Leon

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Wir durften mal pünktlich gehen. Wahrscheinlich hatte unser Physiklehrer auch keine Lust mehr auf unseren Kurs. Es waren genau 4 Leute, die etwas verstanden und die langweilten sich langsam aber sicher zu Tode.

Mady und ich machten uns schnell auf den Weg nach draußen. Ich freute mich schon auf den Nachmittag mit Leon, aber bis jetzt war noch keine Spur von ihm zu entdecken. Wahrscheinlich überzog seine Biologielehrerin wieder...

Ich umarmte Mady zum Abschied, sie wollte zu der Bushaltestelle, an der sie nach der 5. einen Sitzplatz bekam. Verständlich, so überfüllt wie die Busse heutzutage waren.

Ich schrieb schon mal meiner Mom, dass ich heute Nachmittag bei Leon war. Zum Glück war sie da ziemlich locker, denn sie mochte Leon und vertraute ihm. Vielleicht sogar mehr als mir...

Langsam strömten die Schüler und Lehrer aus dem Schulgebäude und verstreuten sich in alle Richtungen.
Leon konnte ich noch immer nicht entdecken. Dafür aber jemand anderen.

Mr George verließ gerade die Schule durch den Haupteingang. Seine Zettel waren jetzt in einer Mappe untergebracht. Ich musste grinsen. Er hatte wohl aus diesem Zusammemstoß gelernt... Ich übrigens auch. Auf dem Rückweg bin ich sehr viel langsamer gegangen...

Er steuerte auf den Parkplatz zu, genau in meine Richtung. War das Schicksal, dass wir uns so oft trafen? Ich wusste es nicht. Aber ich hatte da so ein Gefühl...

Er sah mich, als er nur noch ein paar Meter von mir entfernt war. Er lächelte sofort und ich hatte sogar das Gefühl er wurde etwas rot. Unglaublich süß.

Er ging die letzten paar Schritte direkt auf mich zu und blieb bei mir stehen.

"Sie haben sich eine Mappe angeschafft.", stellte ich fest und musste schmunzeln.
Er lachte. "Ja... Ist vielleicht besser so. Und einfacher zu tragen...", er lächelte mich an.

Er sah mir schon wieder in die Augen. Direkt, mit diesen unglaublich klaren blauen Augen. Und er machte mich schon wieder so nervös. Ich konnte diesen intensiven Blick nur erwidern und er ging mir durch und durch.
Ich spürte ihn geradezu auf meiner Haut. Nein, tiefer, es wirkte fast so, als blickte er in mein Herz.

Irgendwo hupte ein Auto. Und riss uns vollkommen aus diesem Moment.
Kurz hatte ich vergessen, wo ich war.

Er räusperte sich. Und versuchte irgendwie die richtigen Worte zu finden: "Ich ähm... Also das ist echt komisch... Also nicht schlecht oder so... einfach so... besonders... zwischen uns meine ich... Ich sollte, also das geht nicht... Ich sollte jetzt gehen... bis morgen... Pam. Also... mach's gut!". Er strich sich mit einer Handbewegung die Haare aus dem Gesicht, schenkte mir ein verwirrtes Lächeln und verschwand dann eilig in die Richtung seines Autos.

Ich konnte ihm nur hinterherblicken und ein paar mal tief durchatmen um mich zu entspannen.

Noch als Leon dann endlich kam war ich ziemlich durch den Wind und konnte mich kaum auf unser Gespräch konzentrieren. Immer wieder musste ich an diese Augen denken. Dieses wunderschöne Gesicht, diesen attraktiven Mann, den ich offensichtlich so verwirrte. Und dasselbe tat er mit mir. Weiß Gott wieso.

Wir fuhren mit Leons Motorrad zu ihm nach Hause. Er hatte sturmfrei, also hatten wir freie Bahn, was das Essen und den Zeitvertreib anging.
Zur Feier des Tages - endlich mal wieder ein Tag, an dem wir wirklich Ruhe vor unseren Eltern hatten, was leider sehr selten vorkam - bestellten wir uns Pizza. In der Zeit, in der wir auf das Essen warteten, schauten wir unsere Hausaufgaben durch und erledigten sie grob. Man musste ja nicht immer alles perfekt detailliert haben.

Es klingelte und Leon holte die Pizzen. Also machten wir es uns mit Netflix und unserem Essen bequem.

Die Pizza war wirklich gut, von meiner Lieblingspizzeria. Aber ich konnte sie nicht richtig genießen. Ich hatte das Gefühl, irgendwas läge in der Luft.

Er sah mich immer wieder so an. So als wollte er mich gleich hier auf dem Sofa nehmen. Und das konnte sogar sein.

Leon wollte schon lange mit mir schlafen. Aber ich hatte ihm immer gesagt mit 14 oder auch mit 15 war es noch zu früh. Aber jetzt war ich schon 16, wurde bald 17.

Er war fast 18. Ich glaube so langsam wurde er ungeduldig. Aber momentan wollte ich es noch weniger. Einerseits weil ich der Ansicht war, dass unsere Beziehung nur noch aus Gewohnheit bestand und da nicht mehr diese Anziehungskraft herrschte, die ich in einer Beziehung für so wichtig hielt.
Andererseits hatte ich da gerade diesen einen Menschen kennengelernt. Ich kannte ihn gerade mal 12 Stunden, das war Quatsch. Aber ich verspürte ihm gegenüber so viel mehr als Leon gegenüber. Ich wollte ihm das nicht sagen und ich wollte ihn noch weniger verletzen, denn er selbst sah leider einfach noch nicht ein, dass das Feuer zwischen uns erloschen war.

Als wir aufgegessen hatten brachten wir die Kartons weg und kuschelten uns in sein Bett.

Er war sehr aufdringlich heute. Zu aufdringlich. Aber es war klar, dass er diesen Moment ausnutzen würde, jetzt wo wir endlich mal wieder allein waren...

Er küsste mich sanft und schob sich dabei über mich. Ich erwiderte den Kuss, verspürte aber nicht den Drang diese Intimität weiter zu vertiefen.

Seine rechte Hand lag an meiner Hüfte, mit der anderen stützte er sich ab. "Hey, Schatz... Was meinst du?", fragte er mich zwischen immer intensiveren Küssen. Er arbeitete sich langsam von meinem Mund zu meinem Hals. "Wer weiß wann wir so bald wieder die Möglichkeit dazu bekommen?", er sah es nicht ein.

Ich fuhr mit meiner Hand in seine Haare und zog seinen Kopf daran leicht nach oben. Ich wusste, dass es ihn nur noch mehr anmachte, aber ich wusste mir in dem Moment nicht anders zu helfen.

Seine Augen glitzerten, aber dieser Glanz verschwand sofort, als ich sagte: "Lass uns noch warten... Ich bin noch nicht bereit dafür...". Und ich wollte es nicht. Zumindest nicht mehr mit dir, Leon!

Er rutschte von mir runter und legte sich mit einem gewissen Abstand neben mich.

"Warum nicht? Ich meine 2 Jahre Beziehung müssten doch reichen! Vertraust du mir nicht mehr? Ich meine, es ist deine Entscheidung und ich respektiere die... Aber das heißt nicht, dass ich damit glücklich bin.", er wirkte echt bedrückt und fast schon verzweifelt.

Deshalb hatte ich auch solche Angst vor diesem Gespräch. Ich wollte ihn nicht verletzen.

Aber ich wollte auch nicht mit ihm schlafen, nur damit er zufrieden war.
"Ich hab keine Angst, ich weiß nur nicht, ob es richtig ist, es jetzt zu tun. Ich vertraue dir und es ist unglaublich lieb von dir, dass du so lange wartest und nicht schon irgendwie... Also danke... Aber ich weiß nicht, es fühlt sich für mich momentan einfach noch nicht richtig an...", ich blickte von meinen Händen auf und sah Leon erwartungsvoll an.

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Naaaa
Da bin ich wieder! Was meint ihr, wie Leon reagiert? Schreibt es mir doch mal in einen Kommentar ;)
Bis dann:)
LG
GM

Fuck SocietyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt