ein Muttersöhnchen.

Ich legte mich in mein Bett und drückte auf den grünen Hörer.

Während ich wartete, schweiften meine Gedanken zu Yoongi ab. Aber nicht an die letzten Wochen, sondern an eine Zeit, die viel zu weit zurücklag.

Ich wollte wieder mit ihm rumalbern, genau wie früher und bei Filmabenden in seinen Armen einschlafen. Manchmal, ganz selten, war auch er zuerst weggenickt und ich konnte ihn beim Schlafen beobachten und heimlich Fotos von ihm machen. Nebenbei bemerkt wusste er bis heute nichts von diesen Fotos. Bei dem Gedanken wurde der seltsame Schmerz in meiner Brust noch größer.

Sehnsüchtig dachte ich an sein Lächeln, dass er mir nicht mehr schenkte. An dessen Stelle war jetzt immer ein reservierter Ausdruck getreten.

"Jimin? Hallo? Ist da jemand?", erklang plötzlich eine Stimme und riss mich aus meinen Tagträumen.

"Eomma?"

"Ja, warum hast du dich denn nicht gleich gemeldet? Naja egal, deinem Vater geht es gut, er hat die Operation überstanden, aber er muss noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben.", redete sie gleich drauf los und ich konnte garnicht beschreiben wie erleichtert ich war.

Aber ich durfte nicht vergessen, wozu ich sie eigentlich angerufen hatte.

"Das ist gut. Kannst du mir jetzt bitte auch sagen in welchem Krankenhaus er liegt?"
Das klang vielleicht ein wenig zu nett und vorsichtig, aber so funktionierte es hoffentlich auch.

"Nein."

Nunja, es funktionierte offenbar nicht.

"Du darfst es mir aber nicht verschweigen.", begründete ich und hatte nicht vor, so leicht aufzugeben.

"Er braucht jetzt Ruhe, du kannst ihm auf die Nerven gehen, wenn er wieder Gesund ist." Ihre Stimme wurde strenger und duldete keine Wiederworte.

"Was ist los mit dir? Du darfst mir das nicht verschweigen, das ist gegen das Gesetz."

Sie schnaubte aber nur und wehrte locker ab. "Was weißt du schon vom Gesetz?"

"Bitte Eomma, lass mich wenigstens mit ihm telefonieren, wenn es ihm besser geht."

Langsam verlor ich echt die Geduld bei meiner Mutter, sonst war sie doch auch nicht so.

"Jimin, ich habe dir gesagt, konzentriere dich auf deine Arbeit, dein Vater wird sich schon melden wenn er wieder auf den Beinen ist."

"Sag mir doch einfach das Krankenhaus, verdammt!", schrie ich sie an und hatte ihre Reaktion daraufhin überhaupt nicht beabsichtigt.

Sie fing einfach an zu weinen und hörte nicht mehr auf. Egal wie oft ich mich entschuldigte, oder ihr sagte, dass es schon okay so war, hörte sie nicht auf. Stattdessen kam es mir so vor, als würde sie nur noch lauter und bitterlicher weinen.

Aber dann unterbrach sie mich und sagte so undeutlich, dass ich es kaum hören konnte: "Dein Vater will dich nicht sehen, Jimin."

Ich dachte ich hätte mir die Worte eingebildet, denn ich verstand ihre Bedeutung nicht.

"Du lügst. Sag mir sofort das Krankenhaus." Meine Stimme war kalt, so kalt, dass selbst ich mich vor mir fürchtete.

Noch einmal hörte ich ihr Schluchzen, bevor sie aufhörte. Zuerst dachte ich, sie hätte sich endlich beruhigt, aber nein, es erklang nur ein Piepen. Sie hatte einfach aufgelegt.

Frustriert fuhr ich mir durch die Haare und warf mein Handy aufs Bett.

Zuerst wurde Yoongi mir gegenüber abweisend und jetzt benahm sich meine eigene Mutter auch noch total seltsam. Warum log sie mich an? Wie konnte sie behaupten, mein Appa wolle mich nicht sehen?

Es ergab alles keinen Sinn mehr. Das alles war der reinste Albtraum und ich wollte verdammt nochmal, dass er endlich ein Ende nahm.

PoV. Yoongi

Ich musste mit meinem besten Freund sprechen und das dringend. Von Anfang an hätte ich es ihm sagen müssen und ihn nicht anlügen dürfen.

Aber wahrscheinlich war ich dafür zu verwirrt gewesen.

Ich stand draußen auf dem Balkon, im 7. Stockwerk. Das Handy hatte ich an mein Ohr gedrückt, während ich auf den Hof unter mir blickte.

Wir wohnten in einer Gegend, abgelegen in der Hauptstadt Seoul und um die Uhrzeit war noch nicht viel los. Nur einzelne Autos fuhren hin und wieder vorbei.

Nach dem Hof und der Straße war ebenfalls ein Hochhaus, in dem Exo gemeinsam wohnte. Eigentlich konnte ich einfach rüber laufen und ihn besuchen, aber ich war zu faul.

"Was gibt's?", meldete sich jemand an der anderen Seite der Leitung.

"Chanyeol, ich muss dringend mit dir reden.", meinte ich und spürte, wie mein Herz bei dem Gedanken an Jimin wieder schneller schlug.

"Klar, um was geht es?"

Nervös klopfte ich mit den Fingern auf das Geländer ein und wollte gerade antworten, als plötzlich 20 Meter weiter, mir gegenüber, jemand auf den Balkon trat und mir zuwinkte.

Ich wusste sofort wer es war und winkte Chanyeol zurück. Es war normal, dass wir so telefonierten. Ich meine, wenn man es kann, warum dann nicht auch machen?

Aber zurück zum Hauptthema, Jimin.

"Chanyeol? Also...ich habe dir da was verschwiegen."

"Ok?"

"Ich glaube ich habe Gefühle für jemanden."

"Echt? Und ich dachte du wärst ein Stein."
Ich sah und hörte ihn über seinen eigenen unlustigen Witz lachen, aber als er dann meine unbewegte Mimik erblickte, hörte er plötzlich auf.

"Und wo ist das Problem?"

"Er hasst mich jetzt wahrscheinlich."

"Er?!"

Idol °beendet°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt