[29]🏀°Ein Sasaeng?°

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PoV. Yoongi

Draußen war es fast dunkel und der Parkplatz wurde bereits von den Straßenlaternen beleuchtet.

Chanyeol und ich liefen an den vielen Autos vorbei, bis wir endlich an unserem Wagen ankamen und schweigend einstiegen.

Seit wir uns von den anderen verabschiedet hatten, wollte er kein Wort mehr sagen. Seine Fassade war gebröckelt und man sah nun, wie es ihm wirklich ging.

Die Sache mit der fremden Frau ließ ihn nicht los, aber ich verstand es.

Wer hätte sowas schon verdrängen können, wenn die Gefahr bestand, dass es am nächsten Tag die halbe Welt wusste?

Vorallem, wie wird Baekhyun darauf reagieren? Also wäre mir das passiert, hätte ich auch Sorge darum, was Jimin davon halten wird.

Deshalb wusste ich, dass ich jetzt nichts sagen konnte, was ihn aufheiterte. Alles konnte es nur noch schlimmer machen.

Schließlich fuhr Chanyeol los und ich schaltete das Radio ein, sodass leise Klänge durch das Wageninnere drangen.

Ich zog mein Handy hervor und sah die vielen Nachrichten von Hoseok und den anderen, aber von einem kam kein einziges Wort.

Wieso schrieb Jimin mir nicht? Eigentlich musste er schon längst in Busan sein, also warum schrieb er nichts? Vielleicht war ich ja so unwichtig für ihn.

Der Gedanke jagte mir einen Stich durchs Herz, aber ich schüttelte den Pessimismus sofort wieder von mir ab. So ein Blödsinn, ich war für Jimin nicht unwichtig.

Ich versuchte mich zu beruhigen und drückte meinen Kopf gegen die Sitzlehne, während ich die Augen schloss und der Musik lauschte.

Mein Kopf wurde schwer und ich entspannte mich so sehr, dass ich irgendwann einschlief.

Bis jetzt konnte ich noch friedlich schlafen.

PoV. Hannah

Mein Herz schlug schneller und meine Hände zitterten leicht. Seit wann machten mich Männer nur so nervös?

Jiho hatte wirklich irgendetwas an sich, das anders war. Es musste nicht zwingend positiv sein, die Chance bestand auch, dass er dieses anders im negativen Sinne verkörperte.

Aber ich gehörte noch nie zu den negativ denkenden Menschen und eigentlich machte ich mir meistens nicht viele Gedanken. Ich war einfach naiv und leichtgläubig.

Das zeigte sich mal wieder, als Choi Jiho-ssi mich um einen Tanz bat und ich mir daraufhin sofort wieder Hoffnungen machte.

Er sah perfekt aus und ich fühlte mich sofort zu ihm hingezogen, also vielleicht war er ja der Richtige?

Jetzt versteht man wahrscheinlich besser, wie naiv ich bin.

Wir ließen die anderen zurück und gingen zur Tanzfläche, auf der einige andere waren.

Jiho griff nach meiner Hand und wir tanzten zu der langsamen Musik. Dabei verschwand die anfängliche Nervosität schnell wieder und ich fing an, mich wohl zu fühlen. Während wir tanzten, redeten wir über alles mögliche, wobei es nie zu persönlich wurde. Allgemein war er sehr verschlossen, aber das machte mich nur noch neugieriger.

Was war nur so besonders an ihm?

PoV. Yoongi

Irgendwann wachte ich von selbst wieder auf und sah eine vertraute Umgebung. Es war nicht mehr weit bis nach Hause.

Dort würde zwar niemand auf mich warten und ich wäre ausnahmsweise mal allein, aber ich hatte es trotzdem eilig.

Da Jimin sich bei mir noch nicht gemeldet hatte, wollte ich das stattdessen übernehmen, schließlich hoffte ich, dass es seinem Vater wieder besser ging.

"Du kannst noch mit zum Dorm, wenn du willst.", bot Chanyeol mir an, aber ich musste darüber nicht mal nachdenken. Ich wollte unbedingt mit Jimin telefonieren und dann meine Ruhe haben, also lehnte ich ab. Heute war ich lange genug von Menschen umgeben gewesen.

"Sag mir dann, wie es Jimins Vater geht, okay?", meinte er noch, bevor ich aussteigen konnte und die Tür hinter mir zuschlug.

Draußen war es kalt und ein unangenehmer Wind wehte, der mir unter den Anzug kroch. Wenn ich im Dorm war, würde ich erstmal meine Kleidung gegen eine Jogginghose wechseln.

Hastig eilte ich in das Gebäude zum Fahrstuhl und holte schon mein Handy hervor, um gleich Jimin anzurufen.

Bereits als sich die Aufzugtüren wieder öffneten, drückte ich auf den grünen Hörer und schloss mit einer Hand die Wohnungstüre auf.

Im Eingang zog ich mir umständlich die Schuhe aus und lauschte noch immer dem Piepen am Handy.

Irgendwann ging die Mailbox ran und ich legte leicht gereizt auf.

Wieso nahm Jimin nicht ab? Langsam fing ich an, mir Sorgen um ihn zu machen.

Ich ging in die Küche und trank ein Glas Wasser um mich zu beruhigen. Der Tag war anstrengend gewesen und ich gähnte mehrmals.

Meine Augen fielen langsam wieder zu und eine neue Welle der Erschöpfung traf mich.

Vielleicht sollte ich erstmal schlafen gehen und versuchen, Jimin morgen zu erreichen. Wahrscheinlich war er bloß viel zu glücklich, dass er seine Familie wiedersah und hatte vergessen, sich zu melden.

Das wäre nicht mal so abwegig.

Also ging ich aus der Küche in mein Zimmer und wollte gerade das Licht anmachen, als mich etwas innehalten ließ.

Die Rolläden waren oben und so konnte das Mondlicht in das Zimmer scheinen, wodurch ich mein Bett sehen konnte.

Die Bettdecke war nicht mehr ordentlich hingelegt und unter ihr konnte man menschliche Rundungen erahnen. Die Decke hob und senkte sich leicht, aber ich konnte nicht sehen, wer sich darunter befand.

Nicht mal die Haare waren zu sehen, oder ob es ein Junge oder Mädchen war.

Adrenalin schoss durch meinen Körper und ich war plötzlich wieder hellwach. Mein Gehirn funktionierte wieder hervorragend und ich zählte eins und eins zusammen.

Wenn niemand von den anderen in der Wohnung war, dann konnte es nur ein Sasaeng sein.

Ich schaute mich in dem dämmrigen Raum um und suchte nach irgendeinem Gegenstand, den ich notfalls als Waffe einsetzen konnte, aber ich fand nichts.

Meine Füße bewegten sich leise über den Boden auf mein Bett zu. Zuerst wollte ich die Decke einfach wegreißen und darauf hoffen, dass derjenige dann einfach vor Panik aus der Wohnung rennt.

Aber dann sah ich halb unter dem Bett versteckt meinen Basketball. Geräuschlos hob ich ihn hoch und lief wieder rückwärts. Ich wollte so viel Abstand schaffen wie nur möglich.

Mein Atem ging schwer und dann, beim nächsten Ausatmen, warf ich den Ball direkt auf mein Bett. Er traf die Person und prallte dann auf den Boden.

Zuerst geschah nichts, nur die Geräusche vom hüpfenden Basketball waren zu hören. Die Atmung des Sasaengs wurde ungeregelmäßiger und dann drang ein Schluchzen durch die Decke.

Verwundert über die Reaktion, ging ich zu meinem Bett und nahm meinen ganzen Mut zusammen. Ich griff nach der Decke und zog sie mit einem Ruck von dem bebenden und weinenden Körper herunter.

Ich verstand es im ersten Moment nicht und ich glaubte meinen Augen nicht trauen zu können.

"Was machst du hier?"

Ich war wie versteinert, konnte mich nicht bewegen und schaute ihn nur an.

Sein Gesicht verbarg er geschickt unter seinen Händen und somit nahm ich nur die herzzerreißenden Schluchzer wahr.

Etwas wirklich schlimmes musste passiert sein, damit Jimin weinend in meinem Bett lag, anstatt seine Familie zu besuchen.

Idol °beendet°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt