[109]💎°Mission Idol TEIL6°

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POV. Hannah

Die Handytaschenlampe half mir dabei, den Weg aus diesem labyrinthähnlichen Keller zu finden und endlich wieder Sonnenlicht auf der Haut zu spüren. Okay, das war jetzt ein bisschen übertrieben, aber man versteht hoffentlich, was ich damit meine.

Zu meinem Glück hatte ich aber weder Angst in Kellern, noch in der Dunkelheit.

Ich bog nämlich rechts ab, dann links, nochmal links, immer geradeaus und ja...ich weiß nicht wann genau, aber irgendwann realisierte ich, dass ich mich wirklich verlaufen hatte. Irgendwo musste ich falsch abgebogen sein. Von wegen ich kannte mich hier richtig gut aus und so.

Doch als ich das langsam bemerkte und ein immer mulmigeres Gefühl im Bauch bekam, war es längst zu spät.

Ich war dankbar für die Mütze, welche meine Ohren vor der Kälte schützte und die Verbindung zu Jiho durch die Kopfhörer, aber eins davon ließ mich nun im Stich.

Natürlich ist es die Verbindung zu Jiho, die abgekappt ist, was denn sonst. Meine Kopfhörer gaben ein stetiges Tut-tut-tut von sich. Das Netz drang durch diese fetten Mauern einfach nicht durch. Egal, ich werde es so schnell hier rausschaffen, dass sie von meiner Abwesenheit nicht mal etwas bemerken werden.

Und wie aufs Stichwort fand ich meinen Ausweg und es war keine Treppe, sondern etwas viel viel besseres. Der Lichtkegel bestrahlte etwas metallen glänzendes und ich trat näher, um dann probeweise an dem Gitter zu rütteln. Es gab ein rasselndes Geräusch von sich und ein Haufen Staub schwebte dabei Richtung Boden.

Ich legte das Handy weg und mit beiden Händen umklammerte ich das alte, rostige Metall und zog kräftig daran. So kräftig, dass es ein kratzendes Rostgeräusch erzeugte und als das Gitter sich löste, kippte ich über und landete schmerzhaft auf dem Hintern. Trotzdem rappelte ich mich schnell wieder auf, klopfte mir den Staub von der Hose und hob mein Handy auf.

Ich stieg in den Luftschacht und leuchtete nach oben, aber das Licht reichte nicht so weit und alles was ich sah, war eine endlos erscheinende Leiter.

Vielleicht hatte ich keine Angst vor Kellern und der Dunkelheit, aber ich war nicht furchtlos und solche Höhen machten mir wirklich Angst, vorallem seit Kwon vom Dach abgerutscht ist.

Aber ich nahm all meinen Mut zusammen und griff nach der ersten Sprosse. Ich kletterte mit dem Handy in der linken Hand und leuchtete mir somit den Weg, denn immer wieder kam es vor, dass einzelne Sprossen sehr gefährlich aussahen oder sogar komplett fehlten.

Die seitlichen Schächte gaben mir eine genaue Angabe über meinen tatsächlichen Standort - 1 Seitenschacht bedeutet ein Stockwerk weiter oben - und ich wollte ins oberste von allen.

Ich kletterte und kletterte, hörte dabei meinem eigenen Atem zu, der gruselig von allen Seiten gleichzeitig widerhallte. Ab und zu kitzelte meine Nase von all dem Staub und ich konnte mir einen Nieser nicht verkneifen.

Ich kletterte an der 6. Etage vorbei und kämpfte gegen einen weiteren Niesanfall an. Dieser hier war aber so heftig, dass ich reflexartig meine linke Hand vor die Nase halten wollte und es schließlich auch tat. Trotz meiner großen Hände und langen Finger entgleitete das Handy aus meinem Griff und ich gab einen entsetzten Schrei von mir. Meine einzige Lichtquelle fiel dahin und zersprang fast 7 Stockwerke weiter unten. Was für ein Disaster.

Dunkelheit. Ein weiteres Mal.

Ich überlegte kurz und entschied dann, ganz langsam weiter zu gehen. Was hätte ich auch für eine andere Wahl?

Lange ging das aber nicht so weiter, da passierte mir der nächste Ausrutscher.

"Aaah!! Oh gott, bitte...nicht." Ich war unaufmerksam geworden und hatte nicht bemerkt, dass die nächste Sprosse garnicht existierte und meine Hand griff ins Leere.

Mein ganzes Gleichgewicht verließ mich und meine Fußsohlen rutschten ab und hingen in der Luft. Alles, was mich jetzt noch vor dem Tod bewahrte, war eine einzige Hand, die mein gesamtes Gewicht an dieser einen Sprosse hielt.

"Bitte...bitte...", bettelte ich panisch, auch wenn ich nicht wusste, wen ich überhaupt anbettelte. Hier war niemand, ich war ganz allein. Aber ich wollte definitiv noch nicht sterben. 

Ob es das Adrenalin oder irgendeine göttliche Kraft war, zählte für mich im Augenblick nicht, alles was zählte war, wie ich nun endlich mit der zweiten Hand die Sprosse zum greifen bekam und auch meine Füße nicht mehr in der Luft herumhingen.

"Danke.", hauchte ich zitternd und lehnte meine verschwitzte Stirn gegen die kalte Sprosse, um kurz zu verschnaufen.

Ich wollte hier nurnoch raus. Ohne es mir ein weiteres Mal zu überlegen, kletterte ich nurnoch bis in den 7. Stock und krabbelte zum Seitenschacht. Endlich wieder festen Boden.

Ich konnte einfach nicht widerstehen und legte mich im Schacht auf den Rücken, um mich richtig auszustrecken. Mein Körper zitterte und letztendlich konnte ich nicht mehr dagegen ankämpfen, sondern fing lauthals an zu schluchzen.

Ich war total fertig mit den Nerven. Beinahe wäre ich auf die gleiche Weise wie mein Bruder gestorben.

"Oh Kwon...", jammerte ich und hielt die Tränen nicht mal mehr auf. Sie flossen in Strömen über mein Gesicht und tropften mit einem dumpfen Geräusch auf den Metallboden.

Dann dachte ich an Jiho und kam langsam wieder zur Besinnung. Ich presste beide Hände auf meinen Mund und erstickte all die anderen Schluchzer, die noch gefolgt hätten.

Jetzt war nicht die Zeit dafür, ich musste weiter und die anderen finden.

Idol °beendet°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt